Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise haben viele Branchen hart getroffen – vielleicht keine so schlimm, wie die Tourismusbranche. Weil die Menschen nun eine Reise mit dem Auto gegenüber der Fernreise mit dem Flugzeug vorziehen, sagt ein führender Experte für das internationale Reisegeschäft voraus, dass die Krise hingegen für die Umwelt zum Silberstreifen am Horizont werden kann.
„Nachhaltiger Tourismus auf dem Land wird der große Gewinner sein“, sagt Professor Dr. Christian Buer, Leiter der Fakultät Tourismus und Gastgewerbe an der Universität Heilbronn in der Nähe von Stuttgart. An einem schönen, sonnigen Morgen am Steuer eines Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid als Zugfahrzeug eines mühelos hinterher gleitenden, 8,25 Meter langen Airstream 25IB, ist es schwierig, dem nicht zuzustimmen.
„Der Urlaub auf dem Campingplatz im Wohnwagen war in den 1970er Jahren und bis zum Aufkommen des ‚All-Inclusive‘ Pauschalurlaubs Ende der 1980er Jahre wirklich erschwinglich und sehr beliebt. Heute sehen wir dieselben Leute, die sich wieder darauf besinnen, aber mit mehr Geld in der Tasche. Jetzt heißt es eher Glamping, als Camping – und ein Porsche mit Airstream ist dafür genau das richtige Gespann“, erläutert Buer. „Merken Sie sich meine Worte: Der nächste Tourismusboom in Deutschland wird auf der Straße mit Wohnwagen stattfinden.“
Weil Menschen mit Fernweh nach sicheren Wegen zur Befriedigung ihrer Reiselust suchen, hat Armin Heun, der Geschäftsführer des ROKA Werks, das die legendären, silberfarbenen und stromlinienförmigen Airstream-Wohnwagen aus den USA nach Deutschland importiert, so viel zu tun wie noch nie.
„Normalerweise bauen wir einen Lagerbestand an Anhängern auf, die für den Sommer bereitstehen. Aber alle waren mit Einsetzen der Coronavirus-Krise innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Wir haben jahrelang ein stetiges Wachstum von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet – aber plötzlich sahen wir eine völlig neue Art von Kunden, die um den Kauf unseres Lagerbestands und, nach dessen Ausverkauf, unserer Vorführmodelle konkurrierten. Das sind Leute, die normalerweise mit einem großen Budget lange Strecken auf Reisen an die schönsten Plätze in aller Welt zurücklegen. Jetzt wollen sie einfach die Gewissheit haben, in ihr Auto steigen zu können, um jederzeit einen neuen Ort anfahren zu können – und wenn erforderlich wieder nach Hause.“
„Merken Sie sich meine Worte: Der nächste Tourismusboom in Deutschland wird auf der Straße mit Wohnwagen stattfinden.“ Professor Dr. Christian Buer
Seit den Anfängen vor fast 90 Jahren sind Airstream-Anhänger zu einem der symbolträchtigsten Merkmale des amerikanischen Lebensstils geworden. Mit ihren geschwungenen Karosserien aus glänzendem Aluminium, die in jeder Hinsicht wie der Rumpf eines alten Verkehrsflugzeugs ohne Flügel aussehen, bilden sie die Kulisse unzähliger Momentaufnahmen der US-amerikanischen Geschichte. Politiker und Hollywood-Schauspieler zählten zu ihren stolzen Besitzern und einer wurde sogar als Quarantäneeinrichtung für die Astronauten der Apollo-11-Mission der NASA nach deren Rückkehr zur Erde eingesetzt. Die Fertigung erfolgt weiterhin in Jackson Center im US-Bundesstaat Ohio, unter Einsatz der gleichen Bauweisen zum Nieten von Hand, wie eh und je angewendet – heute ähnelt das Interieur jedoch mehr dem eines Boutique-Hotels, als dem traditionellen „Americana“. Große geschwungene Fenster lassen Licht in einen geräumigen Innenraum einfallen, der mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet ist, die man sich wünschen kann – von WLAN über Klimaanlage und Mikrowelle bis hin zur Nassraumdusche.
Es stellt sich heraus, dass Silber auch Grün ist. Zurück zu Armin Heun: „70 Prozent der seit 1931 gefertigten Airstream-Anhänger werden weiterhin auf der Straße bewegt und die wenigen, die ausgemustert wurden, sind zu fast 100 Prozent recycelbar. Sie werden auch feststellen, dass Wasser- und Energieverbrauch erheblich abnehmen, wenn man seine Zeit in einem Airstream verbringt. Vor einigen Jahren verbrauchte der Durchschnittsnutzer 155 Liter Wasser pro Tag. In einem Airstream reichen 20 Liter aus, weil es kaum Möglichkeiten gibt, überhaupt Wasser zu verschwenden. Der Energieverbrauch strukturiert sich anders und man kann das Gespann sogar netzunabhängig nur über das Solarzellenfeld auf dem Dach betreiben, wenn man etwas zurückhaltend ist. Und ein wirklich cleveres Auto wie ein Cayenne Turbo S E Hybrid kann mit einem Airstream mehr als 80.000 km für weniger CO2 zurücklegen, als eine vierköpfige Familie auf einem Flug in der Economy-Klasse von Frankfurt nach New York erzeugt.“
Anstatt zu fliegen, glaubt Buer, dass uns der „bodengebundene Urlaub“ für die Zukunft erhalten bleiben wird. „Die ‚Generation X‘ hat die Welt bereits gesehen. Sie müssen nicht in Flugzeuge steigen, um Neues zu erleben. Wir haben heutzutage auch eine sehr gute touristische Infrastruktur, die in Reichweite des eigenen Wohnorts mit dem Auto angesteuert werden kann. Und heute sind die Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit dahingehend verunsichert, wohin sie reisen dürfen und ob man von dort wieder leicht nach Hause kommen kann“, sagt er.
„Es gibt hier eine Wechselwirkung zwischen Handlungen, die durch diese subjektiven und nicht messbaren Gefühle der Unsicherheit hervorgerufen werden, und dem Gedanken, dass Nachhaltigkeit bei eigenen Entscheidungen wichtig ist. Die Menschen reisen aufgrund der Kombination beider Erwägungen mehr auf der Straße als mit dem Flugzeug. Sie nehmen ihr eigenes Auto, weil sie sich sicherer fühlen und mit niemandem in Kontakt gelangen, und stellen dann fest, dass dies auch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist.
"Die Menschen werden mit Blick auf Nachhaltigkeit in den Urlaub fahren und entsprechende Produkte kaufen." Professor Dr. Christian Buer
„Das wird langfristig zu einem Umdenken führen. Die Menschen werden mit Blick auf Nachhaltigkeit in den Urlaub fahren und entsprechende Produkte kaufen: Sehen Sie sich nur an, wie sehr der Absatz von E-Bikes in letzter Zeit zugenommen hat. Ich glaube, dass Porsche mit seinem Schritt in die Elektromobilität auf dem richtigen Weg ist. Es hat die Stunde der Nachhaltigkeit geschlagen: wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich.“
Zurück zum Cayenne, für den dieser Wandel der Zeiten offenbar nicht früh genug kommen konnte: sein Hybrid-Antriebsstrang bewältigt die 2,5 Tonnen schwere Luxusunterkunft am Haken auf dem Weg vom Strand mit spielender Leichtigkeit.