Wie sähe unsere Welt heute aus, hätte es in der Geschichte nicht immer wieder Menschen gegeben, die als Pioniere für ihre Ideen und Visionen gekämpft haben? Mit dem rein elektrischen Taycan hat Porsche im vergangenen Jahr eine Vorreiterrolle im Bereich der Elektromobilität übernommen. Visionäres Denken und Pioniergeist zeichnen das Unternehmen seit jeher aus. Schon Ferdinand Porsche war seiner Zeit weit voraus als er 1898 ein rein elektrisches Auto konzipierte – den legendären Egger-Lohner Phaeton C.2.
Was Pioniere heute ausmacht, was sie antreibt und was sie bewirken – darüber sprach vergangene Woche das Experten-Panel aus Sara Nuru, Yasemin Yazan und Oliver Blume im Volkswagen Drive Forum Berlin. Dort ist noch bis zum 3. Januar 2021 die Sonderausstellung der Marke „Pionier der Elektromobilität“ zu sehen.
Mut als Inspiration
Für Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, ist die Antwort auf die Frage, was einen Pionier auszeichnet, klar: „Allem voran steht der Mut, Neues zu wagen.“ Der Wille, etwas Relevantes zu schaffen, das den Zeitgeist trifft und wirklich gebraucht wird, sei dabei ebenso wichtig wie das Glück, zur richtigen Zeit das Richtige zu tun, ist Blume überzeugt.
Für Nuru war es ein bewusster Schritt, „out of the box“ zu denken und etwas ganz Neues zu wagen. Auch Unsicherheiten und Ängste hätten sie im Prozess begleitet, berichtet sie. „Aber ich hatte immer ein Urvertrauen in mir. Und meine Schwester und ich haben immer an uns und unsere Idee geglaubt“, so Nuru.
Sinn als Motivator
„Pioniere sind Wegbereiter des Fortschritts“, stellt die Unternehmerin, Autorin und Speakerin Yasemin Yazan fest, die Firmen in Transformationsprozessen begleitet. „Fortschritt kann auch ganz kleine Entwicklungen betreffen, aus denen – wie bei einem Puzzle – am Ende große Leistungen werden“, betont sie.
Charakteristisch für Pioniere sei, ein Feuer bei Mitarbeitern zu entfachen. Den Schlüssel hierfür fasst sie einfach zusammen: „Wer Leistung will, muss Sinn bieten.“ Auf Mobilität bezogen bedeute das „nicht einfach nur ein Auto zu bauen, sondern eine gemeinsame Idee davon zu haben, auf was das Unternehmen und seine Produkte Antworten liefern. Nur so entstehen die Emotion, das Feuer und eine Kraft, die nicht mehr aufzuhalten sind“, weiß Yazan.
Die Eigenschaften Mut, Glück und Tatkraft sieht er auch im Firmengründer Ferry Porsche vereint, der den prominenten Satz prägte: „Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.“ Mit seinem Entwurf des 356 „Nr. 1“ Roadster im Jahr 1948 bewies Porsche zu seiner Zeit jenen Pioniergeist, der das Unternehmen bis heute auszeichnet.
„Ferry Porsche hat nicht nur geträumt, er hat gemacht – und darauf kommt es an“, betont Blume. „Wenn wir unsere Identität und Herkunft kennen, können wir mutig nach vorn blicken“, ergänzt Achim Stejskal, Leiter Heritage und Museum. „Wir verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft auf sinnvolle Weise.“
Urvertrauen als Basis
Auch Unternehmerin und Model Sara Nuru verkörpert die Eigenschaften einer Pionierin. Als Gewinnerin der Castingshow „Germany's Next Top Model“ gründete sie 2016 gemeinsam mit ihrer Schwester Sali das Unternehmen nuruCoffee, das Kaffee aus Äthiopien verkauft und Frauen dort mit Mikrokrediten unterstützt.
„Ich hatte damals das Glück nach Äthiopien zu reisen – das Land meiner Eltern. Dort habe ich zum ersten Mal wirkliche Armut gesehen“, erzählt die 31-Jährige. Zugleich mit den eigenen Privilegien konfrontiert zu sein inspirierte sie dazu, die Aufmerksamkeit, die sie erlangt hatte, sinnvoll zu nutzen.
Start-up Kultur als Wegweiser
TV-Moderator und Journalist Cherno Jobatey stellt zur Diskussion, inwiefern Unternehmen heute wie Start-ups agieren sollten. „Wir haben ohnehin eine Innovationskultur bei Porsche und Elemente der Start-up-Kultur sind dazu eine tolle Ergänzung“, erklärt Mattias Ulbrich, Geschäftsführer bei Porsche Digital.
Die Fehlerkultur sei im Prozess ein ebenso wesentlicher Aspekt wie eine kreative Umgebung, in der man neue Ideen und Lösungen denken kann. Erlebbar sei dies im Berliner Porsche Digital Office, erzählt der Digital-Experte. Sich an der Start-up-Kultur zu orientieren, begrüßt auch Oliver Blume. „Agilität geht nur, wenn man Stabilität hat. Und für uns bei Porsche ist es besonders wichtig, die Tradition mit der Zukunft zu verbinden.
Bei der Entwicklung des Taycan habe er nicht nach der Konkurrenz geschaut: „Wir wollten uns selbst schlagen. Das Fahrvergnügen in diesem Auto sollte so groß sein wie in einem 911 – oder sogar noch besser.“ Porsche arbeite dabei agil in vielen kleineren Organisationen, die so etwas Großes wie den Taycan erst Realität werden ließen, erzählt Blume. „Unsere Werte Herzblut, Sportlichkeit, Zusammenhalt wie in einer Familie und Pioniergeist machen es möglich, agil und schneller zu sein als andere.“
Pioniere der Zukunft
Zum Abschluss will Jobatey von den Experten erfahren, ob ein moderner Pionier 2020 auch sozial engagiert sein und Gutes tun muss. „Er oder sie muss vor allem mit der Zeit gehen und genau wahrnehmen, was gerade passiert auf der Welt“, erklärt Sara Nuru und nennt das Stichwort Klimawandel. „Wir leben heute viel mehr in einem ‚Wir‘ als im ‚Ich‘“, so Nuru.
Oliver Blume ergänzt: „Eine Pionierleistung ist ja kein Selbstzweck. Am Ende dreht sich alles um die Menschen. 2020 geht es darum, wie wir die Welt in Zukunft so lebenswert erhalten, wie sie heute ist.“ Pionierleistungen zu erbringen, erachtet er in diesem Zusammenhang als eine Grundverantwortung. „Immer zum Wohle der Menschen,“ so Blume.
Dass soziale Aspekte bei Porsche auf Augenhöhe zum wirtschaftlichen Erfolg stehen, beweist das Engagement der letzten Monate. „Als wir ins Krisenmanagement gestartet sind, haben wir uns gefragt, wo unsere Hilfe jetzt notwendig ist“, erzählt Blume. In Deutschland habe das Porsche-Team daraufhin die Krisenstäbe in Baden-Württemberg und Sachsen dabei unterstützt, medizinische Schutzausrüstungen aus China zu beschaffen.
Auch privat engagierten sich die Mitarbeiter über die Initiative „Porsche hilft“, was letztendlich auch Identität in der eigenen Mannschaft gestiftet hat, berichtet Blume. Sichtlich beeindruckt fragt Jobatey, warum von diesen guten Taten so wenig in der Öffentlichkeit zu hören sei. „Wenn wir über uns reden, reden wir über unsere Produkte“, sagt Blume. „Das andere ist eine Selbstverständlichkeit.“