Die Reise nach Goodwood
#festivalofspeedster – der Name war Programm, wenn das Bergrennen im südenglischen Goodwood schon eine derartige Vorlage gab. Mit einem klassischen Speedster auf Achse nach Großbritannien, von seinen Vorfahren hin zu seinem jüngsten Bruder. Es waren gut 1000 Kilometer, die der indischrote WTL-Speedster der G-Serie mit großer Freude zurückgelegt hat. Ob im Museum neben 356 Speedster 1600 Super auf Rudge-Felgen und silbernem 964 Schmal-Speedster, im alten Fahrerlager der Nürburgrings, oder im strömenden Regen auf einer belgischen Autobahn – der Carrera 3.2 Speedster ist ein wunderbares Auto. Die Multicolor-Karositze in Turboausführung sind überraschend bequem, die Ansprache des Zweiventil-Luftboxers bekannt wundervoll und überhaupt: Man fährt viel zu selten lange Touren mit den Autos. #sportscartogether ist deshalb mehr als ein Hashtag, es sollte ein echter Anreiz sein, um Momente und Geschichten zu erleben. Denn dafür wurden sie gebaut. Verfolgen Sie unsere Reise nach Goodwood zum Festival of Speed unter #festivalofspeedster auf Instagram.
Den ausführlichen Reisebericht lesen Sie hier im Porsche Newsroom.
Die Geschichte des Porsche Speedster
Die Idee kam aus Amerika: ein Auto, um der Konkurrenz aus England entgegenzutreten. Für den sportlichen Einsatz auf der Rennstrecke wie im Alltag. Sportlich und leicht, aber auch minimalistisch und erschwinglich. Der Porsche Speedster wurde zu einer Ikone und krönt zum 70-jährigen Jubiläum wieder einmal die Baureihe 911.
Eine niedrige, geschwungene Windschutzscheibe - die für Wochenendrennen leicht entfernt werden konnte - dazu ein faltbares Notverdeck und gegen Aufpreis Steckscheiben für die Türen. Das waren 1954 die Zutaten für den Porsche 356 Speedster.
Das spartanische Cockpit hatte leichte Schalensitze mit starren Rückenlehnen. Die Instrumentierung beschränkte sich auf Tachometer und Temperaturanzeige. Heizung und Drehzahlmesser blieben optionale Extras, um den Grundpreis unter der magischen 3.000-Dollar-Marke zu halten.
Die Freunde des puren Offenfahrens
Mit bis zu 1171 Einheiten in seinem stärksten Jahr wurde der 356 Speedster zu einem vollen Erfolg, der allerdings erst viel später wieder fortgeführt werden sollte. So mussten die Freunde des puren Offenfahrens bis 1989 warten, denn was zwei Jahre zuvor auf der IAA die Reaktion des Publikums testen sollte, rollte erst zum Ende der 911 G-Serie zu den Händlern: der Porsche 911 Carrera 3.2 Speedster.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der spartanisch und günstig sein sollte, war der Carrera 3.2 Speedster die Krönung der Serie. Unter dem Bestellcode M503 verließen die offensten aller 911 mit den ausgestellten Kotflügeln des Werk-Turbolooks, verfeinert mit einem angepassten Fahrwerk und der Bremsanlage des 911 Turbo. Im Interieur bleibt der Komfort weitgehend erhalten, nur die Notsitze mussten der neuen, knappen Verdeckkonstruktion weichen.
Wie schon beim 356 Speedster war die Funktion des Daches bewusst nur für Notfälle in extremen Wetterbedingungen vorgesehen und nicht als Dauerlösung gedacht. Die leichte Konstruktion sollte die meiste Zeit unter den fließend ausgeformten Buckeln der Glasfaser-Abdeckung hinter den Sitzen verschwinden, um dem Speedster seinen charakteristischen Look zu verleihen. Dank des leichten Verdecks und dem Entfall der hinteren Sitzgelegenheiten konnte der Carrera 3.2 Speedster gegenüber dem 911 Cabriolet 70 Kilogramm Gewicht einsparen, was ihn zusammen mit dem tieferen Schwerpunkt und der angepassten Spurweite zu einem durchaus agilen Fahrzeug machte – wenngleich er auf Grund seines Preises und der Seltenheit, es wurden nur 2104 Exemplare produziert, weniger für Sporteinsätze genutzt wurde, sondern mehr als Sammler- und Liebhaberfahrzeug.
