19. März 1911 – an diesem Tag fand zum ersten Mal in der Geschichte der internationale Frauentag statt, genauer gesagt in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz. Erst seit 1920 findet er am 8. März statt. Doch egal, an welchem Tag wir ihn begehen: Wir setzen damit ein Zeichen für die Rechte und Beteiligung von Frauen.

Der diesjährige Internationale Frauentag steht unter dem Motto #BalanceforBetter.

„Die Chancengleichheit hat noch einen Weg zu gehen." Daniela Rathe

Für mich als Leiterin Politik, Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit bei Porsche steht das Wort Balance für eine bessere Welt mit fairen Lebensbedingungen. Jeder hat seinen Teil dazu beizutragen. Ich denke dabei an das erfolgreiche Zusammenspiel von Umweltschutz, erfolgreichem Wirtschaften und sozialer Verantwortung – also konsequentes nachhaltiges Handeln in der Arbeitswelt wie im persönlichen Leben. Frauen leisten von jeher einen fundamentalen Beitrag für stabile gesellschaftliche Verhältnisse, sei es als Mütter, Aktivistinnen, Politikerinnen oder Managerinnen. Sie stellen sich aktuellen Herausforderungen, nutzen diese als Chancen, sich selbst immer wieder neu zu definieren, für andere etwas zu bewegen und ihr Streben, die Zukunft zu gestalten, nicht einschränken zu lassen. Aber noch immer geschieht dieses Engagement zu oft im Verborgenen und unbemerkt. Die Chancengleichheit hat noch einen Weg zu gehen.

Darum möchte ich heute aus der Vielzahl sehr beeindruckender Persönlichkeiten zehn Frauen herausgreifen, die unsere Welt geprägt und zum Positiven verändert haben – und es auch heute noch tun. Sie sind #WomenAtWork:

1. Marie Curie

Bis heute haben nur vier Personen mehrere Nobelpreise erhalten – Marie Curie ist die einzige Frau unter ihnen. Sie erhielt die Auszeichnung sowohl in Physik als auch in Chemie. Wir alle wissen um die bahnbrechende Forschung, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie betrieb: Sie entdeckten neue Elemente und erforschten radioaktive Strahlung, die u.a. Röntgenuntersuchungen möglich machten. Nach dem Unfalltod ihres Mannes wurde Marie Curie zur ersten Professorin an der Sorbonne. Dies alles gelang ihr in einer Zeit, in der das wissenschaftliche Arbeiten von Frauen alles andere als normal war – sie war starken öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Sie war Mutter, Schwester, Ehefrau, Erzieherin, Wissenschaftlerin, Erfinderin, Ärztin. Und trotzte mit ihrer enormen Kompetenz allen Widrigkeiten.

2. Sophie Scholl

Eine ganz andere Form von Widerstand leistete Sophie Scholl – sie kämpfte gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl gegen die grausame Brutalität und Unmenschlichkeit der Nazi-Diktatur. Die Geschwister waren Mitglieder der Widerstandsbewegung Weiße Rose und verteilten politische Flugblätter, in denen sie den Sturz des Regimes und den Aufbau eines neuen Denkens in Europa forderten. Der Tag ihrer Ermordung war ein schwarzer Tag für unser Land, doch ihr Mut ist bis heute unvergessen und unglaublich beeindruckend.

„Ihr Mut ist bis heute unvergessen" Daniela Rathe über Sophie Scholl

3. Ingrid Staehle

Seit 1981 setzt sich Terre des Femmes als Menschenrechtsorganisation dafür ein, dass Frauen weltweit ein freies und selbstbestimmtes Leben führen können. Gründerin der NGO ist die Hamburger Journalistin Ingrid Staehle. Sie rief Terre des Femmes ins Leben, weil sie im Zuge ihrer Arbeit immer wieder auf schreckliche Frauenschicksale aufmerksam wurde, diese sichtbar gemacht hat und für deren, ja für unser aller Rechte eingetreten ist. Damit hat sie einen nachhaltigen Beitrag für Mädchen und Frauen weltweit geleistet.

4. Jane Goodall

Jane Goodall war eine britische Verhaltensforscherin, die seit den 1960ern Jahren das Verhalten von Primaten erforscht hat. Sie hat damit nicht nur einen großen Beitrag für die Biologie geleistet, sondern auch das Verständnis und Bewusstsein für den Artenschutz insbesondere von Primaten gestärkt. Das macht sie für mich zu einer Ikone der Nachhaltigkeit. Ihre Geschichte hat für mich gleichzeitig auch eine ganz persönliche Komponente: Ihre Forschung startete Goodall in Tansania, einem Land, dem ich selbst eng verbunden bin. Während meiner Tätigkeit als Kulturamtsleiterin in Tübingen hatte ich das Privileg, eine Klimapartnerschaft mit der tansanischen Stadt Moschi aufbauen zu dürfen – eine Erfahrung, die mich nachhaltig geprägt hat.

