Leben für den großen Traum

Mit der Initiative „Turbo für Talente“ fördert Porsche den sportlichen Nachwuchs im Fußball, Basketball, Eishockey und Tennis. So wie Lena Rüffer (20) aus dem Porsche Talent Team. Weltmeister Sami Khedira (32), Botschafter von „Turbo für Talente“, hat schon alles erreicht. Beide erzählen von ihrem Leben für den großen Traum. Ein Thema – zwei unterschiedliche Perspektiven.

Von einer Karriere als Tennisprofi träumen viele. Doch der Weg bis in die großen Stadien ist nicht einfach. Lena Rüffer (20) aus dem Porsche Talent Team hat sich auf die Reise gemacht – mit einem klaren Ziel vor Augen und großen Hoffnungen im Gepäck.

Ein kleiner Tennisball-Magnet mit Wimbledonschriftzug – was viele andere mit einem hübschen Souvenir des Grand-Slam-Turniers assoziieren, ist für Lena Rüffer ein Lieblingsstück mit ganz besonderer Bedeutung. Eine Reise ohne den Glücksbringer? Undenkbar. Seitdem die Nachwuchsspielerin den Talisman von ihren Eltern geschenkt bekommen hat, trägt sie ihn bei sich. In einem kleinen roten Täschchen hat sie ihren Traum von Wimbledon somit immer griffbereit. „Ich schaue ihn an und denke mir: Das ist mein Ziel. Da will ich spielen“, erklärt sie schmunzelnd.

Die 20-Jährige lebt den Traum, einmal Tennis­profi zu werden. Die Nachwuchsspielerin des Porsche Talent Teams verfolgt ihren Weg entschlossen, zielstrebig und diszipliniert. Mit dem Einzug ins Viertelfinale beim ITF Hechingen, dem Halbfinale beim ITF Essen und der zweiten Quali-Runde beim Porsche Tennis Grand Prix 2018 rückte sie im WTA-Ranking auf Rang 324 (Februar 2019) vor. Täglich trainiert die gebürtige Berlinerin im DTB-Bundesstützpunkt Stuttgart-Stammheim, reist von Turnier zu Turnier und verzichtet auf vieles, was für die meisten in ihrem Alter ganz alltäglich ist. Während Gleichaltrige abends feiern gehen, muss sie regenerieren. Diese Lebensweise erfordert Mut, aber vor allem auch große Begeisterung für den Sport. Lena hat beides. Und sie vermisst nichts: „Tennis ist mein Leben und das ist auch gut so.“

Lena Rüffer: „Die Tendenz muss nach oben zeigen“

Bereits im Tenniskindergarten entstand bei Lena der Wunsch von der Profikarriere – der sich bis heute immer weiter verfestigte. „Tennis ist meine Leidenschaft. Für mich war es ganz logisch, dass ich das probieren möchte“, sagt sie entschlossen. Schule, Training und Turniere in Einklang zu bringen war allerdings nicht immer einfach. Lena blickt zurück: „Tennis und Schule – mehr gab es nicht.“ Um sich schulisch und sportlich optimal weiterzuentwickeln, wechselte sie nach der 10. Klasse auf das Poelchau-Gymnasium, einer Eliteschule für Sport in Berlin. Seit ihrem Abitur 2017 zählt für sie nur der Sport: „Jetzt kann ich mich voll und ganz auf eine Sache fokussieren.“

Lena glaubt an sich. Gezweifelt hat sie nie. Sie hat ihre eigenen Ziele immer vor Augen – und zwar ganz genau. Eine bestimmte Spielerin hat sie nicht zum Vorbild, vielmehr sind es die Turniere in den großen Stadien, die ihr immer wieder einen entscheidenden Motivationsschub geben. In ein paar Jahren möchte sie „ganz klar bei allen Grand Slams spielen.“ 2019 will sie ihr WTA-Ranking verbessern und sich bei einem Grand-Slam-Turnier qualifizieren.

