Vor allem in der IMSA-Serie stellte Porsche Penske Motorsport das enorme Potenzial des Porsche 963 dar. Bei den neun Einsätzen der beiden Werksautos in den USA und Kanada feierte die Mannschaft mit Sitz im US-amerikanischen Mooresville (North Carolina) drei Saisonsiege, zwei Pole-Positions und vier weitere Podestplatzierungen. Beim Finale auf der Road Atlanta im Oktober verpasste Porsche den Gewinn der Herstellermeisterschaft als Zweiter nur knapp. Die beiden Fahrer-Crews Nick Tandy/Mathieu Jaminet und Matt Campbell/Felipe Nasr schlossen die Saison punktgleich auf den Plätzen vier und fünf ab.
In der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, in deren Topklasse Hypercar verschiedene Prototypen nach LMDh- und LMH-Reglement gegeneinander antreten, setzte Porsche Penske Motorsport punktuell Glanzlichter. In den 6-Stunden-Rennen von Portimão (Portugal) und Fuji (Japan) erreichte der Porsche 963 das Siegerpodest. Beim Highlight der Saison, den 24 Stunden von Le Mans im Juni, leistete der Hybridprototyp aus Weissach phasenweise Führungsarbeit. Zum 100. Jubiläum des Langstrecken-Klassikers in Frankreich brachte das Porsche-Werksteam gleich drei 963 in einer Sonderfolierung an den Start. Zudem traten im Verlauf der Saison 2023 insgesamt vier weitere Rennfahrzeuge nach LMDh-Reglement in Händen von Kundenteams in den spannenden Langstrecken-Wettbewerb auf beiden Seiten des Atlantiks.
„Racing for Charity“: Porsche spendete insgesamt 911.000 Euro
Anlässlich 75 Jahre Porsche Sportwagen hatte der Hersteller aus Stuttgart im Rahmen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans eine umfangreiche Spendenaktion initiiert: Für jede der von den drei Werks-Porsche 963 gefahrenen Rennrunden flossen 750 Euro zugunsten der „Racing for Charity“-Aktion in einen Sondertopf. Die Hybridprototypen von Porsche Penske Motorsport absolvierten beim 100. Geburtstag des größten Langstrecken-Events der Welt insgesamt 733 Runden. Die daraus resultierende Spendensumme in Höhe von 549.750 Euro stockte Porsche anlässlich seines Jubiläums auf 911.000 Euro auf. Das Geld kam drei gemeinnützigen Organisationen zugute. Am Tag vor dem Start der 24 Stunden von Le Mans hatte der Veranstalter Automobile Club de l’Ouest die Aktion „Racing for Charity“ mit dem ersten Platz des „Sustainable Endurance Award“ ausgezeichnet.
„Ich bewerte das Debütjahr des Porsche 963 im weltweiten Wettbewerb als insgesamt positiv, zufrieden sind wir allerdings nicht“, fasst Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport, zusammen. „Wir hatten uns für 2023 ein enormes Programm auferlegt: Start mit jeweils zwei Werksautos in den beiden größten Langstrecken-Serien der Welt und Aufbau einer ganz neuen Einsatzstruktur in Zusammenarbeit mit dem Team Penske sowie Bau, Auslieferung und Betreuung von insgesamt vier Kundenfahrzeugen im ersten Jahr. Unsere Lernkurve in den vergangenen Monaten war steil und ich bin sicher, dass wir mit diesen Erfahrungen in den Wettbewerben der kommenden Saison unsere selbstgesteckten Ziele erreichen. Porsche gehört an die Spitze. Den Weg dorthin werden wir mit aller Konsequenz weiter beschreiten.“
IMSA 2023: Porsche Penske Motorsport holt die meisten Siege aller Teams
Zwischen dem ersten Rennwochenende Ende Januar und dem Saisonfinale im Oktober absolvierten die beiden Porsche 963 des Werksteams insgesamt 5.768 Runden im Rahmen offizieller Sessions – insgesamt fast 28.500 Kilometer. Nach einem enttäuschenden Auftakt in Daytona zeigte der Hybridprototyp beim zweiten Rennen in Sebring erstmals seine Stärken. Im hochspannenden Finale des 12-Stunden-Klassikers steuerten beide 963 phasenweise auf Siegkurs, schieden aber bei einem kuriosen Unfall sieben Runden vor dem Ende zeitgleich aus. Der erhoffte erste Erfolg folgte jedoch auf dem Fuß: am 15. April 2023 beim spektakulären Stadtrennen im kalifornischen Long Beach.
