Ein Kurzinterview mit Prof. Dr. h.c. Wolfgang Ischinger, ehemaliger Botschafter der Bundesrepublik Deutschland und langjähriger Leiter der renommierten Münchner Sicherheitskonferenz.

Was raten Sie Unternehmen in dieser herausfordernden Zeit?

Geopolitische Herausforderungen können auch Chancen darstellen. Neue Märkte in Südostasien und Südamerika zu erkennen, kann ein Teil von vorausschauendem wirtschaftlichem Handeln sein. Für Unternehmen gilt das gleiche wie für öffentliche Institutionen: Die eigene Organisation sollte nicht überrascht werden, sondern muss in der Lage sein, schnell und flexibel auf eine neue Ausgangslage zu reagieren.

Wie wichtig ist der Standort Deutschland?

Diese Frage kann ich nur aus außenpolitischer Sicht beantworten. Deutschland bleibt für Unternehmen aus anderen Ländern attraktiv. Gleichzeitig wird deutlich, dass wir nicht den Anschluss verpassen dürfen, wenn andere Länder in Schlüsselindustrien wie künstlicher Intelligenz, Cloud Computing, Weltraum- und Kommunikationstechnologie schnell vorangehen. Der Schlüssel dafür kann nur in Europa liegen. Deutschland und die EU können eine vermittelnde Rolle zwischen den USA und China einnehmen.

Wie wichtig sind Flexibilität und Alternativen?

Entscheidend – internationales wirtschaftliches Handeln in einer von Krisen geprägten Zeit erfordert sowohl die vorausschauende Analyse von alternativen Handelspartnern und Märkten als auch das Erkennen von geopolitisch exponierten Unternehmensteilen. Oftmals ist Resilienz einer Organisation nicht eine Frage von internen Maßnahmen und Prozessen, sondern der Geisteshaltung, wie an die Themen heran gegangen wird.

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