Beim Sechsstundenrennen der FIA WEC Langstrecken-Weltmeisterschaft in Bahrain am 19. November absolviert der amtierende Weltmeister aus Australien seinen letzten Werksfahrer-Einsatz. Anschließend erwarten den neunmaligen Formel-1-Grand-Prix-Sieger neue Aufgaben: Der 40-jährige Mark Webber wird Porsche als Repräsentant bei Veranstaltungen vertreten und seine Erfahrung als Berater für die Motorsportprogramme des Stuttgarter Sportwagenherstellers einbringen. Dazu gehören die Talentsuche sowie Fahrertrainings für angehende Profis und die große Zahl der weltweiten Porsche-Amateurrennfahrer. Webber ist neben der Rallye-Legende Walter Röhrl (69) nun der zweite Repräsentant des Unternehmens. Beide zeichnet neben einer erfolgreichen Rennfahrerkarriere eine hohe Affinität zu Porsche aus.
„Mark Webber steht für all das, was Porsche ausmacht: Sportsgeist, Ausdauer, Nahbarkeit und konzentriertes Arbeiten am Erfolg. Er ist voller Tatendrang und immer ein aufmerksamer Zuhörer. Ich danke Mark für seine große Leistung in der Langstrecken-Weltmeisterschaft und freue mich, dass er auch in Zukunft Porsche eng verbunden bleibt“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG.
Fritz Enzinger, Leiter LMP1, lässt den Piloten ungern ziehen: „Mark hat das Programm mit seiner ganzen Erfahrung schon in der wichtigen Aufbauphase gestärkt und sich nahtlos ins Team integriert. Hinter dem Steuer zeigt er sich als fairer Kämpfer, der kein noch so hartes Rad-an-Rad-Duell scheut. Gleichzeit denkt er strategisch und teamorientiert. Dieser Mix macht ihn als Langstreckenpilot besonders wertvoll. Der Gewinn der Fahrerweltmeisterschaft 2015 zusammen mit Timo Bernhard und Brendon Hartley war da fast schon eine logische Konsequenz. 2016 hoffen wir, auch dank seiner Leistung, erneut auf die WM-Titel in der Hersteller- und Fahrerwertung.“ Derzeit liegt das Porsche Team in beiden WM-Tabellen auf Platz eins. In der Herstellerwertung führt Porsche mit 238 Punkten vor Audi (185) und Toyota (137). Romain Dumas/Neel Jani/Marc Lieb haben 37,5 Zähler Vorsprung in der Fahrerwertung auf das beste Audi-Trio. Noch sind drei Rennen zu absolvieren.
Webber: „Porsche ist die Marke, die ich immer am meisten liebte“
„Ich bin angekommen“, sagt Webber. „Porsche ist die Marke, die ich immer am meisten liebte, die am besten zu mir passt. Der 911 ist eine Ikone – Eleganz, Performance und Understatement zugleich, niemals aufdringlich. Er ist zu jeder Gelegenheit und in jeder Situation das richtige Auto.“ Webber weiter: „Ich werde den schieren Speed, Downforce und Wettkampf vermissen. Aber ich will gehen, wenn es am schönsten ist und freue mich auf meine neuen Aufgaben.“
Webber müsste seine Profi-Rennkarriere noch nicht beenden: Seine Rundenzeiten sind top, er ist fit, seine Erfahrung ist unbezahlbar, und die Beziehung zu seinen Teamkollegen mündete in enger Freundschaft. Nach seiner erfolgreichen Formel-1-Laufbahn wusste Webber genau, was er in Zukunft wollte. „Die Umstellung von der Formel 1 auf den LMP1 war groß und eine komplett neue Erfahrung. Aber sie kam für mich zur richtigen Zeit. Ich habe festgestellt, dass ich es genieße, ein Auto zu teilen, und die Chemie zwischen Timo, Brendon und mir ist besonders, daran werde ich mich immer erinnern. Es wird sich seltsam anfühlen, in Bahrain zum letzten Mal in das Rennauto zu steigen. Ich will jeden Moment der verbleibenden WM-Läufe intensiv genießen.“
Aussie Grit: die Mark-Webber-Story
Seit 1991 hat Mark Webber in seinem Leben alles dem Rennsport untergeordnet. Kart, Formel Ford, Formel 3, Formel 3000, insgesamt 215 Formel-1-Grand-Prix mit neun Siegen und 42 Podestplätzen in der Königsklasse. 2013 schließlich fand er seine Heimat bei Porsche. Schon 2015 folgte der Weltmeistertitel in der FIA World Endurance Championship (WEC), den er sich zusammen mit Timo Bernhard und Brendon Hartley im Le-Mans-Prototyp 919 Hybrid hart erkämpfte. 2016 ist das Jahr des Umbruchs im Leben des smarten Australiers: Im Frühsommer heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Ann, am 27. August wurde er 40 Jahre alt. Und am Ende des Jahres hängt er den Profi-Rennhelm an den Nagel, um sich der Aufgabe als Porsche-Repräsentant und Berater zu widmen.
