Vor zwei Wochen hatte ich die Gelegenheit, Stanford zum ersten Mal selbst zu besuchen. Im Rahmen der LeadershipGarage Experience "Inside Silicon Valley", einem mehrtägigen Symposium mit internationalen Gästen, das sich mit den Herausforderungen der digitalen Zukunft beschäftigt, lernte ich Stanford kennen und lieben.
Es ist eine Sache, über eine Institution wie Stanford und seine Geschichte zu lesen oder hören - aber es ist etwas ganz anderes, selbst auf dem Campus zu stehen. Einige von euch wissen vielleicht, dass ich schon lange ein großer Fan von David Lang bin (spätestens seit seinem Song#3 in „Youth“) , und können sich vorstellen, wie aufregend es für mich war, seine Alma Mater zu besuchen.
20 Manager, die aus den Erfolgsgeschichten des Silicon Valley lernen wollen
Als ich am ersten Tag auf dem Campus ankam, verliebte ich mich sofort in die Atmosphäre. Ich war begeistert von dem Gedanken, dass so viele unglaublich intelligente Menschen hier studiert haben – und so viele weitere gerade hier studieren und schon morgen die Welt verändern könnten. Es fühlte sich an, als wandele ich auf den Spuren vieler meiner Vorbilder – und sofort wusste ich, dass hier eine inspirierende Zeit vor mir liegt. Und so war es auch.
Das LeadershipGarage-Programm, das von Sabine Remdisch von der Leuphana Universität in Lüneburg organisiert wird, basiert auf drei Säulen: Erfahrung, Verständnis und Einfluss. Ich war Teil einer Gruppe von zwei Dutzend Managern und Vertretern europäischer Unternehmen, darunter eine Handvoll von Porsche-Kollegen. Wir trafen Professoren aus Stanford, Unternehmer aus dem Silicon Valley, arbeiteten gemeinsam im Workshops und hörten aufmerksam zu, was sie uns zu sagen hatten. Hier sind fünf Highlights aus einer Woche voller neuer Impulse, smarten Gedanken und beeindruckender Menschen.
1. Bei Innovation geht es nicht um Dinge, sondern um Menschen
Auch wenn es inzwischen nicht mehr als die einzig wahre Innovationshochburg gilt, ist der Einfluss des Silicon Valley auch heute unumstritten. Es war der Grundstein für viele Innovationen im Technologiebereich und darüber hinaus. Aber wie sieht das Ökosystem aus und welche Faktoren haben seine Entwicklung geprägt? Am ersten Tag in der Bay Area haben mit darüber mit unterschiedlichen Wissenschaftlern gesprochen. Ein Satz, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war der Kommentar von Michael Shanks, einem britischen Archäologen und Professor für Klassik in Stanford. Er sagte: "Wenn man Veränderung und Innovation verstehen will, muss man begreifen, dass es dabei um Menschen geht. Punkt." Genau, Punkt. Sein Vortrag hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass es unglaublich wichtig ist, sich auf die Denkweise, Kultur und die Dynamik von Organisationen und Teams zu konzentrieren. Und es hat mich ein bisschen stolz gemacht, als ich an unser so wunderbar funktionierendes, agiles und vielfältiges Team im Porsche Digital Lab dachte.
2. Lektionen vom Urvater des Design Thinking: Ein Tanz mit der Vieldeutigkeit
Wer schon einmal etwas von Design Thinking gehört hat, hat wahrscheinlich auch den Namen Larry Leifer gehört. Er ist Gründer und Direktor des Stanford Center for Design Research und im Grunde genommen der Erfinder des Design Thinking. Da ich ein großer Fan der Methode bin, war es für mich eine große Ehre, ihn persönlich zu treffen. Während seines Vortrags über Empathie und Nutzerbedürfnisse, zwei Hauptprinzipien des Design Thinking, nahm ich drei nützliche Ratschläge mit:
1. Dreierteams funktionieren am besten
2. Fragt nach dem Warum! Und fragt nicht nur einmal, sondern immer mindestens fünfmal. Fragt mindestens euch selbst, euer Team und eure Kunden.
3. Design Thinking und Innovation bedeutet, mit Vieldeutigkeit und Komplexität umgehen zu lernen – dance with ambiguity. Es geht um individuelle Kreativität im Kontext eines Teamprozesses, um die Entwicklung von Methoden und Tools, die höherwertigere Produkte schaffen sollen und gleichzeitig die Komplexität des Mensches berücksichtigen.
