Auf der Suche nach kreativen Ursprüngen

Slowenische Identität in der Sprache von Contemporary Architecture. Architektin Špela Videčnik studierte bei Zaha Hadid und unterrichtet in Harvard. Und doch zieht sie ihre Inspiration aus den Wurzeln Sloweniens. Aus den Menschen. Den Gegebenheiten. Und der großartigen Landschaft, die auch wir bei unserer Reise im vollelektrischen Porsche Macan entdecken.

Die Luft ist klar, fast scharf. Mit dem vollelektrischen Macan schnellen wir aus der Passkurve 23 und damit aus der Nebelwand heraus auf das Hochplateau der Julischen Alpen. Plötzlich freie Sicht. Stillstand der Gedanken. Und eine atemberaubende Schönheit. Vor uns liegt der Vršičpass. 50 Haarnadelkurven schrauben sich von der Gemeinde Kranjska Gora erst zu Sloweniens höchstem befahrbarem Gebirgspass hinauf und anschließend zum Dorf Trenta ins Soča-Tal hinunter, das unter uns in allen erdenklichen Farbtönen des Herbstes strahlt.

Weiter geht es nach Bohinj, der ersten Anlaufstelle unseres Roadtrips durch Slowenien und Treffpunkt mit einer Frau, die aktuell die kreative Szene des Landes maßgeblich mitbestimmt: Architektin Špela Videčnik. Seit der Gründung ihres Architekturbüros OFIS Architects im Jahr 1996 gemeinsam mit ihrem Partner Rok Oman und mit Standorten in Ljubljana und Paris zählt das Duo zu den spannendsten Newcomern der „Slow Architecture“.

Aber so viel erst einmal als kleiner Teaser. Das satte Drehmoment des Macan bringt die Gedanken beflügelt zurück auf die Straße und in die letzte Passkurve, bevor sich das Soča-Tal vor uns eröffnet. Ursprüngliche Steinbrücken führen immer wieder über den Alpenfluss Soča, der mit seiner außergewöhnlichen blaugrünen Farbe einen bezaubernden Kontrast zu den herbstlichen Rottönen schafft und sich damit auch gleich seinen Zweitnamen „Smaragdfluss“ verdient. Er begleitet uns und den Macan durch den Nationalpark Triglav, unterbrochen nur durch einige spektakuläre Hängebrücken.

Wir treffen Architektin Špela Videčnik

100 kurvenreiche Kilometer später und vorbei am Bohinj-See erwartet uns am Osthang bereits das Hotel Bohinj und mit ihm Architektin Špela Videčnik. Špela zeigt uns nicht nur einige ihrer charakteristischen Werke, sondern gibt uns auch bereits einen ersten Eindruck von den Orten und den Menschen, die das Land prägen.

Die Architektin beginnt ihre Tour mit uns ganz bewusst inmitten der Idylle der slowenischen Alpen im alpinen Luxushotel, das man fast schon als Essenz ihrer Arbeit bezeichnen könnte. Das Konzept spielt mit Volumen, Holz, mit Raum für Begegnungen. Selbstbewusst eigenständig. Luftige Glasflächen und die Holzfassade aus gräulich gebeizter Lärche bestimmen das Erscheinungsbild und bieten auch gleich Aufschluss darüber, was Špela Videčnik inspiriert.

Špela Videčnik, Architektin, Slowenien, 2025, Porsche AG
Špela Videčnik

Mehr als Zaha Hadid, bei der sie im Masterstudium in London studierte, oder ihre Lehraufträge an der Harvard Graduate School of Design, der Hong Kong University und der University of California, Los Angeles, prägt die slowenische Landschaft und ihr ursprünglicher Charakter ihre Projekte. Lokale Gegebenheiten sollen bewahrt und erhalten werden. Contemporary Architecture ja, aber harmonisch integriert.

Špela Videčnik, Architektin, (rechts), Slowenien, 2025, Porsche AG
Slowenische Identität in der Sprache von Contemporary Architecture

Blick auf die Landschaft und Geschichte

Špelas erster Blick auf ein neues Projekt bedingt, sich auf das Gegebene einlassen zu können, darin einzutauchen. Statt der Suche nach Trends über soziale Medien richtet sich der Blick auf die Landschaft und die Geschichte der Gegend. So wird die Sage der Wanderer zum Logo, das in Mustern auf Wänden, Vorhängen und Stühlen lebendig wird. Die traditionelle Lärche findet sich in geweißelter oder schwarz karbonisierter Form nach jahrhundertealter Technik für handgebranntes Holz wieder. Slowenische Identität übersetzt in die Sprache von Contemporary Architecture.

