An der Wand seines Kinderzimmers in Mumbai hatte Sridhar Mamella ein Poster eines indischroten Porsche 911 Targa hängen. Damals konnte er nicht ahnen, dass er mit 35 Jahren nicht nur diesen Wagen fahren, sondern auch an der Zukunft des Unternehmens mitarbeiten würde, das ihn gebaut hat.
Bereits in jungen Jahren jobbte Mamella, um Geld für seinen ersten Computer zu sparen. Noch kaum erwachsen, zog der ambitionierte und abenteuerlustige junge Mann nach London, um Informatik zu studieren. Er schloss sein Bachelor-Studium in Computer Engineering an der Universität Greenwich ab, worauf ein Master in Big Data und AI folgte. Mamella war einige Jahre lang in London tätig, bis er sich nach einer neuen Herausforderung umsah. 2017 zog er nach Deutschland, wo er mit nichts weiter als einem Rucksack und seinem Laptop ankam.
Dank seiner IT-Erfahrung fand er bald eine Stelle als Big-Data-Architekt bei einem großen technischen Serviceanbieter – ein Job, den er mit einem Deutsch-Intensivkurs an der Abendschule unter einen Hut bringen musste. „Die ersten paar Jahre waren ziemlich schwer für mich“, gesteht Mamella. „Aber mir war es wichtig, in einem deutschen Umfeld zu arbeiten. Mit anderen Worten, mich richtig zu integrieren.“
Es dauerte nicht lange, bis es Mamella wieder umtrieb: Als lebenslanger Autoliebhaber bewarb er sich auf zwei Stellen im IT-Bereich bei Porsche in Zuffenhausen, die ihm bemerkenswerterweise beide angeboten wurden. „Diese Wahl zu haben, war schon eine sehr privilegierte Situation. Ich traf meine Entscheidung schließlich aufgrund der Führungskraft, mit der ich arbeiten sollte. Mein erster Manager bei Porsche ist heute noch mein bester Ratgeber.“
Beachtliche Verantwortung in jungen Jahren
Mamella begann seine Tätigkeit als Programmierer, entwickelte gemeinsam mit einem Kollegen ein Datenstreaming-Produkt und nahm an Konferenzen in verschiedenen Ländern teil, um sein Wissen über eine sich rasch entwickelnde Industrie zu vertiefen und mit anderen zu teilen. Nach dem Ausscheiden seines Teamkollegen hatte Mamella schon in jungen Jahren eine beachtliche Verantwortung bei Porsche zu tragen.
Er bildete sich intensiv weiter, um in der Lage zu sein, ein völlig neues Produkt von Grund auf zu entwickeln – und das im Alleingang. „Streamzilla“ ist eine Datenstreaming-Plattform, mit deren Hilfe die Engineering-Produktteams von Porsche effizienter mit Streamingdaten arbeiten können. Sie wird mittlerweile als zentrale Instanz für alle Datenstreaming-Belange bei Porsche angesehen.
„In dieser Zeit wurde ich zum ersten Mal befördert und war nach kurzer Zeit Product Owner mit einem Entwicklungsteam, das die praktische Arbeit machte, während ich die Strategie für das Produkt festlegte“, erinnert sich Mamella. „Von dort ging es weiter aufwärts zum Product Manager und schließlich zum Project Lead, wo ich mit einem Vollzeit-Team für das gesamte Produkt verantwortlich war.“
Mit Porsche Digital in Zagreb
Mamellas ausgeprägtes Verständnis für Big Data Streaming führte erneut zu einer beruflichen Veränderung: Er leitete ein Projekt, das mit Porsche Digital in Zagreb und in Verbindung mit zwei weiteren IT-Teams in Deutschland und Barcelona mehr digitales Know-how in das Unternehmen bringen sollte. Obwohl er nun gleich drei internationale Teams zu leiten hatte, fand Mamella noch die Zeit, eine Hospitanz in der Abteilung Brand Management & Partnerships von Porsche zu absolvieren, wo das nächste Abenteuer auf ihn wartete.
„Porsche hat ein Online-Medium namens OverTake entwickelt, eine Community-gesteuerte Plattform, die einen intensiven Austausch über die Leidenschaft für virtuelle Autorennen ermöglichen soll“, erzählt Mamella. „Es geht darum, für diese weltweite Community neue digitale Erlebnisse zu schaffen und verschiedene digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Mamella zeigte reges Interesse daran, wie die riesigen Datenmengen, die bereits generiert wurden, so genutzt werden könnten, dass sowohl die Nutzer als auch Porsche davon profitieren. Die OverTake GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Porsche AG und seit Mitte August vergangenen Jahres tätig – mit Mamella als Leiter IT.
„Den Sprung in die Start-up-Welt zu wagen, bringt natürlich einige Ungewissheiten mit sich“, gibt er zu. „Gleichzeitig ist das eine riesige Chance für mich. Wir bleiben ja ein Teil der Porsche-Familie. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit.“ Die Coachings mit seinem Mentor bei Porsche wird Mamella fortsetzen.
Wo auch immer Mamella in fünf Jahren tätig sein wird – seine bisherige Laufbahn steht exemplarisch für die Möglichkeiten bei Porsche. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Porsche eine Luxusmarke ist“, sagt Mamella. „Es ist eine der großen Herausforderungen, wie man dem Kunden Luxus im Bereich Software anbieten kann. Auch zu diesem Zweck ist Porsche Digital gegründet worden. Bei Porsche vollzieht sich gerade eine allumfassende Transformation mit vernetzten Services, vernetzten Werken, Analysen und Daten. Alles wird modernisiert, bis hin zur Arbeitskultur. Dazu gehört auch flexibles und nicht ortsgebundenes Arbeiten.“
Mamella ist nur ein Beispiel für eine neue Generation von Porsche-Mitarbeitern, die die künftige Ausrichtung der Marke mitgestalten. Aber eine Sache wird sich für ihn und viele Gleichgesinnte niemals ändern. „Ich habe schon immer schnelle Autos geliebt“, meint er lächelnd. „Jedes Kind träumt davon, eins zu besitzen, und ich wollte immer einen indischroten 911 Targa haben. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich eines Tages bei dem Unternehmen arbeiten würde, das ihn gebaut hat – geschweige denn, in einem zu fahren.“