Der Viertelmillionär

Wirklicher Reichtum definiert sich nicht in Millionen, sondern in Erlebnissen. Für Markus Hebgen stand das Erlebnis Porsche im Vordergrund, als er sein 911 G-Modell kaufte. Die Millionärs-Überraschung folgte erst viel später.

Bauchentscheidungen – während seiner dienstlichen Einsätze kann sich Obergerichtsvollzieher Markus Hebgen die so gut wie nie erlauben. Doch im privaten Bereich sieht das zum Glück ganz anders aus. Hier hat der 63-Jährige aus Lahnstein inzwischen die Erfahrung gemacht, wie gut es sein kann, auf sein Gefühl und die Worte der Partnerin an seiner Seite zu vertrauen. Vor 13 Jahren führten nämlich genau diese beiden Dinge dazu, bei der Suche nach einem Porsche – ohne es zu wissen –  ein ganz besonderes Exemplar des Sportwagenherstellers zu erwerben.

„Den musst du wohl kaufen“

„Ich habe damals ziemlich naiv und unbedarft im Internet nach einem Elfer gesucht. Mehr oder weniger war der Finanzrahmen von 30.000 Euro das einzige Kriterium. Da war die Auswahl allerdings recht übersichtlich.“ Hebgen erinnert sich noch gut, dass er daraufhin seinen Investitionsplan um 5.000 Euro erhöht hat – und dann relativ schnell fündig wurde.

„Ein Sondermodell des Porsche 911 Carrera, Baujahr 1987, mit einem Kilometerstand von 160.000 wurde im Kundenauftrag von einem Händler in Mülheim-Kärlich angeboten. Die Fotos des Autos haben mich sofort angesprochen. Und so sind meine Lebensgefährtin und ich losgefahren, um uns den Elfer anzusehen.“ Vor Ort war Markus Hebgen auf Anhieb begeistert. „Der Wagen machte einen sehr gepflegten Eindruck, innen und außen. Da musste ich im Prinzip nicht lange überlegen.“ Die eigentliche Kaufentscheidung aber war der Satz seiner Lebensgefährtin Petra, die er zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte. Sie sah das Leuchten in den Augen Hebgens und sagte spontan: „Den musst du wohl kaufen.“ Nach einer nur wenige Stunden dauernden Bedenkzeit wurde der Kaufvertrag unterschrieben.

Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Glanzvoller Auftritt im Schlosspark: Dem 1987 produzierten Porsche 911 Carrera sind weder sein Alter noch die Kilometerleistung von 200.000 anzusehen.
Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Äußerlich zu erkennen ist das Jubiläumsmodell an der Sonderfarbe „Diamantblau-Metallic“. Die schimmert aber bei jedem Licht anders.

Am nächsten Morgen dann aber ein ebenso überraschender wie unangenehmer Anruf des Händlers. Nachdem er seinen Kunden über den Verkauf informiert hatte, wollte der trotz des bereits abgeschlossenen Vertrags plötzlich das Auto behalten. Darauf ließ sich Markus Hebgen aber nicht ein. Mit viel Fingerspitzengefühl schaffte es der Händler schließlich, den Kauf ohne weitere Probleme abzuwickeln.

Und so war Markus Hebgen dann stolzer Besitzer eines „Viertelmillionärs“ – was er zu dem Zeitpunkt jedoch überhaupt nicht richtig einordnen konnte. „Natürlich habe ich mich über mein Auto im Internet schlaugemacht und einige Informationen zusammengetragen.“ Danach wusste er, dass Porsche anlässlich des im Sommer 1987 produzierten 250.000sten Elfers ein Jubiläumsmodell in begrenzter Stückzahl als Coupé, Targa und Cabrio fertigte. Produziert wurden insgesamt 875 Einheiten – 505 Coupés, 165 Targa und 205 Cabrios. 

Der Wagen wird mit Leidenschaft gepflegt

Für den deutschen Markt waren lediglich 250 Autos bestimmt. Äußerlich zu erkennen ist das Jubiläumsmodell an der Sonderfarbe „Diamantblau-Metallic“ und 15-Zoll-Fuchsfelgen, bei denen der Felgenstern in Wagenfarbe lackiert ist. Die Coupés sind mit einem Schiebedach ausgestattet. Der Innenraum hat eine Teillederausstattung in der Farbe „Silberblau-Metallic“ (Türtafeln, Lenkrad, Schaltsack und Schaltknauf). Die Sitze und die Rücksitzbank sind mit Raffleder bezogen. Auf den Kopfstützen ist das Autogramm von Ferry Porsche eingestickt. Teppich und Gepäckraumboden sind in silbergrauem Seidenvelours gehalten. Auf dem Deckel für den Handschuhkasten befindet sich zudem eine Jubiläumsplakette. Zu den weiteren Merkmalen der Sonderausstattung gehören eine Schaltwegverkürzung sowie der Entfall des Carrera-Schriftzuges auf dem Motordeckel.

Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Auf den Kopfstützen ist das Autogramm von Ferry Porsche eingestickt.
Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Auf dem Deckel für den Handschuhkasten befindet sich eine Jubiläumsplakette.
Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Die Plastikplanen und -hüllen, um bei einem Reifendefekt den Boden abzudecken und dann den Reifen sauber zu verstauen, sind noch immer vorhanden.

Was für ein Sahnestück Markus Hebgen tatsächlich erworben hatte, wurde ihm erst fast genau ein Jahr später klar. Er war mit seinem Elfer zum Sommerfest in die Klassikstadt nach Frankfurt gefahren. Dort gab es wie immer Auszeichnungen für besondere Fahrzeuge. Die Jury war vom Viertelmillionär derart begeistert, dass der Elfer mit dem ersten Preis dekoriert wurde. „Ich konnte es zunächst gar nicht fassen. Ja, ich fand mein Auto schon damals klasse. Doch erst von dem Moment an war mir wirklich bewusst, was für ein besonderer Porsche in meiner Garage steht.“

Den Ausschlag für die Auszeichnung in der Klassikstadt gab nicht nur der gepflegte Zustand des Autos, sondern auch, dass noch eine Vielzahl von Zubehör der Erstzulassung in Augsburg an Bord war. Dazu gehören beispielsweise die Hülle des Fahrzeugscheins sowie die Plastikplanen und -hüllen, um bei einem Reifendefekt den Boden abzudecken und dann den Reifen sauber zu verstauen.

Markus Hebgen, Porsche Junior 109, Porsche 911 Carrera (1987), (l-r), 2024, Porsche AG
Am Wochenende dient der Junior 109 immer mal wieder als fahrbarer Untersatz, um Brötchen fürs Frühstück zu holen. Auch beim jährlichen Karnevalsumzug ist Hebgen mit seinem Traktor dabei.
Porsche Junior 109, Porsche 911 Carrera (1987), (l-r), 2024, Porsche AG
Den Porsche-Traktor Junior 109 in leuchtendem Rot hat Markus Hebgen im Jahr 2014 von einem Bekannten gekauft.
Porsche-Plaketten, 2024, Porsche AG
Außer vom 911 baute Porsche 1987 auch Sondermodelle vom 924 und 944. Markus Hebgen hat von allen drei Modellen die Jubiläumsplaketten und natürlich den Originalschlüssel seines Autos.

Nach wie vor pflegt Markus Hebgen seinen Elfer mit großer Leidenschaft. Gefahren wird möglichst wenig und nur bei schönem Wetter. So zeigt der Tacho des Autos gerade einmal 200.000 Kilometer an. 40.000 Kilometer in 13 Jahren sind nicht viel. Im Innenraum sind dementsprechend so gut wie keine Gebrauchsspuren zu erkennen. Ein wenig betrübt ist Hebgen darüber, dass ihm vor einiger Zeit ein anderer Wagen in die Beifahrerseite gerollt ist. Der Schaden war zwar nicht allzu groß. Die Lackfarbe seines Schmuckstücks nach der Reparatur wieder genau zu treffen war indessen nicht so einfach. „Ich habe mit dem Lackierer gemeinsam immer wieder gemischt und getüftelt. Wir haben bestimmt fast 20 Versuche benötigt, um den Ton hinzubekommen.“

Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Das Jubiläumsmodell des 911 aus dem Jahr 1987 macht in jeder Umgebung und bei jeder Art von Beleuchtung eine ausgezeichnete Figur.
Porsche 911 Carrera (1987), 2024, Porsche AG
Bordbuch, Betriebsanleitung und auch die Hülle des Fahrzeugscheins der Erstzulassung in Augsburg sind noch vorhanden.

Probleme dieser Art hat es mit einem anderen Porsche in Hebgens Besitz bisher nicht gegeben. Der Traktor Junior 109 steht in leuchtendem Rot da, als wäre er gerade frisch aus der Produktionshalle gerollt. „Ein Bekannter von mir ist 2014 in die USA ausgewandert. Bei der Auflösung seines Fuhrparks hatte er mir den Traktor angeboten. Da konnte ich einfach nicht widerstehen.“ Die Erstzulassung des Junior war im Jahr 1964. Doch einige Bauteile tragen das bis heute erkennbare Herstellungsjahr 1962. „Das war so üblich, da ein Traktor meist nach und nach zusammengebaut wurde“, weiß Hebgen, der sich auch in diesem Fall erst später intensiver mit der Geschichte des Fahrzeugs befasst hat.

Das Einsatzgebiet des schmucken Gefährts ist aber sehr übersichtlich. Am Wochenende dient der Junior 109 immer mal wieder als fahrbarer Untersatz, um Brötchen fürs Frühstück zu holen. Zudem freut sich der örtliche Karnevalsverein, wenn Markus Hebgen beim jährlichen Umzug mit von der Partie ist, um einen Wagen zu ziehen.     

Info

Text erstmalig erschienen im Magazin Porsche Klassik 29.

Autor: Wolfgang Schäfer

Fotografie: Theo Barth

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