Jeder für sich ist ein Topathlet, gemeinsam waren sie unschlagbar. Seit der Saison 2014 fahren sie zusammen im Porsche 919 Hybrid. In ihren 16 gemeinsamen Rennen haben sie sechs Polepositions und vier Siege errungen.

Das Trio ist facettenreich: Bernhard (34, Deutschland) bringt die meisten Langstreckenerfolge mit, gehört schon seit 1999 zur Porsche-Familie und hat Titel in allen Kategorien gewonnen. Vor allem in der Anfangsphase war er es, der die Neulinge Hartley (26, Neuseeland) und Webber (39, Australien) führte, die erst mit dem WM-Programm für den 919 Hybrid in der Le-Mans-Prototypen-Klasse 1 zu Porsche stießen. Genau wie Bernhard sind auch der junge Neuseeländer mit der blonden Mähne und der arrivierte neunmalige Formel-1-Grand-Prix-Sieger aus Australien zum ersten Mal in ihrer Karriere Weltmeister.

Timo Bernhard...

...aus Bruchmühlbach-Miesau hat alle großen Sportwagen-Langstreckenrennen gewonnen: Le Mans, Daytona, Sebring, auf dem Nürburgring triumphierte er sogar fünf Mal beim 24-Stunden-Rennen. Die größte internationale Anerkennung vor dem Weltmeistertitel 2015 erntete er nach dem Gesamtsieg in Le Mans 2010, den er zusammen mit Romain Dumas und Mike Rockenfeller im Audi errang. Damals hatte Porsche ihn an die Konzernschwester ausgeliehen.

Bernhard ist der dienstälteste Porsche-Werksfahrer, er begann seine erfolgreiche Porsche-Laufbahn 1999 als Junior und ist der bislang einzige Werksfahrer, der in allen Kategorien der Porsche-Pyramide Meister wurde: 2001 gewann er den Porsche Carrera Cup Deutschland, 2004 den GT-Titel in der American Le Mans Series, 2007 und 2008 wurde er dort mit dem RS Spyder LMP2-Champion. Privat rückt er immer wieder zu Rallye-Einsätzen aus. 2013 entschied der Saarpfälzer mit einem 911 GT3 die Saarland-Rallye für sich, einen Lauf zur Deutschen Rallye-Meisterschaft. Im gleichen Jahr triumphierte Bernhard in seinem Porsche 911 GT3 bei der Rallye Baden-Württemberg, die zum ADAC Rallye Masters zählte. 2014 feierte er den Sieg beim Homburger ADAC Bergrennen, ebenfalls im 911 GT3 Cup und praktisch vor der eigenen Haustür. Heimat ist auch das „Team 75 Bernhard“ – Vater Rüdiger übernimmt die Rolle des Teamchefs. Trotz aller internationalen Erfolge ist Timo Bernhard bodenständig geblieben. Und seit 2013 sind er und seine Frau Katharina stolze Eltern von Paul.

Bernhard war schon beim eher harzigen Beginn des LMP1-Programms mit dabei und fuhr am 12. Juni 2013 den Rollout mit dem ersten 919 Hybrid. „Eine Ehre“, sagt er und erklärt: „Das war nicht nur ein neuer Le-Mans-Rennwagen, es war ein Porsche.“ Er erinnert sich: „Als ich vor über zehn Jahren mit meinem allerersten Dienstwagen ins Dorf fuhr, standen dort Kinder. Ich konnte sie nicht hören, aber sehen, was ihre Münder formten: Das ist ein Porsche!“

Brendon Hartley...

...begann als Sechsjähriger mit dem Kartsport, inspiriert von seinem Rennen fahrenden Vater Bryan und seinem älteren Bruder Nelson, benannt nach Nelson Piquet. In seiner Heimat Neuseeland – er wuchs in Palmerston North auf der Nordinsel auf – stieg Brendon Hartley in den Formelsport ein. Nach Siegesserien in der Formel Ford und weiteren Erfolgen war bald klar, dass er das Talent für eine weiterführende Karriere besaß, aber dafür am falschen Ende der Welt lebte. Mit 16 bezog er Quartier im Osten Deutschlands und fuhr in der Formel-Renault 2.0 die deutsche und die Europameisterschaft, 2007 gewann er die World Series by Renault. Eine prägende Zeit in der Fremde und harte Arbeit in der Talentschmiede von Red Bull.

