Porsche unterstützt die Stiftung seit 2014. 2020 musste die Veranstaltung Corona bedingt abgesagt werden. Mit einem Jahr Verzögerung konnten die vier Auszeichnungen – Pflegepreis, Medienpreis, Ursula-Späth-Preis und MS-Aktivistin-Preis – nun persönlich überreicht werden.

„Solidarität und gesellschaftliches Engagement sind für uns selbstverständlich und zentraler Bestandteil der Porsche-Kultur. Wir tragen Verantwortung für Mitmenschen, die in Not geraten sind und Unterstützung benötigen“, sagt Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen der Porsche AG. „AMSEL und seine Schirmherrin Ursula Späth engagieren sich seit mehr als 40 Jahren für Menschen, die an dieser immer noch unheilbaren Krankheit leiden. Gerne unterstützen wir diese Arbeit und tragen unseren Teil dazu bei, dass der Verband sein Engagement auch künftig weiterführt.“

Andreas Haffner, Mitglied des Vorstandes, Personal- und Sozialwesen
Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen der Porsche AG

Die AMSEL Stiftung Ursula Späth wurde 1985 mit dem Ziel gegründet, die Arbeit des AMSEL-Landesverbandes und der AMSEL-Gruppen in Baden-Württemberg zur Verbesserung der Lebenssituation Multiple Sklerose-kranker Menschen finanziell zu unterstützen und dauerhaft sicherzustellen, dass Betroffene einen unabhängigen Partner bei allen Fragen zu Multiplen Sklerose an ihrer Seite haben. Durch die Aufklärungs- und Informationsarbeit wurden in der Öffentlichkeit Berührungsängste abgebaut und Menschen für das Thema Multiple Sklerose sensibilisiert.

Man muss anderen helfen, wenn es einem gut geht

Bei der 28. Preisverleihung der AMSEL Stiftung Ursula Späth am 8. Oktober 2021 im Porsche Museum ist Daniela Adomeit als „Multiple Sklerose-Aktivistin des Jahres“ ausgezeichnet worden. Adomeit ist 42 Jahre alt und verheiratet. Die ehemalige Krankenschwester wohnt in Ettlingen. Sie ist AMSEL-Kontaktgruppenleiterin und Sprecherin der „Jungen Initiative“ der AMSEL Karlsbad-Ettlingen; zudem engagiert sie sich ehrenamtlich als Mitglied der Agendagruppe „Barrierefreies Ettlingen“.

Frau Adomeit, bereits im Alter von 14 Jahren waren Sie ehrenamtlich tätig. Was hat Sie dazu bewegt?

Daniela Adomeit: Ehrenamtliches Engagement wurde mir zuhause mitgegeben. Alle in unserer Familie waren ehrenamtlich tätig. Ausschlaggebend war für mich meine Großmutter. Für sie galt der Grundsatz, dass man anderen helfen muss, wenn es einem selbst gut geht. Das hat mich veranlasst, schon während der Schulzeit in der Jugendhilfe aktiv zu sein. Während meiner Ausbildung begleitete mich das Ehrenamt dann eher im politischen Bereich.

2004 erhielten Sie die Diagnose Multiple Sklerose (MS) …

Adomeit: Das war ein Schock und zugleich eine Erleichterung. Ich bin damals zu verschiedenen Ärzten gegangen. Keiner konnte mir erklären, was für ein Problem ich hatte. Die MS-Diagnose brachte dann endlich Klarheit. Das Leben veränderte sich, aber das Ehrenamt blieb. Als gelernte Krankenschwester habe ich mich intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt und hatte zudem das Hintergrundwissen, um anderen zu helfen.

„Das Leben veränderte sich, aber das Ehrenamt blieb." Daniela Adomeit

Sie engagieren sich insbesondere für junge MS-Betroffene.

Adomeit: Mit der Diagnose – ich war damals 24 – stellte ich fest, dass es für meine Altersgruppe nur wenig Informationen gab. Das nahm ich zum Anlass die „Junge Initiative“ in Ettlingen ins Leben zu rufen. Anfang 20 benötigen Sie eine ganz andere Betreuung und andere Art von Hilfe. Ich schrieb dann einen Blog, brachte das Thema in die sozialen Medien und gründete eine virtuelle Kontaktgruppe, die sogar über unsere Landesgrenzen hinweg aktiv ist.

Das klingt nach einem Vollzeitjob …

Adomeit: Mit normalen Arbeitszeiten ist das natürlich nicht zu vergleichen. Letztlich ist meine Tätigkeit auch stark von der Tagesform abhängig. Meine Motivation und mein Ziel sind, objektiv über die Krankheit aufzuklären und alte, verstaubte Sichtweisen zu ändern. Ich berichte über meinen Alltag, meine Erfahrungen und zeige Wege auf, um ein glückliches Leben mit MS zu führen. Denn schließlich gibt es immer zwei Seiten einer Medaille.

Wie meinen Sie das genau?

Adomeit: Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, dass die Heilung irgendwann gelingt. Richtig ist aber auch, dass man heute ein glückliches und selbstbestimmtes Leben mit MS führen kann. Die innere Einstellung ist wichtig. Man muss auch die positiven Aspekte sehen. Beispielsweise habe ich durch die Krankheit viele neue Freunde kennengelernt. Wichtig ist, objektiv über die Krankheit zu berichten und den Betroffenen Zugang zu guten Informationen zu ermöglichen.

2018 haben Sie die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Jetzt werden Sie als „MS Aktivistin des Jahres“ ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie?

Adomeit: Die Anerkennung ist toll. Sie zeigt, dass meine Arbeit wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Wegen der Preise mache ich die Arbeit aber nicht. Etwas zu verändern und wirklich zu bewegen, ist die eigentliche Motivation. In Ettlingen setzte ich mich für eine barrierefreie Stadt ein. Zu sehen, dass man beispielsweise einem behinderten Menschen das Leben erleichtert, ist tatsächlich ein gutes Gefühl.

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