Das Fahrwerk des 964 entstammte dem Carrera RS
Es sollte nach dem Auslaufen der G-Serie nur kurze drei Jahre dauern, bis der Speedster-Schriftzug wieder einen 911 schmückte. In der Baureihe 964 füllte der Speedster dann auch wieder seine ursprüngliche Aufgabe aus: Sport. Das Fahrwerk entstammte praktisch unverändert dem Carrera RS, wie auch die Schalensitze - deren Rückschale in Wagenfarbe lackiert wurde – und Leichtbau-Türtafeln. Im Gegensatz zu den Carrera 2 und Carrera 4 Cabriolets der Serie wurde im Speedster beinahe auf jeden Komfort verzichtet. Es gab keine elektrischen Fensterheber und sogar Klimaanlage und Radio waren aufpreispflichtige Extras. Das Notverdeck über der weiterhin demontierbaren Windschutzscheibe übernahm der 964 Speedster vom Carrera 3.2 – jedoch lieferte Porsche beinahe alle gebauten Fahrzeuge mit der schmalen Carrera-Karosserie aus. Von den 936 Stück der Serie 964 entstanden nur 20 WTL-Varianten in einer speziellen Sonderserie der Exclusive-Manufaktur.
Nicht ganz so selten, aber immer noch sehr limitiert ist der nächste 911 Speedster: das Sondermodell zum Auslaufen der Serie 997. Im Herbst 2010 präsentierte Porsche die auf 356 Exemplare begrenzte Variante, die sich den Antriebsstrang mit dem Carrera GTS teilte. Sportabgasanlage, PDK-Getriebe und PCCB-Keramikbremse gehörten ebenso zum Serienumfang wie die Möglichkeit der Eigner, sich die eigene Nummer des eigenen Fahrzeugs aussuchen zu können. Erstmals in der Geschichte des Speedster ist das Verdeck, das sich über die auch hier extraflache Frontscheibe legt, keine Notlösung mehr, sondern ein voll alltagstaugliches und 100%-wasserdichtes Verdeck. Die Betätigung blieb aus Gewichtsgründen allerdings weiterhin manuell.
Das Porsche 911 Speedster Concept
Ein schönes Geschenk für Fans der flachen Scheibe und des offenen Fahrens fand sich zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung „70 Jahre Porsche Sportwagen“: das Porsche 911 Speedster Concept. Auf Basis der aktuellen Generation 991 haben die Entwickler die Brücke vom Porsche 356 „Nr. 1“ Roadster, der am 8. Juni 1948 seine Betriebserlaubnis erhielt, in die Gegenwart geschlagen. Tonneau-Cover an Stelle eines Verdecks, der Verzicht auf Navigations- und Radiosystem wie eine Klimaanlage und der Einsatz von Vollschalensitze aus Carbon und Leichtbau-Türtafeln zitieren die Vorgänger des Speedster Concepts. Der Talbot-Außenspiegel und die zum Schutz im Kreuz abgeklebten Scheinwerfer sind ebenfalls Anlehnungen an die Motorsport-Vergangenheit der 356 Speedster.
Einem großen Publikum wird das Speedster Concept an diesem Wochenende auf dem Goodwood Festival of Speed gezeigt.
Goodwood Festival of Speed
Das Goodwood Festival of Speed findet dieses Jahr vom 12. bis 15. Juli statt. Alles konzentriert sich dabei auf das berüchtigte 1,16 Meilen lange Bergrennen, das im Mittelpunkt des Events steht. Das Festival ist dafür bekannt, die seltensten und aufregendsten Serien- und Rennwagen sowie Motorräder der Welt anzuziehen – und auch die 25. Auflage wird da keine Ausnahme bilden.
Porsche nimmt beim diesjährigen Goodwood Festival of Speed eine besondere Rolle ein. Anlass ist das Jubiläumsjahr „70 Jahre Porsche Sportwagen“.
Info
Text: Fabian Mechtel
Fotos: Tobias Heil