Bei einer dreitägigen Sichtung im portugiesischen Portimão setzte sich der 21-Jährige gegen elf Mitstreiter durch. Die Kandidaten waren zuvor von den nationalen Porsche-Markenpokalen nominiert worden. Güven war als aktueller Champion des Porsche Carrera Cup France zur Sichtung angereist.
„Für Porsche ist es wichtig, Begabung und Fähigkeiten von Fahrern zu erkennen und entsprechend zu fördern.“ Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport
Seit 1997 unterstützt Porsche junge Motorsport-Talente und begleitet sie beim Aufstieg in höhere Rennserien. „Für Porsche ist es wichtig, Begabung und Fähigkeiten von Fahrern zu erkennen und entsprechend zu fördern. Das Niveau in den nationalen Porsche-Markenpokalen ist hoch. Dies wurde auch bei der Sichtung deutlich und unterstreicht, wie stark wir im Motorsport aufgestellt sind“, sagt Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport. „Während des Shoot-outs in Portimão sind die Absolventen von uns im wahrsten Sinne des Wortes auf Herz und Nieren geprüft worden. So konnten wir uns ein umfangreiches Bild ihrer körperlichen und mentalen Fitness machen sowie ihr fahrerisches Können testen“, erklärt Jasmin Steidle-Faas, Projektleiterin des Porsche Motorsport Junior Programms.
Güven saß bereits mit fünf Jahren im Kart und wurde von seinem Vater unterstützt, der selbst Amateur-Rennfahrer in der Türkei ist. Als Zwölfjähriger stieg der Istanbuler aufs virtuelle SimRacing um und fuhr im weltweit größten Team mit den heutigen Formel-1-Fahrern Max Verstappen und Lando Norris. Mit 17 kehrte er zurück in den realen Motorsport und gewann verschiedene Rennen in der Türkei. Im Jahr 2016 schaffte Güven den Sprung in den internationalen GT-Sport und startete im Folgejahr im Porsche Carrera Cup France sowie in der Porsche GT3 Cup Challenge Benelux. Letztere schloss er als Rookie-Champion ab.
2018 gelang Güven ein weiterer Aufstieg in der Porsche-Motorsport-Pyramide: Er beendete die Saison sowohl im Carrera Cup France als auch im Carrera Cup Benelux als Champion. Im darauffolgenden Jahr ging er erstmals im Porsche Mobil 1 Supercup im Formel-1-Rahmenprogramm an den Start. 2019 hat er erneut den Carrera Cup France gewonnen und seine Debütsaison im Supercup als Vizemeister und Rookie-Champion beendet. „Das war eine starke Saison und ein wirklich toller Erfolg für das Team von Philippe Almeras und mich“, resümiert Güven.
Güven ist ein Familienmensch. Nicht nur privat spielt die Familie eine wichtige Rolle, auch beruflich baut er auf die Unterstützung seiner Verwandtschaft: Seine ältere Schwester kümmert sich um die Reiseplanung und ist als ausgebildete Psychologin zudem für seine mentale Stärke im Motorsport zuständig. Ihr Mann ist Fitness-Coach und trainiert regelmäßig mit Güven. Auch Verwandte in Deutschland unterstützen den jungen Piloten. Sein in Berlin lebender Cousin betreut den Online-Auftritt des Türken, seitdem dieser im europäischen Rennsport aktiv ist.
„Es war eine große Ehre, an der Sichtung teilzunehmen. Als ich die Nachricht erhalten habe, dass ich der neue Porsche-Junior bin, war ich überglücklich. Porsche-Junior zu sein ist ein Traum von mir, für den ich lange hart gearbeitet habe. Seit ich ein kleiner Junge bin, will ich immer gewinnen. Dass ich mich nun im Shoot-out durchsetzen konnte, ist der bisher größte Sieg meines Lebens. Ich möchte mich bei Porsche für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken", sagte Güven.
Generell fördert Porsche immer zwei Fahrer gleichzeitig: Neben Güven ist das aktuell Jaxon Evans, der den Sprung zum Porsche-Junior bereits im vergangenen Jahr schaffte. Der Neuseeländer stammt aus einer Motorsportfamilie und begann seine Karriere im Alter von zwölf Jahren im Kart. Danach stieg er über die Porsche GT3 Cup Challenge in den Porsche Carrera Cup Australia auf und sicherte sich 2018 dort den Meistertitel. Evans konnte in der Porsche Mobil 1 Supercup Saison 2019 zwei Podiumsplätze einfahren, in Spa-Francorchamps und Mexico-Stadt, und wird 2020 erneut als Porsche-Junior starten.
Als Porsche-Junior bekommen die beiden Piloten unter anderem ein Förderpaket in Höhe von 225.000 Euro für eine Saison im Supercup 2020. Dort starten sie bei acht Rennen im 485 PS starken Porsche 911 GT3 Cup. Oliver Schwab, Projektleiter des Porsche Mobil 1 Supercup, freut sich auf die neue Junior-Paarung: „Jaxon hat sich in der letzten Saison beständig gesteigert und Ayhancan Güven konnte zeitweise sogar die Supercup-Routiniers in Bedrängnis bringen. In 2020 wird der Titelkampf unter den weltbesten Markenpokal-Fahrern damit spannender als je zuvor. Ayhancan zählt für mich zu den absoluten Favoriten.“
Unterstützung erhalten die beiden Junioren vom ehemaligen Porsche-Werkspiloten Sascha Maassen, der sie als Fahrer-Coach zu allen Rennen begleitet. Die Förderpiloten werden analog zu den Porsche-Werksfahrern sportmedizinisch und trainingswissenschaftlich von der Universität Potsdam betreut. Auch Medienseminare und Mentaltrainings zählen zu den Ausbildungsinhalten auf dem Weg zum Profi-Rennfahrer. Zudem werden die Porsche-Junioren in Marketingaktivitäten und PR-Termine einbezogen.