Vergebens sucht man in ihren Werken nach einer vordergründigen Design-DNA, die zwingend über jedes Objekt gestülpt wird. Stattdessen wird die Identität bewahrt. Eine Essenz aus Materialien und Historie der Region. Grundsätzlich werden die Objekte bestimmt vom Thema Nachhaltigkeit und dem Wunsch – nein, fast schon der Bedingung –, regionalen Materialien und Traditionen Raum zu schaffen. Revitalisierung und Handwerk. Evolution anstatt Revolution. Die Formen der Harpfe – ein klassisches Bauwerk aus Holz zur Trocknung von Heu – werden zum plastischen Kunstwerk, das sich in den Gängen des Hotels Bohinj wiederfindet.

Landschaft und Natur als Wurzeln, die Halt geben, Balance und Erdung. Unprätentiös. Seelenruhig. So wirkt auch die Architektin auf uns während des gemeinsamen Weges zurück in die slowenische Hauptstadt. Dabei schwärmt sie nicht nur von Ljubljana, sondern auch von Architekt und Städteplaner Jože Plečnik, der im 19. Jahrhundert das Stadtbild maßgeblich mitgestaltete. Durch die überschaubare Größe Sloweniens ballt sich hier die Kreativität im Zentrum des Landes. Der Kreis aus slowenischen Poeten, Designern und Architekten schafft kreative Begegnungen und gegenseitige Inspiration.

Macan Electric-Modell, Slowenien, 2025, Porsche AG
Der Macan mitten im Trubel der Hauptstadt

Mut im Spiel mit Materialien und Farben

Der Stadtkern verweigert sich wie die Bewohner Ljubljanas jeglicher Effekthascherei und offenbart seine Schönheit mit leiser Selbstverständlichkeit. Vollkommen bei sich. Klar erkennbar werden die Einflüsse von Österreich, Venedig und dem Balkan, als die Architektin ein weiteres ihrer Werke ansteuert: das Boutique Hotel AS. Während es sich mit seinem Äußeren, wie bei Špelas Werken üblich, harmonisch im Stadtkern integriert, begeistert es im Inneren mit durchdachten Räumen, die gleichzeitig Volumen und Intimität schaffen, und mit einem reizvoll eklektischen Materialmix. Zum intimen Garten hin überrascht eine fast schon avantgardistische Fassadengestaltung.

Diesen Mut im Spiel mit Materialien, Farben, Formen erwarb Špela bereits in ihrer Jugend, in gewissem Maße gezwungen zur Kreativität, limitiert durch das zu dieser Zeit noch eingeschränkte Angebot Sloweniens.

Špela nahm das als lustvolle Herausforderung und Aufgabe, als Basis für kreatives Schaffen, für Leistung. Heute erfährt sie als Architektin aus diesem faszinierenden, noch relativ unentdeckten Land vor allem Respekt – eine spannende Exotin im besten Sinne.

So unprätentiös wie ihren beruflichen Erfolg bewertet sie auch ihre Rolle als Frau mit drei Kindern in der männerdominierten Architektur. Wie schafft sie es, beiden Aufgaben gerecht zu werden? Špela versteht die Frage nicht. „In Slowenien haben Mütter, seit ich denken kann, gearbeitet. Das Betreuungssystem ist auf Gleichberechtigung ausgelegt. Weshalb sollte ich denn in irgendeiner Form benachteiligt sein?“ Weshalb sollte diese Frau überhaupt etwas stoppen? Das wird gleich zu Beginn ihrer Karriere spürbar, als sie mit dem Studienabschluss bereits zwei Architekturwettbewerbe für Großprojekte gewinnt – auf ihre Zulassung aber noch zwei Jahre warten muss. Špela zeigt sich wenig beeindruckt. Vielmehr besonnen. Mit einem hohen Maß an Erdung. Als inspirierend empfindet die Architektin nicht etwa bewegende Werke an Orten wie New York. Sondern die Geschichte der Orte, an denen ihre Objekte entstehen.

Die Welt sehen und bewusst zurückkommen – Špela zieht es immer wieder ins beschauliche Slowenien, zu seinen Landschaften und Bergen. Mit ihren Kindern. An den Brunnen im Dorfkern, an dem die Kühe rasten, wenn sie am Abend von der Weide heruntergetrieben werden. Auch uns zieht es mit dem Macan ein letztes Mal zurück zum Bohinj-See. Zum smaragdgrünen Wasser und zu dieser einen magisch-friedvollen Steinbrücke. Die Sonne ist bereits untergegangen. Der Ort einsam. Still. Und während wir über die Erdung dieses Ortes und dessen Bedeutung für die Menschen nachdenken, spiegelt sich nur das einsame Holzboot auf der glatten Wasseroberfläche des Sees.

Info

Text erstmals veröffentlicht im Porsche Magazin STORIES.

Autorin: Nadine Hanfstein
Fotos: Klaus Schwaiger

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Verbrauchsangaben

911 Dakar

911 Turbo S

Macan Turbo Electric (vorläufige Werte)