Der offizielle Vortest ist die einzige Gelegenheit, auf dem 13,629 Kilometer langen Circuit de la Sarthe zu testen. Gut neun Kilometer der Strecke bestehen aus normalerweise öffentlichen Landstraßen. Insgesamt legten die neun Fahrer mit den drei rund 1.000 PS Systemleistung aufbietenden Porsche-Technologieträgern 124 Runden zurück. Die schnellste Zeit aller 67 Teilnehmer legte Porsche-Werksfahrer Brendon Hartley (Neuseeland) in einer Regenpause am Nachmittag vor. Er erreichte auf trockener Strecke eine Rundenzeit von 3.21,061 Minuten. Zum Vergleich: 2014 fuhr Romain Dumas (Frankreich) als schnellster 919-Hybrid-Pilot im Qualifying in 3.22,146 Minuten auf Startplatz zwei (Pole-Zeit damals: 3.21,789 min/Toyota). Unbeständiges Wetter im Westen Frankreichs stellte die Teams bei der Abstimmung der Fahrzeuge vor große Herausforderungen, bot aber andererseits Gelegenheit zum Trainieren auf trockener, feuchter und nasser Strecke.
Porsche 919 Hybrid den ganzen Tag im Einsatz
Andreas Seidl, Teamchef: „Wir mussten das Testprogramm aufgrund der wechselnden Wetterbedingungen natürlich etwas einschränken. Für aussagekräftige Reifenvergleiche hätten sich alle Teams eine konstant trockene Strecke gewünscht, denn die Haltbarkeit der Reifen wird hier im Rennen ein Schlüssel zum Erfolg. Wichtig war, dass alle drei Porsche 919 Hybrid den ganzen Tag im Einsatz waren. Die neuen Fahrer haben sich alle mit ihren zehn Pflichtrunden qualifiziert, das gilt auch für Frédéric Makowiecki."
Seidl weiter: „Soweit wir die Rundenzeiten bewerten können, zeichnet sich ein sehr enger Kampf an der Spitze ab. Wie erwartet sind alle gegenüber 2014 um einiges schneller geworden. Jetzt ist es wichtig, dass wir die nächsten Tage optimal zum Auswerten der vielen gesammelten Daten nutzen. Diesen Testtag so gut vorzubereiten und so effizient zu nutzen, war eine starke Mannschaftsleistung und eine weitere Übung für uns beim Einsatz von drei Fahrzeugen.“
Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)
Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): „Wir haben uns bemüht, im Trockenen möglichst viel Abstimmungsarbeit unterzubringen. Generell können wir sagen, dass sich die Balance des Autos im Vergleich zum letztjährigen Porsche 919 Hybrid bemerkenswert verbessert hat. Und was man außerdem auf den ersten Blick sieht: Die Gruppe der schnellsten Prototypen liegt irrsinnig dicht beieinander.“
Brendon Hartley (25, Neuseeland): „Es ist fantastisch, zurück in Le Mans zu sein und unsere rote Nummer 17 zum ersten Mal auszuführen. Wir haben in der Zeit am Morgen, als die Strecke trocken war, sehr effizient gearbeitet. Auch die Erfahrung im Regen war gut. Bis zum Nachmittag ist uns ein großer Schritt bei der Abstimmungsarbeit gelungen, und im Trockenen waren wir richtig schnell.“
Mark Webber (38, Australien): „Ein sehr intensiver Testtag. Es ist unglaublich, wie viel Neues wir bei unserem zweiten Le-Mans-Einsatz ständig dazulernen. Wir wussten, dass es zeitweise regnen würde, aber wir hatten auch alle drei die Gelegenheit, im Trockenen zu fahren. Es war für mich sehr wertvoll, die Strecke bei Regen kennenzulernen. Ich hatte hier kaum Erfahrung auf nasser Bahn und habe viel gelernt.“
Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)
Romain Dumas (37, Frankreich): „Es war ein guter Tag, an dem wir unter ganz unterschiedlichen Bedingungen fahren konnten. Das unbeständige Wetter erschwert die Abstimmungsarbeit, ist aber eine gute Übung für uns Fahrer. Man sieht: Wir sind wettbewerbsfähig, und an der Spitze geht es eng zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist unser Porsche 919 Hybrid viel agiler. In den Wechselkurven spürt man einen großen Fortschritt.“
Neel Jani (31, Schweiz): „Die Strecke zeigte sich wie jedes Jahr am Anfang sehr schmutzig und staubig, das gehört nun einmal zu einer nicht permanenten Rennstrecke. Wir hätten gar nicht gedacht, dass es am Morgen doch zwei Stunden lang trocken bleiben würde – eine schöne Überraschung. So konnten wir unser Programm doch ganz gut abarbeiten, ehe der Regen einsetzte. Wir waren hier im Test schon schneller als 2014 im Qualifying. Das gilt allerdings auch für die Konkurrenz.“
Marc Lieb (34, Ludwigsburg): „Es war ein guter Test. Wir konnten einiges im Trockenen ausprobieren. Das Auto fühlte sich auch mit Intermediates gut an, aber Rückschlüsse sind bei wechselnden Wetterbedingungen natürlich nur eingeschränkt möglich. Mit 67 Autos auf der Strecke war schon mächtig Betrieb. Im Rennen sind es elf Autos weniger.“
Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 19)
Earl Bamber (24, Neuseeland): „Irre schön, das erste Mal mit dem Porsche 919 Hybrid in Le Mans zu fahren. Die Strecke ist wunderschön, eine der besten der Welt. Der Speed unseres Autos ist sensationell und das Hybrid-System ebenfalls. Der Allradantrieb macht im Regen großen Spaß. Es fühlt sich an wie auf trockener Strecke. Das erste Mal mit rund 230 km/h durch die Porsche-Kurven zu fahren, war magisch. Wir Fahrer von Startnummer 19 haben heute neue Erfahrungen gemacht, sind viele Runden gefahren und vorn dabei.“
Nico Hülkenberg (27, Emmerich): „Ich fand meine ersten Runden hier in Le Mans richtig cool. Die Strecke ist ein Hammer mit ihren wirklich langen Geraden und ihrem insgesamt sehr guten Fluss. Man kann sich gut in einen Rhythmus fahren, viele Kombinationen sind sehr harmonisch. Die Kurven nach dem Dunlop-Bogen finde ich überragend, auch die megaschnellen Porsche-Kurven sind sensationell. Allerdings steckt man da meistens im Verkehr und erlebt sie selten allein. Ich kann noch viel lernen, aber ich habe meine ersten Schritte hier sehr genossen.“
Nick Tandy (30, Großbritannien): „Nachdem ich vormittags im Regen unterwegs war, habe ich es später sehr genossen, auf trockener Strecke das ganze Potenzial und die volle Kraft des 919 Hybrid ausfahren zu können. Es ist großartig, wie viel Grip das Auto in der Bremszone am Ende der Geraden aufbaut, wenn wir aus Höchstgeschwindigkeit verzögern. Allerdings hat es mich auch beeindruckt, wie gut sich unser Auto im Nassen beherrschen lässt.“