Webber ist geradeheraus und ehrlich mit sich selbst. In seinem 2015 veröffentlichen Buch „Aussie Grit: My Formula One Journey“ gibt er tiefe Einblicke in seinen Werdegang. Er verließ seine australische Heimatstadt Queanbeyan in New South Wales als 19-Jähriger mit dem klaren Ziel, in England seine Rennfahrerkarriere auszubauen. Er war einer von vielen und einer von jenen, die keine Sponsoren hatten. Nur Talent. Er gewann beim prestigeträchtigen Formel-Ford-Festival in Brands Hatch, fuhr Formel 3 und Formel 3000. Er bekam einen Platz im Sportwagenprogramm von Mercedes.
Höhepunkt der Saison 1999 sollte das 24-Stunden-Rennen von Le Mans werden. Auto und Team galten als Favoriten. Aber die Aerodynamik war tückisch, der Mercedes bekam Unterluft und hob ab. Erst im Zeittraining und dann im Warm-up wurde Webber zum Passagier. Er überstand zwei dramatische Bruchlandungen unverletzt, doch aus seiner Karriere schien die Luft raus zu sein. Das Blatt wendete sich mit einer erfolgreichen Formel-1-Testfahrt für das damalige Benetton-Team, woraus ein Engagement als Test- und Ersatzfahrer für die Saison 2001 resultierte.
Der größte Triumph: Das Finale in Bahrain
Webbers Formel-1-Debüt war bezeichnend: Er fuhr 2002 bei seinem Heimrennen in Melbourne auf Platz fünf – mit einem unterlegenen Minardi. 2005 holte er mit dem damaligen BMW WilliamsF1 Team seinen ersten Podestplatz. Im 131. Grand Prix, 2009 mit Red Bull Racing, gelang ihm in Deutschland der erste Formel-1-Sieg. 2010 und 2012 gewann er den Großen Preis von Monaco. Nach 15 Jahren kehrte ein älterer und erfahrenerer Webber 2014 an die Sarthe zurück. Die Ereignisse von 1999 lagen weit zurück, aber das große Happy End in Le Mans blieb ihm verwehrt: 2014 platzte der Traum zwei Stunden vor dem Ziel an zweiter Stelle liegend mit einem Knall aus dem Antrieb. 2015 lag der 919, den er sich erneut mit Timo Bernhard und Brendon Hartley teilte, im ersten Renndrittel in Führung, wurde dann aber durch eine Zeitstrafe zurückgeworfen. Das Trio kämpfte sich bis auf Platz zwei nach vorn. 2016 war es ein Wasserpumpendefekt, der ihn und seine Teamkollegen vom Sieg abhielt.
Der größte Triumph mit dem LMP1 und Porsche gelang im November 2015 in einem Nerven zerreißenden Finale in Bahrain. An dem Auto waren letztlich beide Dros-selwalzenhebel gebrochen und notdürftig auf Vollgas arretiert worden. Der 919 war nur noch dank immenser Ingenieursleistung im Hintergrund und dank übermenschlich anmutender Fahrersensibilität unterwegs. Es ging um den Titel. „Meine erste Weltmeisterschaft zusammen mit Timo und Brendon im Porsche geholt zu haben, bedeutet mir unheimlich viel“, sagt Webber. Niemals spricht er über diesen Erfolg, ohne seine Teamkollegen zu erwähnen.
Erster eigener Porsche war gleich ein Turbo
Seine Affinität zu Porsche ist solide gewachsen. Als Teenager fuhr er den geliehenen Elfer eines Freundes, sein erster eigener Porsche war gleich ein Turbo. Heute gehören zu seiner Sammlung ein 918 Spyder, ein 911 R, ein 911 GT3 RS (991), ein 911 GT2 RS (997), ein 911 GT3 RS 4.0, ein 356 Cabriolet von 1954 und ein 2.7 Carrera von 1974.
Vita
Geburtsdatum: 27. August 1976
Geburtsort: Queanbeyan (New South Wales, AUS)
Nationalität: Australier
Wohnort: Buckinghamshire (GB)
Familienstand: Verheiratet mit Ann
Hobbys: Liebt Sport in der Natur, mountainbiken, Helikopter fliegen
Twitter: @AussieGrit
Weitere Informationen zur Karriere von Mark Webber finden Sie in der Pressemitteilung unter „Download“.
911 R: Kraftstoffverbrauch kombiniert 13,3 l/100 km; CO2-Emission 308 g/km
911 GT3 RS: Kraftstoffverbrauch kombiniert 12,7 l/100 km; CO2-Emission 296 g/km
918 Spyder: Kraftstoffverbrauch kombiniert 3,1 – 3,0 l/100 km; CO2-Emission 72 – 70 g/km; Stromverbrauch kombiniert 12,7 kWh/100 km
Porsche Modellreihe 911: Kraftstoffverbrauch kombiniert 12,7–8,2 l/100 km; CO2-Emissionen 296–191 g/km