Dazu gehören auch die US Open. Ein Handtuch des Turniers ist ein weiteres Lieblingsstück von Lena – ein Mitbringsel ihrer Freundin Anna Zaja: „Sie hat es mir von ihren ersten US Open 2017 mitgebracht. Dass sie es so weit geschafft hat, motiviert mich sehr.“ Wenn die beiden Spielerinnen zusammen auf einem Turnier sind, wird die gemeinsame Zeit unter Freundinnen in jeder freien Minute nachgeholt, auch fernab vom Court. Mittags Konkurrentinnen und abends Freundinnen? Für Lena ist das kein Problem: „Tennis ist ein Einzelsport. Auf dem Platz will jeder gewinnen – das schließt Freundschaften aber nicht aus.“

Auch beim täglichen Training am DTB-Bundesstützpunkt kommt der Spaß im Team nicht zu kurz. In den Pausen wird gemeinsam geredet, gegessen, gelacht und – ganz wichtig – exzessiv Kniffel gespielt. So vergeht die Wartezeit bis zum nächsten Match wie im Flug.

Alle fünf auf einmal: in Spielpausen lassen die Damen Würfel sprechen

Training und Turniere bestimmen Lenas Tagesablauf: Um sieben Uhr klingelt ihr Wecker. Nach dem Frühstück geht es direkt zum Bundesstützpunkt nach Stuttgart-Stammheim, wo um neun Uhr das Konditions- und Tennistraining beginnt. Um 13 Uhr folgen das gemeinsame Mittagessen und Freizeit bis 14.30 Uhr. Nachmittags steht dann wieder Tennis und eine zweite Einheit Konditionstraining auf dem Programm. Abschließend begibt sich Lena zur Physiotherapie. „Danach ist es meistens auch schon 19 oder 20 Uhr und ich falle ins Bett“, erzählt sie lachend.

Viel freie Zeit für Familie und Freunde bleibt da nicht. „Die Zeit ist begrenzt, aber das ist nicht schlimm“, erzählt sie. Um „einfach mal runterzukommen“, spielt Lena in ihrer Freizeit Klavier, liest und trifft sich mit Freunden. Mit Familie, Freund und Trainerteam hat die Nachwuchsspielerin Menschen um sich, die ihr den Rücken stärken und Verständnis für ihre Leidenschaft zeigen. Tennis erweckt bei Lena große Emotionen. „Es ist wichtig, dass mein Umfeld diese Emotionalität versteht“, sagt sie.

Die 20-Jährige weiß genau, was sie will. Für ihre Ziele hat sie sich zwar kein Zeitlimit gesetzt – aber „die Tendenz muss stetig nach oben zeigen“. Lena wirkt sehr selbstreflektiert. Wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt hat, arbeitet sie konsequent daran. „Die Entwicklung sieht man am Ranking. Wenn ich mich nicht verbessere, dann fehlt diese“, sagt sie selbstbewusst.

Reisen gehört zum Alltag eines Nachwuchstalents: Etwa zwei bis drei Wochen ist Lena pro Monat unterwegs. Die Reisen finanziert sie sich zum einem durch die Förderung des Porsche Talent Teams und zum anderen selbst durch Turniereinnahmen und die Bundesliga. Aber was nimmt man denn so alles mit, wenn man von Turnier zu Turnier fährt? Lena öffnet für uns ihren Koffer und verrät, was auf ihren Reisen nicht fehlen darf.

Leben mit Koffer: Lena Rüffer reist viel. Ihr Ziel ist die Weltspitze

Für ihre Nummer eins muss sie nicht lange überlegen – das sind ganz klar Fotos von ihren Liebsten. Egal in welchem Hotelzimmer sie gerade ist, Bilder von ihrem Freund und ihrer Familie schenken ihr direkt ein Gefühl von Zuhause. Außerdem hat sie immer zwei Bücher dabei: „Eins für den Kopf und eins zur Unterhaltung.“ Auch ein Muss: Schablone, Saiten und Saitenfarbe. Damit das Logo des Sponsors auf dem Schläger deutlich sichtbar ist, muss es auf Turnieren immer wieder selbst nachgezogen werden. Auch Laptop und Lautsprecher gehören in ihren Koffer. Spannende Serien und gute Musik helfen der Nachwuchsspielerin am besten, um nach dem Sport richtig zu entspannen. Mit einer eleganten Handtasche ist sie in ihrer Freizeit auch zum Ausgehen bestens gewappnet. Ein weiteres Must-have in Lenas Reisegepäck: gute Laune. Denn nur mit ganz viel Spaß am Sport kann der Sprung zur Profikarriere gelingen, von dem so viele träumen.