Für den Sprint in den Straßen der Hafenstadt vor den Toren von Los Angeles setzte Porsche Penske Motorsport auf eine mutige, aber richtige Strategie. Das Werksteam verzichtete beim Boxenstopp auf den Reifenwechsel und sparte so entscheidende Zeit. Die Konsequenz: Beide Porsche 963 übernahmen die Führung in einem hart umkämpften Rennen. Tandy (Großbritannien) und Jaminet (Frankreich) wehrten alle Angriffe der Konkurrenz ab und fuhren als Erste über den Zielstrich. Das Schwesterauto des Australiers Campbell und des Brasilianers Nasr rundete den Erfolg mit Platz drei ab. Dieser Triumph verlieh der gesamten Mannschaft einen enormen Schub.
„Das Rennen in Long Beach geht als prägender Moment für unser Team in die Geschichte ein“, erklärt Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Beim erst dritten IMSA-Renneinsatz mit dem Porsche 963 den ersten Sieg zu erreichen, war ein unglaubliches Erlebnis für uns. In der WEC haben wir diesen Erfolg zeitgleich mit dem Podestplatz in Portimão untermauert. Die gesamte Mannschaft von Porsche Penske Motorsport hat unglaublich viel Aufwand betrieben, um diese erstklassigen Ergebnisse zu erreichen. An jenem Tag in Südkalifornien haben wir die Strategie-Karte gespielt. Das war sicherlich riskant, hat sich aber ausgezahlt. Als die Nummer 6 an der Spitze lag, konnte das Schwesterauto die Führung perfekt absichern. In jenem Moment hat unsere Jagd auf den Titel in der IMSA so richtig begonnen. Es war ein Meilenstein für unser Team. Dieses Wochenende werden wir für immer in Erinnerung behalten.“
Die konsequenten Fortschritte in den Bereichen Fahrzeugabstimmung und Team-Abläufe sorgten schnell für weitere Glanzlichter. Beim vierten Saison-Wochenende auf dem Laguna Seca Raceway fuhr Campbell erstmals mit dem Porsche 963 auf die Pole-Position. Beim anschließenden Rennen über sechs Stunden in Watkins Glen überquerten Tandy/Jaminet den Zielstrich als Erste. Der Sieg ging jedoch wenig später bei der Technischen Abnahme wieder verloren: Die Mindestdicke der hölzernen Unterbodenplatte war um weniger als einen Millimeter unterschritten.
„Zur Saisonmitte wurden unsere Fortschritte in der IMSA-Serie und auch in der FIA WEC sehr deutlich sichtbar“, blickt Urs Kuratle zurück. Der Leiter Werksmotorsport LMDh ergänzt: „Die starken Auftritte und wertvollen Erfolge haben der gesamten Mannschaft einen enormen Schub verliehen und gezeigt, dass unsere konsequente Arbeit an Verbesserungen in den Bereichen Fahrzeugabstimmung, Rennstrategie und Teamabläufe Früchte trägt.“
Beim folgenden Lauf in Mosport (Kanada) fuhren die beiden Porsche 963 im Mittelfeld. Dann folgte das große Comeback: Auf der bei Fans und Fahrern äußerst beliebten Road America feierten Campbell/Nasr ihren ersten Saisonsieg. Sechs Wochen später erreichten die beiden Rennwagen von Porsche Penske Motorsport in Indianapolis einen dominanten Doppelerfolg. Er brachte Porsche vor dem „Petit Le Mans“ zum Abschluss des Jahres an die Tabellenspitze.
