Wo:
Bohol, Philippinen
Distanz:
ca. 275 km
Besonderheit:
Lange Geraden und bewaldete Bergstraßen mit atemberaubenden Aussichten auf kristallklare Gewässer und „Schokoladenhügel“.
Etwa 500 Kilometer südöstlich von Manila liegt Cebu, die Heimat von Jay Aldeguer. Als junger Mann verließ er seine kleinen, aber weltoffene Gemeinde, die zwischen weißen Sandstränden zum Norden und üppigen grünen Wäldern zum Süden hin gelegen ist, um in der Hauptstadt Manila zu studieren. Doch gleich nach Beendigung des Studiums kehrte er nach Cebu City zurück.
Dort eröffnete im Alter von gerade einmal 22 Jahren einen Laden, der T-Shirts an Touristen verkaufte. Heute, dreißig Jahre später, hat sich Aldeguers Geschäft zu einem bescheidenen Imperium gemausert. Zu seiner „Islands Group“ gehören nun zahlreiche Einzelhandelsketten, Budget Hotels und Touristikunternehmen. Dieser Erfolg hat dem stets geschäftigen Familienvater ermöglicht, einer Leidenschaft zu frönen, die ihn relativ spät in seinem Leben ergriff.
„Als Kind habe ich Autos nie besonders gemocht“, räumt Aldeguer ein. „Ich stand mehr auf Flugzeuge und Boote. Mein Interesse wurde aber 1997 geweckt, als ich in einem Autosalon hier auf den Philippinen einen Miata Roadster sah. Da mich die Arbeit sehr in Anspruch nahm und ich zudem eine junge Familie hatte, schien mir das allerdings nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, mir so ein Spielzeug zuzulegen. Aber nach einer Probefahrt packte ich den Stier bei den Hörnern und kaufte meinen ersten Sportwagen.“
Es dauerte nicht lange, bis Aldeguer durch sein neu entdecktes Faible bei Porsche landete. „Alles ging dann plötzlich so schnell“, erzählt er mit einem Lachen. „Später in jenem Jahr besuchte ich einen Freund, der ein ganzes Lager voller High-End-Wagen hatte. Dort stand ein 911 S Targa, Baujahr 1974. Er war zum Teil abgedeckt und völlig verstaubt, aber ich fühlte mich sofort von ihm angezogen. Ich erinnere mich noch heute, wie ich die Tür öffnete und mich auf den alten Ledersitz setzte – da hatte es mich auch schon erwischt. Der Wagen stand nicht zum Verkauf, aber ich hatte mich buchstäblich in ihn verliebt.“
Aldeguer war zwar erst 27, aber klassische Autos waren in den späten 1990er-Jahren auf den Philippinen noch relativ günstig zu haben. Kurz vor Weihnachten im selben Jahr machte er dem Besitzer ein Angebot, das – zu seiner Überraschung und Begeisterung – auch angenommen wurde. Nun war Aldeguer stolzer Besitzer seines ersten, allerdings etwas eingerosteten und vernachlässigten 911. Den besitzt er heute noch und bringt ihn gerade als „Hochzeitskutsche“ auf Hochglanz: Sein Sohn wird im Juni heiraten. Nach 30 Jahren der Leidenschaft für die Marke befinden sich heute mehr als ein Dutzend klassischer 911 in seiner Sammlung. Allen eine angemessene Zeit auf der Straße zu gönnen, ist eine zwar beneidenswerte, aber auch zeitraubende Aufgabe geworden.
