Angelique, normalerweise wären Sie in dieser Woche beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart. Wo sind Sie stattdessen und wie geht es Ihnen?
Ich bin in Polen und mir geht es gut. Es ist wirklich schade, dass der Porsche Tennis Grand Prix wegen der Corona-Krise nicht stattfinden kann. Nach meinen Verletzungssorgen vom Saisonauftakt bin ich jetzt wieder fit und habe mich sehr darauf gefreut, auf die Tour zurückzukehren. Mein Comeback beim Porsche Tennis Grand Prix mit dem fantastischen Stuttgarter Publikum zu feiern, war für mich eine ganz besondere Motivation.
Sie waren seit 2012 jedes Jahr beim Porsche Tennis Grand Prix dabei. Wie sehr bedauern Sie die Absage?
Der Porsche Tennis Grand Prix gehört zu meinen Lieblingsturnieren, und ich weiß auch von anderen Spielerinnen, wie gerne sie wieder nach Stuttgart gekommen wären. Natürlich habe ich bis zuletzt gehofft, dass es doch noch eine Lösung gibt, aber letztendlich hatten die Veranstalter gar keine andere Wahl. Ich finde es gut und richtig, dass man mit Rücksicht auf die Gesundheit aller Beteiligten so entschieden hat, und freue mich jetzt schon auf das Turnier im nächsten Jahr.
Lassen Sie uns kurz zurückblicken: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Auftritte beim Porsche Tennis Grand Prix?
Mit Stuttgart verbinde ich sehr viele schöne Erinnerungen. Besonders präsent sind natürlich die zwei Finals, die ich in der Porsche-Arena gewonnen habe. 2015 gegen Caroline Wozniacki, das war ein echter Krimi. Ich lag im dritten Satz 3:5 zurück, Caroline fehlten nur noch zwei Punkte zum Sieg. Und dann habe ich das Ding mit der Unterstützung der tollen Zuschauer noch gedreht. In meinem Zweitrundenmatch habe ich damals in drei Sätzen die topgesetzte Maria Sharapova geschlagen, die dreifache Stuttgart-Siegerin. Auch das war ein absolutes Highlight. Im Jahr darauf dann das deutsche Finale gegen Laura Siegemund, in dem ich als Titelverteidigerin besonders unter Druck stand. Die Stimmung in der Halle und die Emotionen nach meinem Sieg werde ich nie vergessen.
Wie kommen Sie mit der aktuellen Situation zurecht?
Die Umstellung auf diesen ganz anderen Tagesrhythmus ist mir anfangs nicht leichtgefallen. Doch ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Noch sind die Tennisplätze gesperrt und ich kann leider keine Bälle schlagen, doch ich mache mein tägliches Workout, um fit zu bleiben für den Tag, an dem ich wieder Tennis spielen kann. Niemand kann verlässlich sagen, wann das sein wird und wie die Zukunft aussieht. Das macht es so schwierig, für diesen Tag zu planen.
Wie schaffen Sie es, Ihr Training diszipliniert und konsequent durchzuziehen, ohne das nächste Match vor Augen zu haben?
Diese Auszeit kam so plötzlich und unerwartet, da musste auch ich mich erst einmal völlig neu orientieren. Das war gar nicht so einfach. Doch die Motivation, sein Training so gut es geht durchzuziehen, ist bei einem Spitzensportler natürlich immer da. Ich verfolge ja ein Ziel und weiß, warum ich das mache. Es fällt mir deshalb auch nicht schwer, diese Motivation hochzuhalten, obwohl ich nicht weiß, wie lange ich noch zu Hause bleiben muss, ob es Wochen sind oder Monate.
Was vermissen Sie in dieser Zeit am meisten, außer Tennis natürlich?
Es sind Kleinigkeiten, die ich vermisse. Dinge, die vor kurzem noch selbstverständlich waren, jetzt aber nicht mehr möglich sind. Ich vermisse meinen normalen Alltag, würde gerne mal wieder mit Freunden einen Kaffee trinken gehen. Doch mein einziger Ausflug an die frische Luft in diesen Tagen ist der zum Einkaufen in den Supermarkt, mit Gesichtsmaske und Gummihandschuhen.
In einem Video appellieren Sie und andere Porsche-Markenbotschafter an Ihre Fans, auch in diesen Zeiten positiv zu denken, zusammenzustehen und sich an die Anweisungen der Behörden zu halten. Wie wichtig ist das?