„Eine Ikone der Nachhaltigkeit" Daniela Rathe über Jane Goodall

5. Lise Kingo

Lise Kingo ist seit 2015 Executive Director des United Nations Global Compact, der weltweit größten Corporate Sustainability Initiative. Ihre Mission ist es, die Ziele für nachhaltiges Wachstum der UN zu einer Inspirationsquelle für Wirtschaft und Wachstum zu machen. Dabei setzt sie vor allem auf die Zusammenarbeit von internationalen Organisationen, Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft. Sie vertritt damit aus meiner Sicht ein sehr modernes, umfassendes Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit, in dem sie alle relevanten Stakeholder an einen Tisch bringt – ich glaube fest daran, dass wir mit diesem Ansatz weltweit am meisten bewirken können, um die UN Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

6. Simone Menne

CFO, Aufsichtsrätin und Kunstkennerin – Simone Menne machte bei Lufthansa Karriere, war viele Jahre erfolgreich in der Unternehmensleitung tätig und wurde der erste weibliche Finanzvorstand eines DAX-30-Konzerns. 2017 kehrte sie der Finanzwelt den Rücken und widmet sich jetzt der Kunst in ihrer Heimat Kiel. Im Erdgeschoss ihres Hauses betreibt sie eine eigene Galerie, mit der sie junge Künstlerinnen und Künstler aus der Region fördert – so, wie sie auch Frauen in der Wirtschaft stärken und unterstützen möchte. Sie spricht dazu und zu den Potentialen der Digitalisierung auf vielen Veranstaltungen, bekleidet weiterhin Aufsichtsratsposten in namhaften Großkonzernen. Sie verbindet Kontrolle und Kreativität, Karriere und Kunst – das macht sie für mich zu einer einmaligen Frau mit Vorbildcharakter.

7. Rita Kimani

Rita Kimani hat sich den Bedürfnissen kenianischer Bauern angenommen. Sie stammt selbst aus einer Familie, die von Landwirtschaft lebt und kennt daher deren Herausforderungen sehr gut. Nach ihrem Studium an der Universität Nairobi gründete sie 2014 gemeinsam mit Peris Bosire Farmdrive. Das soziale Unternehmen verbindet kleine Farmer mit Finanzinstituten, die ihnen Darlehen für den Aufbau eigener Betriebe zur Verfügung stellen. Damit trägt Rita Kimani mit ihrer Arbeit ebenfalls zur Erreichung der UN Nachhaltigkeitsziele bei, indem sie kenianischen Bauern dabei hilft, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien und Dorfgemeinschaften zu sichern.

8. Nadia Murad

Nadia Murad ist irakische Menschenrechtsaktivistin mit einer grausamen wie auch beeindruckenden Geschichte: Im Jahr 2014 wurde sie zusammen mit vielen anderen Jesiden vom Islamischen Staat (IS) verschleppt und Opfer brutaler Gräueltaten. Doch sie überlebte – und wurde zur Stimme ihres unterdrückten Volkes, insbesondere der jesidischen Frauen, zur öffentlichen Anklägerin ihrer Peiniger, zur UN-Sonderbotschafterin. Seit dem Ende ihrer Gefangenschaft und ihrer Flucht nach Baden-Württemberg kämpft sie unerlässlich für die Anerkennung der Gräueltaten des IS als Völkermord. Für ihre Kraft und ihren Mut erhielt sie als erste Irakerin den Friedensnobelpreis.

9. Sian Sykes

Die Umweltaktivistin Sian Sykes ist eine Aussteigerin – sie hat einen gut bezahlten Job in der Londoner Medienbranche an den Nagel gehängt, um sich dem Umweltschutz zu widmen. Sie lebt heute auf einer kleinen walisischen Insel. Dem Müll, den sie jeden Tag am Strand sieht, hat sie den Kampf angesagt und 2018 eine sehr anspruchsvolle 60-tägige Reise gestartet. Auf einem Stand-Up-Paddleboard umrundete sie Wales, um auf die Verschmutzung der Meere und den explodierenden Konsum von Einweg-Plastik-Verpackungen aufmerksam zu machen. Eine mutige Aktion für ein wichtiges Thema.

10. Luisa Neubauer

Luisa Neubauer ist das jüngste Mitglied auf meiner Liste und engagierte Klimaschützerin. In Berlin organisiert sie derzeit die Fridays For Future mit, auf denen tausende Menschen, allen voran Schülerinnen und Schüler, weltweit für den Kohleausstieg und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens demonstrieren. Ich finde nicht nur das Ziel dieser Proteste sehr wichtig, auch die Zielstrebigkeit und das große Engagement in so jungen Jahren sind bemerkenswert.


Diese Frauen und ihr Wirken haben mich, wie auch viele andere, beeindruckt. Sie mahnen und motivieren gleichermaßen, nicht aufzuhören, mutig voranzuschreiten, trotz vieler Widerstände. Weltweit zeichnen sich politische Bewegungen ab, die Gleichstellung zurückdrängen. Aber die Botschaft heute muss sein: Gehe voran. Zeig Deine Kompetenz, Deinen Mut und setze Maßstäbe! Ich will einen Beitrag leisten, unsere Welt im Gleichgewicht zwischen Ökologie und Ökonomie bei sozialer Verträglichkeit zu stärken und sie dort zu halten. Ob lokal, national oder global, wir alle müssen dazu beitragen, die Probleme unserer Zeit zu lösen und eine Welt schaffen, die auch für nachfolgende Generationen lebenswert ist – #BalanceforBetter.

Info

Daniela Rathe ist Leiterin Politik, Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit bei Porsche.