Schon vor Beginn der Restaurierung steht das Fahrzeug viele Jahre in der Ausstellung im Porsche Museum. Eine kleine Messingplakette am Armaturenbrett verweist darauf, dass der Rennwagen zuletzt im Juni 1975 in der Lehrwerkstatt von Porsche restauriert wurde.
„Wir haben recherchiert und erfahren, dass das Fahrzeug Ende der 1950er-Jahre ins Werk gekommen und dort zeitgemäß repariert worden ist“, erzählt Kuno Werner, Werkstattleiter des Porsche Museums, der die Projektleitung innehat. Gemeinsam mit seinem Team setzt er sich im Jahr 2021 das Ziel, den Sascha zum 100. Jubiläum des ersten Klassensiegs restauriert zu haben. „Unser Wunsch war es, den Targa Florio-Helden historisch erhaltenswert und fahrbereit zu rekonstruieren“, sagt Werner. „Den Sascha von Grund auf neu aufzubauen kam für uns nicht infrage, da vieles bereits nicht mehr original war.“
Vor Beginn der Restaurierung bekommt der Werkstattleiter die Möglichkeit, Saschas Schwesterauto in Hamburg zu besichtigen: rot und in nahezu originalem Zustand. Bis ins Jahr 1975 ist auch der Sascha aus der Ausstellung rot, anschließend lackieren ihn die Mitarbeiter der Lehrwerkstatt weiß. Zurück im Porsche Museum liest Werner in alten Aufschrieben im Unternehmensarchiv. Dort, im Gedächtnis von Porsche, bewahrt der Sportwagenhersteller wichtige Unterlagen auf, die als historische Belege bei der Arbeit an den Fahrzeugen hilfreich sind. So erfährt der Werkstattleiter, dass das Fahrzeug nach vielen Rennen jahrelang auf einem Bauernhof stand und teilweise ausgeschlachtet wurde.
Nach einem ersten Testlauf von ein paar Metern zeigt sich, dass der Motor undicht ist. „Je mehr Teile wir abbauten, desto deutlicher wurde, dass wir ein ordentliches Fundament brauchen. Ein Haus baut man schließlich auch nicht auf Sand“, erklärt Werner die Entscheidung, den Motor bei einem Experten aus dem Vorkriegsmotorenbau überarbeiten zu lassen. Hierbei gilt es, eine besondere Herausforderung zu meistern: die Modifikationen der vergangenen Jahrzehnte nachzuvollziehen. „Gerade die Überarbeitung der Zylinder sowie deren Einpassung in das Originalgehäuse war für alle Beteiligten eine spannende Phase“, fasst der Werkstattleiter zusammen.
Restaurierung des bisher ältesten Fahrzeugs im Porsche Museum
Die Restaurierung des bisher ältesten Fahrzeugs im Porsche Museum übergibt Werner für die kommenden sechs Monate an seinen jüngsten Mitarbeiter. Jan Heidak, Techniker im Porsche Museum, arbeitet fortan intensiv mit dem Motorenbauer zusammen. „Es gefällt mir, technisches Kulturgut zu erhalten“, sagt der 28-Jährige. Er sucht den Kontakt zu ehemaligen Technikern und heutigen Rentnern, die sich mit den Gepflogenheiten alter Ingenieurskunst auskennen und ihm gern mit Rat zur Seite stehen.
Um historische Technik weiter am Leben erhalten zu können, sieht es das Porsche Museum als besondere Aufgabe, den Wissenstransfer in die nächste Generation zu gewährleisten. Ein halbes Jahr lang widmet sich das Team fortan dem Starrachsenfahrwerk, den Bremsen und dem Motor. Die Anforderung an den 4-Zylinder-Reihenmotor mit 68,3 mm Bohrung und 75,0 mm Hub ist schnell definiert: leichtfüßig und sportlich soll er sein. Schließlich stecken im Austro-Daimler ADS R viele Gene der Motorsportgeschichte, die später zur Grundlage für Porsche wurden. Allen voran das Thema Leichtbau.