Ein Husarenstück gelang ihm 2008 beim Formel-3-Grand-Prix in Macau: Startplatz 20, Dritter im Ziel, schnellste Rennrunde inklusive. Trotzdem fiel er aus allen Wolken, als der Telefonanruf von Red Bull kam, dass er den verletzten Mark Webber bei einem Formel-1-Test vertreten möge. „Wow, dieser Chance hatte ich bis dahin alles in meinem Leben untergeordnet. Ich habe sofort daheim angerufen und die ganze Familie aus dem Bett geklingelt.“ Er machte seine Sache gut, zog von Deutschland nach Milton Keynes und hatte so immerhin eine Umgebung, in der man seine Sprache sprach.

Bis einschließlich 2013 besaß er einen Formel-1-Vertrag – erst als Testpilot für Red Bull Racing, dann für das Mercedes-Team. Er wurde hoch geschätzt für seine Simulatorarbeit. Aber ein Rennfahrer muss Rennen fahren. 2012 nahm seine zweite Laufbahn im Langstreckensport Fahrt auf. European Le Mans Series, Grand Am, zwölf Stunden in Bathurst, 24 Stunden in Daytona und in Le Mans. „Ich hoffte, dass ein Hersteller auf mich aufmerksam würde. Dass es Porsche wurde, die erfolgreichste Marke in Le Mans – damit erfüllte sich ein Traum.“

Mark Webber...

...hat nun seit zwei Jahren ein Dach über dem Kopf – und kein eigenes Auto mehr. Nach 215 Grands-Prix, von denen er neun gewann, verließ er die Formel 1 Ende 2013. Den Porsche 919 Hybrid mit zwei anderen Fahrern zu teilen, verlangt Kompromisse bei Sitz, Pedalerie und Abstimmung. Je wohler sich ein Fahrer fühlt, desto schneller ist er. Weil davon alle drei gleichermaßen profitieren, hat jeder ein vitales Interesse am Speed der Kollegen. „Es hat mich selbst überrascht“, sagt Webber, „wie sehr ich dieses Teilen genieße.“

Webber verließ seine australische Heimatstadt Queanbeyan in New South Wales als 19-Jähriger. In England war er einer von vielen und einer von jenen, die keine Sponsoren hatten. Er gewann beim Formel-Ford-Festival in Brands Hatch, fuhr Formel 3 und Formel 3000. Er bekam einen Platz im Sportwagenprogramm von Mercedes. In Le Mans hob das Auto ab. Webber überstand zwei dramatische Bruchlandungen unverletzt, doch aus seiner Karriere schien die Luft entwichen. Das Blatt wendete sich mit einer erfolgreichen Formel-1-Testfahrt für das damalige Benetton-Team, woraus ein Engagement als Test- und Ersatzfahrer für die Saison 2001 resultierte. 2002 fuhr er seinen ersten Grand Prix und brachte in Melbourne einen unterlegenen Minardi auf Platz fünf ins Ziel.

2005 holte er mit BMW Williams seinen ersten Podestplatz. Im 131. Grand Prix gelang ihm 2009 mit Red Bull Racing auf dem Nürburgring der erste F1-Sieg. 2010 und 2012 gewann er den Großen Preis von Monaco. 2014 kehrte er mit Porsche nach Le Mans zurück, fuhr Führungsrunden, fiel aber zwei Stunden vor dem Ziel mit Motorschaden aus. 2015 lag das Auto von ihm, Timo Bernhard und Brendon Hartley noch länger in Führung, wurde aber durch eine Strafe zurückgeworfen und Zweiter hinter den siegreichen Kollegen im Porsche 919 Hybrid. „Unfinished Business“ nennt Webber das. Nach dem Weltmeistertitel 2015 will er den Le-Mans-Sieg 2016 – und zwar mit Porsche. „Die Marke bedeutet für mich hoch entwickelte Sportwagen, die ohne Übertreibung auskommen – perfekt für mich und perfekt in jedem Szenario.“ Trotzdem hat er privat für Auswahl gesorgt: Er besitzt einen 918 Spyder*, einen 911 GT2 RS und einen GT3 RS 4.0.

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