Herr Khedira, erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Fußballschuhe?

Ich glaube, es waren Adidas-Schuhe. Als Fünfjähriger hat man ja noch keine Ahnung von Marken. Was ich sicher weiß: Sie waren gebraucht, ausrangierte Kickstiefel vom Nachbarn. Das war völlig okay. Hauptsache, man hatte Schuhe, dazu noch einen Ball und dann konnte man kicken.

Warum sind Sie von Oeffingen aus eigentlich nicht gleich zum VfB?

Ich war damals zum Training mal beim SV Fellbach. Aber selbst da war ich zu schüchtern. Also ging ich zum TV Oeffingen. Dort spielten die Kumpels, der Verein lag direkt vor der Haustür, das war logistisch ganz einfach.

Und dann warf der VfB bei einem Turnier in Wernau doch ein Auge auf Sie?

Ja, der E-Jugendtrainer des VfB fragte meinen Vater, ob ich nicht mal zum Probetraining kommen möchte. Mein Vater hat mich gefragt. Mit sieben, acht Jahren wusste ich schon, dass der VfB irgendwie was Besonderes ist. Ich war einverstanden.

Ex-Nationalspieler Serdar Tasci, drei Wochen jünger als Sie, kam erst in der D-Jugend zum VfB – und war hell entsetzt, als am Saisonende seine Freunde aussortiert wurden. Wie haben Sie dieses Verfahren empfunden?

Ich habe die Erfahrung schon in der E-Jugend gemacht. Sie müssen sich das so vorstellen: Ich wechselte von Oeffingen zum VfB, wurde also aus meiner Umgebung herausgerissen. Folglich suchte ich in der neuen Mannschaft neue Freunde. Und am Saisonende waren die zwei neuen Freunde plötzlich weg. Für den einen war der Weg nach Stuttgart auf Dauer einfach zu weit. Und der andere wurde aussortiert. Da habe ich zu meinem Vater gesagt: „Wenn die zwei nicht mehr mitmachen, gehe ich auch nicht mehr hin.“

Was hat Ihr Vater gemacht?

Er hat es mir ausgeredet.

Hat funktioniert …

Na ja, irgendwann bekam ich schon eine Ahnung vom Leistungsprinzip und akzeptierte es auch. Ich wollte dabeibleiben, also trainierte ich vielleicht manchmal sogar mehr. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich deshalb Druck empfunden hätte. Wir wollten einfach nur Fußball spielen.

Porsche Nacht der Talente 2018: Sami Khedira mit Teilnehmern bei der Porsche Werksführung


Und das Spiel bestimmte im Hause Khedira das Leben …

Sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Sie war noch nie wirklich Fußballfan. Mein Vater dagegen war ab der D-Jugend beim VfB sogar unser Mannschaftsbetreuer. Er ist in die Aufgabe hineingerutscht. Es fing damit an, dass er für uns Obst geschnitten hat und der Mannschaft in der Halbzeit Getränke reichte. Er hat dann immer mehr gemacht, war ja alles freiwillig. Als ich aus der Jugend raus war, wollte der Verein unbedingt, dass mein Vater weitermacht. Er lehnte aber ab. Er wollte lieber bei den Spielen von meinem jüngeren Bruder Rani und mir zuschauen.

Bayern-Star Javi Martinez hat neulich gesagt, er wolle später Jugendtrainer für die 15-, 16-Jährigen werden. Also für das Alter, in dem sich entscheidet, ob einer aufhört oder weitermacht. Hatten Sie auch mal Zweifel?

Nein, nie. Im Gegenteil. Mit 15, 16 wurde mir langsam bewusst, was ich eigentlich machte. Mein B-Jugendtrainer sagte mir schon, dass ich es mit harter Arbeit zum Profi bringen könnte. Und beim VfB ist das Charmante, dass man vom Trainingsplatz aus immer das Stadion sieht. Ich sagte mir: Dort will ich mal einlaufen. Also trainierte ich noch mehr.

