Die Lieferkette gewinnt innerhalb des Nachhaltigkeitsmanagements stetig an Bedeutung. Immer neue Komponenten und Technologien kommen hinzu, die Anzahl an Lieferteilen wächst. Gleichzeitig steigt mit zunehmender Elektrifizierung der Fahrzeuge auch der Bedarf an Hochrisiko-Rohstoffen, vor allem für die Batterieproduktion. Der auf die Lieferkette entfallende Anteil an CO₂-Emissionen wird signifikant zunehmen. In Summe wächst damit die Bedeutung einer verantwortungsvollen, menschenrechtskonformen und ökologisch orientierten Rohstoffbeschaffung.

Schutz der Menschenrechte

Menschenrechte werden nach wie vor nicht in allen Regionen der Erde geachtet. Die Vereinten Nationen haben daher zu sofortigen und wirksamen Maßnahmen aufgerufen: Zwangsarbeit, moderne Sklaverei und Menschenhandel sowie Kinderarbeit sollen weltweit endgültig abgeschafft werden.

Porsche lehnt Kinder-, Zwangs- und Pflichtarbeit sowie jegliche Form von moderner Sklaverei und Menschenhandel ab und ergreift konsequente Maßnahmen, um derartige Menschenrechtsverstöße in den Lieferketten zu unterbinden. Das S-Rating setzt an dieser Stelle einen deutlichen Schwerpunkt und ist eine wichtige Weichenstellung in Richtung des UN-Ziels. Ein steigender Anteil von unmittelbaren Zulieferern von Produktionsmaterial mit positivem S-Rating trägt zur Vermeidung von moderner Sklaverei und Kinderarbeit bei und stärkt menschenwürdige und nachhaltige Beschäftigung in der Lieferkette.

2022 wurden vorbereitende Maßnahmen zur Schulung von Sicherheitspersonal zu Menschenrechtspolitik und -verfahren angestoßen. Eine Umsetzung soll in den Folgejahren erfolgen.

Im Jahr 2022 hat Porsche eine Grundsatzerklärung zur Achtung und Förderung der Menschenrechte verabschiedet, in der sich Vorstand und Betriebsrat zur Achtung und Förderung der Menschenrechte und Sicherung guter Arbeitsbedingungen sowie zu fairem Handel bekennen.

Nachhaltigkeitsanforderungen an Zulieferer

Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Porsche und seinen unmittelbaren Zulieferern bilden gemeinsame Werte. Im „Code of Conduct für Geschäftspartner“ sind diese in Anforderungen übersetzt. Der Verhaltenskodex verpflichtet alle Beteiligten, Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards einzuhalten.

  • Den unmittelbaren Zulieferern von Porsche sind jegliche wissentliche Nutzung von Zwangs- und Pflichtarbeit sowie jegliche Form von moderner Sklaverei, Menschenhandel und Kinderarbeit untersagt. Ferner dürfen Mitarbeiter nicht belästigt oder diskriminiert werden, sei es wegen ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Staatsangehörigkeit, sexueller Ausrichtung, wegen ihres Alters oder Geschlechts, wegen körperlicher oder geistiger Einschränkungen oder wegen ihrer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft.
  • Zudem erwartet Porsche von allen unmittelbaren Zulieferern die Einhaltung des OECD-Leitfadens für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten.
     

Anwendung des Sustainability-Ratings

Das S-Rating wird für alle unmittelbaren Zulieferer von Produktionsmaterial und ausgewählte unmittelbare Zulieferer von Nicht-Produktionsmaterial angewandt. Für Mitarbeiter von Porsche, die sich mit diesen Zulieferern befassen, sind entsprechende Schulungen verpflichtend. Ein digitales Lernmodul für Mitarbeiter anderer Unternehmensressorts ergänzt das Angebot.

Verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung

Porsche strebt die Einhaltung menschenrechtlicher Standards in Rohstofflieferketten an. Gemeinsam mit dem Volkswagen Konzern hat Porsche ein Managementsystem für verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung gemäß den OECD-Leitsätzen entwickelt. Im Jahr 2022 hat der Volkswagen Konzern Rohstoffe in mehreren Projekten sukzessive analysiert. Porsche prüft dabei in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten unmittelbaren Zulieferern die Rohstoffe Leder und Mica. Auf diese Weise wird die Transparenz in den Rohstofflieferketten erhöht. So kann Porsche frühzeitig menschenrechtliche Risiken erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Porsche ist Mitglied der „Responsible Mica Initiative“ und engagiert sich dort in mehreren verantwortlichen Funktionen bzw. Arbeitspaketen. Des Weiteren ist Porsche über den Volkswagen Konzern in der „Global Battery Alliance“ des Weltwirtschaftsforums sowie der „Initiative for Responsible Mining Assurance“ vertreten. Für den Rohstoff Leder wendet Porsche das materialspezifische Lastenheft an, das die Offenlegung des Herkunftslands sowie ein spezifisches Nachhaltigkeitszertifikat verlangt. Seit dem Jahr 2022 ist es für alle Neuvergaben an unmittelbare Lederzulieferer verpflichtend.

Im „Responsible Raw Materials Report“ hat Porsche im Jahr 2022 die wichtigsten Erkenntnisse und Maßnahmen zu verantwortungsvollen Rohstofflieferketten zusammengefasst und veröffentlicht. Für mehr Transparenz sorgt darüber hinaus ein Pilotprojekt, in dem sich Porsche 2020 gemeinsam mit einem Start-up engagierte. Es verfolgt frei zugängliche Internetquellen und nutzt künstliche Intelligenz, um mögliche Verstöße von Zulieferern zu identifizieren.

CO₂-Emissionen in der Lieferkette

Porsche hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Im Jahr 2030 will Porsche über die gesamte Wertschöpfungskette der Fahrzeuge hinweg bilanziell CO₂-neutral sein. Derzeit entfallen auf die Lieferketten rund 20 % der für den Dekarbonisierungsindex (DKI) relevanten CO₂-Emissionen.

Im Jahr 2022 hat Porsche zahlreiche Workshops mit unmittelbaren Zulieferern relevanter Branchen durchgeführt. Aufbauend auf einer Hotspot-Analyse wurden dabei die Beschaffungsumfänge mit besonders hohen CO₂-Emissionen ermittelt.

Unter den Bauteilen sind die Hochvolt-Batteriezellen für CO₂- Emissionen in der Lieferkette von Elektrofahrzeugen ein wesentlicher Faktor. Zur Reduktion wurden deshalb Maßnahmen definiert, welche die unmittelbaren Zulieferer als Anforderungen für vollelektrische Serienfahrzeugprojekte ab dem Jahr 2022 umsetzen müssen. In diesem Zusammenhang umfasst der Vergabeprozess nun Anforderungen bezüglich des Einsatzes von Strom aus erneuerbaren Energien, CO₂-optimiertem Primärmaterial und Rezyklaten. Das ist für alle neuen Vergaben für Produktionsmaterial von vollelektrischen Serienfahrzeugprojekten ab dem Jahr 2022 der Fall.

Mit ausgewählten unmittelbaren Zulieferern führt Porsche strategische Nachhaltigkeitsdialoge, um sich kontinuierlich zu relevanten Themen auszutauschen. Die Beteiligten reflektieren gemeinsam Chancen und Herausforderungen und bestimmen Ansätze für nachhaltiges Handeln.

Zertifiziertes Umweltmanagementsystem bei unmittelbaren Zulieferern

Im Jahr 2022 hat Porsche die umweltbezogenen Kriterien des S-Ratings angepasst. Beschäftigen Geschäftspartner an ihren Produktionsstandorten mehr als 100 Mitarbeiter, dann erwartet Porsche von diesen ein Umweltmanagementsystem, das nach ISO 14001 oder der EMAS-Verordnung der Europäischen Union zertifiziert ist.

1Abweichend von der Veröffentlichung im Vorjahr wurde die S-Rating-Angabe für das Jahr 2021 von 69,0% auf 67,9% angepasst. Die Differenz ist auf Anpassungen im Beschaffungsvolumen für 2021 zurückzuführen.