Eine kleine Insel im Westpazifik mag ein ungewöhnlicher Ort für das Sammeln begehrter Sportwagen sein. Wie Aldeguer aber offenbart, lassen sich mit etwas Kreativität und der Hilfe einer örtlichen Fähre einige der schönsten Straßen Asiens entdecken. Ungeachtet der Schönheit von Cebu unternimmt Aldeguer heute eine seiner beliebten Touren über das Wasser auf eine benachbarte Insel. „Als ich mit den Porsche anfing, fuhr ich recht häufig in die Berge nördlich der Stadt“, erzählt er. „Aber seit der Pandemie sind die Straßen da oben ziemlich verstopft, also nehme ich jetzt häufig die Fähre nach Bohol. Da die Philippinen ein Archipel von etwa 7000 Inseln bilden, kann man normalerweise nahtlos von einer zur anderen gelangen. Und einige dieser Inseln sind ziemlich groß und manchmal auch sehr ruhig.“
Die Fähre braucht etwa eine Stunde von Cebu nach Bohol. Aldeguer verbringt oft zwei oder mehr Tage damit, die Küste und das Landesinnere der Insel zu erkunden. „Die Straßen von Bohol fahren sich wunderbar. Man hat viele Strecken zur Auswahl“, meint er, „und da die Insel verhältnismäßig klein ist, kann man sie innerhalb eines Tages umfahren. Es gibt angenehme, lange Strecken offener Straße und kurvenreiche Abschnitte in den Bergen. Es gibt auch Gebiete mit geringer oder ganz ohne Zivilisation, außer kleinen Plantagen. Das macht den Ort so besonders.“
Die Landschaft von Bohol ist außergewöhnlich, mit niedrigen Bergketten, die ein weites Plateau umgeben. Im Herzen der Insel, nahe der Stadt Carmen, befinden sich die Chocolate Hills, eine Reihe von 1200 gleichförmigen Kalksteingipfeln, deren Grasteppich im Sommer ein sattes Braun annimmt. Zwischen Mai und Juli sind die höchsten Temperaturen und die höchste Luftfeuchtigkeit zu verzeichnen – vor der Südwest-Monsun-Zeit, die von August bis Oktober dauert und mit heftigen Regenfällen einhergeht, die mehrere Tage anhalten können. Daher liegt die ideale Reisezeit für viele Besucher zwischen November und April, wenn der Nordwest-Monsun mit weitaus trockenerem und milderem Wetter herrscht.
Aldeguer schlägt seine Lieblingsroute ein – vom Fährhafen in Tubigon in Richtung Norden. „Wir nehmen die Küstenstraße, die an stillen kleinen Orten wie Clarin und Talibon vorbeiführt, bis nach Loay. Dort machen wir einen Abstecher zum Loboc River und dem künstlichen Wald in Bilar. Hier legen wir normalerweise eine Pause unter Schatten spendenden Bäumen ein. Und manchmal“, fährt Aldeguer fort, „wenn wir etwas mehr Zeit haben, fahren wir ins Inland in Richtung Carmen, um die weltberühmten Chocolate Hills zu sehen. Bevor es dunkel wird, geht es dann zurück zur kleinen Insel Panglao, wo wir in einem der Badeorte übernachten.“
Für Aldeguer und seine Familie ist eine Tour ohne gutes Essen keine richtige Tour. „Auf den Philippinen kannst du ohne Essen gar nichts unternehmen“, meint er. „Jeder Tag ist ein Picknick. Der Koch und Autor Anthony Bourdain erklärte das gebratene Schweinefleisch ‚lechon‘ in Cebu zum besten der Welt. Manchmal fährt man einen Berg hinauf und da stehen plötzlich Leute, die es am Straßenrand braten. Dann parkst du einfach und lässt es dir schmecken, immer mit in Bananenblätter gewickeltem Reis. Oder du kommst an einem Obststand vorbei, sie öffnen dir eine schöne Kokosnuss, und du trinkst die Milch direkt aus der Schale. Und das ist nicht nur eine Sache für die Touristen“, schwärmt Aldeguer. „Das machen die Leute hier so. Zu einer richtigen Ausfahrt gehört das Essen einfach dazu.“
In Aldeguers Sammlung von klassischen 911 befinden sich neuerdings auch ein äußerst seltener 911 Softwindow Targa, Baujahr 1968, und eines der ersten 1966er Modelle, die neben dem letzten Wagen der G-Serie stehen, der mehr als dreißig Jahre später gebaut wurde. Er versucht, sie alle zu fahren, aber er ist nicht immer derjenige, der die Entscheidung trifft. „Auf längeren Touren fahre ich gern allein“, meint Aldeguer, „aber auf Ausfahrten nehme ich immer die Kinder mit. Wir gehen öfter abends aus – eine meiner Töchter möchte ein bisschen herumfahren, und sie darf sich aussuchen, welchen Wagen wir nehmen und wo wir anhalten, um ein Eis zu essen. Aber ich bin sehr froh, dass meine Kinder Freude daran haben. Gemeinsame Ausfahrten stehen bei uns ständig auf dem Programm.“
„Auf Ausfahrt“
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