Wie wird man als VfB-Jugendspieler von Mitschülern und Lehrern wahrgenommen?

Nach der achten Klasse wechselte ich in eine Schule, die eine Kooperation mit dem VfB hatte. Ziel war, noch mehr Zeit fürs Training zu haben. Dazu kamen Lehrgänge und die Termine mit der Jugend-Nationalmannschaft. Ich war oft nicht da. Im letzten Schuljahr hatte ich Fehlzeiten von 50 Prozent. Es gab deshalb schon Neider unter den Mitschülern. Was die vergaßen, war, dass ich den Stoff trotzdem beherrschen musste, zum Teil mithilfe von Privatlehrern. Das war nicht immer einfach.

Kommen wir zum Lohn der Mühen. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Profitraining?

Ich spielte noch für die A-Jugend, die Einladung kam damals überraschend. Nach der Rückkehr der Profis aus dem Wintertrainingslager hatte ich zum Glück nur eine Nacht Zeit, mir Gedanken zu machen: Training unter Giovanni Trapattoni! Die Nacht war nicht gut. Beim Training ging es dann besser.

Und nun blicken Sie auf eine jahrelange Karriere zurück, die Sie in großen Vereinen an der Seite von Stars wie Ronaldo, Alonso, Buffon oder Pogba verbracht haben. Kommt man damit immer zurecht?

Nach meiner Unterschrift bei Real war mir klar: Jetzt muss ich es wirklich beweisen, einige trauten mir das ja nicht zu. Auf der Fahrt zum ersten Training saß ich dann plötzlich mit Kaka, Ramos und Ronaldo im Bus. Das war schon komisch. Aber gerade diese Spieler waren es, die auf mich zukamen und sagten: „Herzlich willkommen, wenn du was brauchst, melde dich.“ Meine Erfahrung ist: Madrid oder Turin – je weiter du aufsteigst in diesem Geschäft, desto entspannter sind die Spieler.

Trotzdem: Wie viel Egoismus braucht man, um sich im Profibereich durchzusetzen, wie viel ist erlaubt?

Da stehen elf Individuen auf dem Platz, die wissen, dass sie zusammen funktionieren müssen. Für mich bedeutet das, dass jeder seinen Egoismus so lange ausleben darf, solange es der Mannschaft nützt. Der Mannschaft schaden darf er nicht.

Ihr Selbstvertrauen wirkt schon immer unerschütterlich. Muss man das einfach mitbringen, um vom Knirps mit gebrauchten Kickstiefeln zum Weltmeister aufzusteigen?

Ich habe mir Selbstvertrauen antrainiert. Man muss sich selbst manipulieren können. Es ist immer ein schmaler Grat zur Arroganz. Aber für mich bedeutet Selbstvertrauen ja nicht zu glauben, dass ich alles kann. Vielmehr heißt es, sich seiner Stärken bewusst zu sein und sich seine Schwächen einzugestehen, genau zu wissen, an was man arbeiten muss, um besser zu werden. Und zu wissen, was man lieber nicht machen sollte. Es kann eben nicht jeder dribbeln wie Ronaldo oder Messi.

Turbo für Talente: Sami Khedira und Porsche-Vorstand Lutz Meschke (li.)


Wenn Sie heute für Ihre Stiftung oder als Botschafter für „Turbo für Talente“ unterwegs sind und auf sportbegeisterte Kinder treffen, erkennen Sie sich da wieder?

Ich hatte so viel Glück, deshalb will ich mit meiner Stiftung und dem Engagement für Porsche etwas an Jugendliche zurückgeben. Dabei bemerkt man natürlich, dass sich die Zeiten ändern. Das ist auch gut so. Was sich nicht ändert, ist, dass es ruhigere Kinder gibt und frechere. Auch das ist völlig in Ordnung. Der Kern der Sache ist, dass Sport Werte vermittelt: Respekt, Höflichkeit, Disziplin. Das muss vorhanden sein. Das gilt nicht nur für den Fußball, das gilt für Sport überhaupt. Ohne diese Werte geht es nicht.

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