Um diese Krise so schnell wie möglich hinter uns lassen zu können, ist das enorm wichtig. Deshalb freue ich mich auch, dass sich da so viele Persönlichkeiten aus allen Bereichen engagieren. Die Botschaft ist klar: Wir müssen in dieser schwierigen Zeit so gut es geht zusammenhalten, über Grenzen hinweg, müssen nach vorne schauen und versuchen, diese Situation gemeinsam durchzustehen. Das ist im Moment wichtiger als alles andere, auch wichtiger als Tennis.
Wie geht es Ihren Kolleginnen? Haben Sie Kontakt mit anderen Spielerinnen?
Ja, immer wieder. Ich tausche mich mit Freundinnen von der Tour aus und wir erzählen uns, was wir den ganzen Tag so machen. Eine davon ist Caroline Wozniacki. Die hat zwar schon aufgehört, wartet jetzt aber sehnsüchtig auf ihr großes Abschiedsmatch gegen Serena Williams, das wegen Corona ebenfalls verschoben werden musste. Auch zu meinen Kolleginnen vom Porsche Team Deutschland habe ich immer wieder Kontakt. Mit ihnen hätte ich gerne die Fed-Cup-Finalrunde in Budapest gespielt, die leider ebenfalls Corona zum Opfer fiel.
Als Tennisspielerin führen Sie normalerweise ein hektisches Leben, reisen ständig durch die Welt. Für was haben Sie jetzt endlich mal Zeit?
Unter anderem fürs Kochen. Das wollte ich schon immer mal richtig lernen, hatte aber nie die Zeit dazu. Jetzt koche ich fast jeden Tag, was riesigen Spaß macht. In meiner Familie werden vor allem traditionelle Gerichte nach alten Rezepten gekocht, leckere Aufläufe zum Beispiel. Manchmal hole ich mir aber auch Anregungen aus einer Koch-App oder aus YouTube. Von italienisch bis thailändisch haben wir schon alles ausprobiert, dazu Kuchen gebacken und Desserts zubereitet.
Was gelingt Ihnen am besten?
Ganz klar Pfannengerichte. Die gehen aber auch am einfachsten. Man haut alles in die Pfanne, rührt um und schaut, was draus wird.
Wie nutzen Sie diese Zeit voller Einschränkungen sonst noch?
Ich genieße die Tage zu Hause. Ich versuche, einfach mal durchzuatmen, meinem Körper die Ruhe zu geben, die er braucht, abzuschalten und den Kopf freizubekommen. Wenn diese Pandemie irgendwann einmal vorbei ist, wird man sicherlich dankbar sein für viele Dinge, die man bisher gar nicht so geschätzt hat, und sei es nur, sich wieder frei bewegen zu können. Ich wünsche mir, dass ich mir auch danach trotz aller Hektik immer wieder Zeit für mich selber nehmen und mich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kann.
Sind das die Lehren, die Sie aus der Krise ziehen?
Ich denke schon, dass man aus so einer Krise lernen kann. Wir alle lernen daraus hoffentlich, dankbarer zu sein für Dinge, die wir sonst gar nicht richtig zu schätzen wissen. Ich wünsche mir auch, dass sich in dieser Krise die Erkenntnis durchsetzt, dass wir zusammen stärker sind als jeder für sich alleine und wir in Zukunft auch danach handeln.
Porsche im Tennis
Bereits seit 1978 ist Porsche Sponsor des Porsche Tennis Grand Prix, seit 2002 zusätzlich auch Veranstalter. Das Turnier in der Stuttgarter Porsche-Arena wurde von den Spielerinnen auch 2019 wieder zum weltweit beliebtesten seiner Kategorie gewählt. Im Rahmen seiner globalen Partnerschaft mit der Women’s Tennis Association (WTA) ist Porsche unter anderem Titelpartner des „Porsche Race to Shenzhen“, der offiziellen Qualifikationsrangliste für die Shiseido WTA Finals. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller ist zudem exklusiver Automobilpartner der WTA sowie der WTA Finals. Als Premiumpartner des Deutschen Tennis Bundes (DTB) unterstützt das Unternehmen das Porsche Team Deutschland im Fed Cup und engagiert sich mit dem Porsche Talent Team sowie dem Porsche Junior Team in der Nachwuchsförderung. Als Markenbotschafter geben Angelique Kerber, Julia Görges und Maria Sharapova Porsche im Tennis ein Gesicht.