3. Künstliche Intelligenz: The Hype is real
Anfang dieses Jahres habe ich darüber geschrieben, warum 2019 das Jahr der künstlichen Intelligenz in Deutschland wird. Einer meiner wichtigsten Punkte war, dass Deutschland sein Potenzial bislang nicht voll ausschöpft: Was wir in Deutschland derzeit noch nicht können, ist in anderen Ländern bereits erreicht worden, nämlich in China und den USA. Aber ich bin überhaupt kein Pessimist! In der letzten Woche haben wir Google, Nvidia und das 360 Lab besucht und einen Blick in die Zukunft der KI geworfen - wenn wir sehen, wie die Spitzenforschung in den Labors des Silicon Valley stattfindet und wenn wir die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz hier sehen, fühle ich mich "re-triggered". Das Silicon Valley hat uns viel zu lehren und ich freue mich, so viel wie möglich davon aufzusaugen und es mit nach Deutschland, nach Berlin, zu Porsche zu nehmen.
4. Probleme mit Fokus lösen: die Pre-Mortem-Methode
Am dritten Tag waren wir in San Francisco bei einem Workshop in der Kreativschmiede „Butchershop“, wo CEO Trevor Hubbard und Haufe CEO Kelly Max uns eine Methode zeigten, die unsere Probleme aus dem Weg schaffen und Innovationen vorantreiben sollte. Wie? Die Pre-Mortem-Methode konzentriert sich extrem auf Klarheit und Fokus. Denn "Klarheit lässt einen sehen und erkennen und ermöglicht es, Probleme und Chancen aus einem proaktiven Blickwinkel zu betrachten." Das Besondere an der Methode ist, dass sie auch auf Herausforderungen, die noch vor einem liegen, anwendbar ist und – das Ziel: einen Plan zu erstellen, um kommende Probleme direkt zu umgehen. Der Workshop hat mir wirklich die Augen geöffnet – es ist so einfach und doch so wirksam. Da „Fokus“ ein Thema ist, das mich im Moment sehr beschäftigt, ich schon viel darüber gelesen und es in meinem letzten #workingoutloud Circle thematisiert habe, werde ich diese Methode ganz bald für mich ausprobieren! Wenn jemand bereits Erfahrungen gemacht hat und sich austauschen möchte, freue ich mich, von ihm oder ihr zu hören!
5. Führung in Zeiten des rasanten Wandels: Wir müssen Komplexität bewältigen
Mein absolutes Highlight war der Vortrag von Professor Banny Banerjee über „Führung und organisatorische Kompetenzen im schnellen Wandel“ an unserem letzten Tag der LeadershipGarage Experience. Banerjee ist Direktor und Gründer der Stanford Changelabs und bekannt für seine bahnbrechende Arbeit im Design Thinking, aber auch für seinen systembasierten Innovationsansatz, den er in seinem Vortrag skizzierte. Neben den von ihm vorgestellten Systems Leadership-Modellen zur Bewältigung von Komplexität in umfassenden Transformationensprozessen haben mich seine gesamte Präsenz, sein Wissen und seine Kompetenz mindestens ebenso beeindruckt. Ja, es war komplex - aber das war einer der interessantesten Vorträge, die ich dieses Jahr gehört habe!
Obwohl wir hier in Stanford mit einer exklusiven Gruppe von Managern an all den Vorlesungen und Veranstaltung teilnehmen durften, sind so viele der Strategien, das Wissen und die Erkenntnisse für jeden online verfügbar. Es gibt unheimlich viele Webinare und Vorträge von Stanford-Professoren, die der Öffentlichkeit online zugänglich sind.
Auf Wiedersehen Stanford!
Als ich auf dem Heimweg durch meine letzten Fotos der Woche scrollte, bemerkte ich, dass das Siegel der Stanford Universität die deutsche Inschrift "Die Luft der Freiheit weht" enthält. Das steht natürlich für die Prinzipien der akademischen Freiheit, aber nach vier Tagen an der Universität spiegelt es für mich auch den Spirit des Campus und des gesamten Silicon Valley wider: Die Essenz des Unternehmertums: Selbstbestimmung, Innovation und Wandel.
Zum Abschluss möchte ich mich bei Barbara bedanken, die diesen Trip für uns organisiert hat, und bei allen, die daran beteiligt waren - diese Reise war für mich wirklich inspirierend! Ich mache mir jetzt David Lang an und gehe eine große Runde laufen, um die tollen Erfahrungen der letzten Wochen nochmal Revue passieren zu lassen.