Die Motorsportabteilung der Stuttgarter verfolgt mit dem neu entwickelten Porsche 963 ein klares Ziel: Der rund 500 kW (680 PS) starke Rennwagen soll die siegreiche Tradition des Sportwagenherstellers bei den 24 Stunden von Le Mans, aber auch bei den US-Langstreckenklassikern in Daytona und Sebring fortschreiben. Auf dem Circuit des 24 Heures in Frankreich hat Porsche bereits 19 Mal die Gesamtwertung gewonnen und ist damit Rekordhalter – zuletzt mit dem Hightech-Rennwagen 919 Hybrid, der von 2015 bis 2017 dreimal in Folge triumphierte.

Porsche 963, 2022, Porsche AG
Der neue Herausforderer: Mit dem 963 bereitet sich Porsche auf die Teilnahme an der Langstrecken-Weltmeisterschaft vor, unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans, und kämpft in der nordamerikanischen IMSA-Serie wieder um Gesamtsiege. Der Hybrid-Rennwagen soll auch bei Kundenrennen antreten.

Nun soll die Rückkehr in die Topklasse des Prototypen-Sports eine besonders runde Sache werden: Der 20. Gesamtsieg von Porsche in Le Mans würde mit dem 100. Geburtstag der Traditionsveranstaltung zusammenfallen. Zum großen Motorsportfest in Frankreich erwarten die Veranstalter am Wochenende des 10./11. Juni über 250.000 Zuschauer. Bei dieser besonderen, 91. Auflage des Klassikers möchte Porsche auch die rund 70 Kilogramm schwere Jubiläumstrophäe nach Zuffenhausen entführen.

V8-Motor mit DNA des RS Spyder

Dabei setzen die Motorsport-Verantwortlichen des Autobauers auf große Kosteneffizienz. Der Porsche 963 entspricht dem neuen LMDh-Regelwerk. Die „Le Mans Daytona hybrid“-Prototypen basieren auf Chassis ausgewählter, externer Zulieferer. Im Falle des 963 stammen sie vom kanadischen Spezialisten Multimatic. Die bis zu 50 kW (68 PS) starke Hybridkomponente ist ein Einheitssystem. Dies verringert den hohen Aufwand für eine eigene Entwicklung. Den konventionellen Antrieb des neuen Renn-prototypen übernimmt ein 4,6 Liter großer Biturbo-Motor, der auf dem V8-Aggregat des Supersportwagens 918 Spyder basiert. Die DNA dieses Hochdrehzahlaggregats reicht zurück bis zu dem legendären RS Spyder, mit dem Porsche und das Team Penske von 2006 bis 2008 alle Titel in der American Le Mans Series gewonnen haben.

Porsche trifft auf namhafte Konkurrenz

Das neue Werksteam Porsche Penske Motor-sport schickt ab 2023 jeweils zwei der über 330 km/h schnellen Rennwagen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und der nordamerikanischen IMSA-Serie an den Start. Insgesamt stehen 18 Rennen in acht Ländern auf drei Kontinenten auf dem Programm. Die großen Highlights sind die 24-Stunden-Rennen in Daytona am 28./29. Januar sowie in Le Mans im Juni. Hinzu kommen große Klassiker wie das 12-Stunden-Rennen in Sebring, das „Petit Le Mans“ auf der Road Atlanta und das traditionsreiche 6-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps.

Das zehnköpfige Fahreraufgebot ist bärenstark und erfahren. Neben dem ehemaligen Formel-1-Piloten Felipe Nasr aus Brasilien gehören ihm auch die Le-Mans-Sieger Nick Tandy aus Großbritannien und André Lotterer aus Duisburg an. Die beiden Porsche 963 für die Langstrecken-WM inklusive der 24 Stunden von Le Mans werden in einem neuen Einsatzzentrum in Mannheim vorbereitet. Auch am US-Standort des Partners Team Penske in Mooresville im US-Bundesstaat North Carolina laufen die Arbeiten während des Jahreswechsels auf Hochtouren. Das erste Rennen, die berühmten 24 Stunden von Daytona in Florida, steht bereits am letzten Januar-Wochenende auf dem Plan. Nach fast 30.000 Testkilometern ist die Hoffnung groß, dass der 963 gut vorbereitet für den Wettbewerb gegen die namhafte Konkurrenz gerüstet ist. In der IMSA tritt der Porsche zum Beispiel gegen Rennwagen von BMW, Cadillac und der Honda-Tochter Acura an. In der Langstrecken-WM trifft der Porsche in der Hypercar genannten Topklasse unter anderem auf Fahrzeuge von Ferrari, Toyota und Peugeot.

Ab dem ersten Jahr in Kundenhand

Der Langstrecken-Rennsport steht mit der Einführung des neuen Regelwerks vor einer neuen Ära. Sie erinnert an die glorreichen Gruppe-C--Zeiten in den 1980er-Jahren. Vor rund 40 Jahren war Porsche mit dem 956 und dem 962 das Maß der Dinge. Damals räumten das schwäbische Werksteam sowie zahlreiche professionelle Kundenmannschaften nahezu alle Pokale ab, die es zu gewinnen gab. An diese Tradition möchte Porsche nun wieder anknüpfen: Der 963 ist ab der Saison 2023 auch für Partnerteams verfügbar. Die erfahrenen Rennställe JOTA Sport, JDC Miller MotorSports und Proton Competition setzen bereits im Debütjahr auf den Rennwagen aus Weissach.