Im großen Saisonfinale blieb dem Team das notwenige Glück jedoch verwehrt. Die Startnummer 6 der Meisterschaftskandidaten Tandy und Jaminet musste nach einem unverschuldeten Unfall aufgeben. Unglückliche Gelbphasen verhinderten einen Sieg des Schwesterautos. „Auch wenn es natürlich schade ist, dass wir unsere erste Saison in der IMSA-Serie nicht mit einem Titel gekrönt haben: Die Gesamtbilanz fällt positiv aus“, schildert Thomas Laudenbach. „Der Wettbewerb in Nordamerika war über das gesamte Jahr eng und spannend. Jeder Hersteller hat Glanzlichter gesetzt, die Meisterschaft blieb bis zur letzten Runde spannend. Es war ein Spektakel für die Fans und ein Genuss für alle Teilnehmer. Im kommenden Jahr greifen wir mit unserer gewonnenen Erfahrung neu an!“
FIA WEC: Porsche 963 etabliert sich als schnellster LMDh-Rennwagen
In der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC trat das Werksteam Porsche Penske Motorsport unter anderen Voraussetzungen an als in der IMSA-Serie. Auf der weltweiten Bühne treffen die Rennwagen der LMDh-Kategorie in der Topklasse Hypercar auf Fahrzeuge nach dem LMH-Reglement. Die Einstufung der verschiedenen Konzepte erwies sich im Debütjahr als schwierig. Im gesamten Saisonverlauf hatten die LMH-Prototypen der Mitbewerber Toyota und Ferrari die Nase vorn. Die LMDh-Fahrzeuge von Porsche und Cadillac duellierten sich um Platz drei – mit Erfolg für den Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart.
Der Porsche 963 des in Mannheim angesiedelten Werksteams fuhr beim zweiten Saisonrennen im portugiesischen Portimão erstmals auf das Siegerpodest. Der nachhaltige Lernprozess des Teams blitzte beim Highlight in Le Mans auf, als die Fahrzeuge von Porsche Penske Motorsport und der Partnermannschaft Hertz Team Jota über 200 Kilometer Führungsarbeit leisteten. Beim 6-Stunden-Rennen im japanischen Fuji rundete das WEC-Werksteam einen starken Auftritt mit einem weiteren Podestplatz ab.
Im Mai 2023 erfolgten die ersten Einsätze des Porsche 963 in Kundenhand. Zunächst stiegen die Mannschaften Hertz Team Jota (FIA WEC) und JDC-Miller MotorSports (IMSA) in den Wettbewerb ein, in der zweiten Jahreshälfte folgte das Team Proton Competition mit jeweils einem weiteren Fahrzeug pro Serie. Die Partner von Porsche Motorsport setzten im Saisonverlauf beachtenswerte Glanzlichter. Der golden folierte 963 von Hertz Team Jota übernahm bei den 24 Stunden von Le Mans phasenweise die Gesamtführung und beeindruckte mit starken Rundenzeiten. Proton Competition jubelte zum Abschluss der IMSA-Saison beim „Petit Le Mans“ auf der Road Atlanta über ein Podiumsresultat. Insgesamt sammelten die drei Kundenteams mit ihren vier Fahrzeugen auf 27.598 Einsatzkilometern wichtige Erfahrungen im Hinblick auf 2024.
Statistiken Porsche 963 in der Saison 2023 (Werksteam, Stand: 11/2023)
Siege: 3
Pole-Positions: 2
Podestplätze: 9
Schnellste Rennrunden: 1
Trainingsbestzeiten: 8
Höchster Topspeed: 345,6 km/h (Le Mans)
Anzahl Renn-Boxenstopps: 292
Gefahrene Kilometer gesamt: 103.306
Gefahrene Kilometer (offizielle Sessions): 63.180
Testkilometer: 40.126
Befahrene Strecken (Rennen und Test): 24
Führungskilometer: 2.978 (599 Runden)
Eingesetzte Fahrer (Rennen und Test): 13
Fahrer mit meisten Kilometern: Nick Tandy (11.401 km)
Meist befahrene Teststrecke: Paul Ricard (4.943 km)
Gesamtkilometer seit Projektstart 2022: 133.470