Grant Larson: Drei Jahrzehnte im Dienst des Porsche-Traums

Nach 36 aufregenden Jahren bei Porsche bereitet sich Designer Grant Larson auf seinen Ruhestand vor. Im Gespräch mit dem Porsche Newsroom blickt er auf einige Höhepunkte seiner Karriere zurück – und erklärt, warum gerade das Zuhören so wichtig ist.

Ende 2025 wird sich Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Damit endet eine Laufbahn, die geprägt war von Teamwork, Kreativität und einer tiefen Verbundenheit mit den Menschen und Produkten der Marke.

Larson hat unzählige Projekte begleitet – von Designstudien über Sondermodelle bis hin zu Straßen- und Rennfahrzeugen sowie individuellen Kundenaufträgen. Doch seine Leistungen seien nur dank eines eingespielten und talentierten Teams möglich gewesen: „Jeder hat seine Stärken, und diese ergänzen sich perfekt“, betont er.

Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, Sally Carrera, 2022, Porsche AG

Kindheit in Montana

Larsons Begeisterung für Fahrzeuge begann schon in seiner Kindheit in Billings, Montana. Er erinnert sich daran, wie er die Boliden der 1960er-Jahre auf Stoßstangenhöhe betrachtete: „In dem Alter nimmt man die Dinge aus einer viel niedrigeren Perspektive wahr. Ich war fasziniert von Autos – von allem an ihnen. Alle Sinne waren aktiviert.“ Auch das Zeichnen gehörte früh zu seinen Leidenschaften. Die sich ständig verändernden Formen amerikanischer Autos hinterließen bleibenden Eindruck: „Ich habe bemerkt, dass sich die Autos jedes Jahr verändern“, erzählt er. „Und dann wurde mir klar: Das ist ein Beruf.“

Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, 2022, Porsche AG

Larson studierte zunächst Industrial Design am Milwaukee Institute of Art and Design, bevor er sich endgültig für Automobildesign entschied. Begegnungen mit Absolventen des ArtCenter College of Design, darunter der Automobildesigner Tom Peters, gaben den Ausschlag: „Ich dachte: Das ist es, was ich immer machen wollte. Also kündigte ich meinen Job, verkaufte mein Auto, um die Studiengebühren zu bezahlen, und wagte den Schritt.“

1989: Wechsel zu Porsche

Nach seinem Abschluss 1986 zog Larson nach Deutschland und stieß in einer besonders kreativen Phase zum Design-Team von Audi. „Es war erstaunlich, dass diese Autos aus einem so kleinen Studio kamen“, erinnert er sich. 1989 wechselte Larson im Alter von 32 Jahren zu Porsche und trat einem fokussierten Team in Weissach bei. Der erste Eindruck war prägend: „Ich kam rein und traf Menschen, die Ikonen waren“, sagt er.

Im Laufe der Jahre wirkte Larson an zahllosen Designs mit. Welche Projekte ihm am meisten bedeuteten? „Die, bei denen ich die größte Freiheit hatte“, sagt er lächelnd. Besonders lebendig erinnert er sich an die Arbeit am Carrera-GT- oder Boxster-Showcar. Letzteres wurde 1993 auf der Detroit Motor Show präsentiert – in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit für Porsche. „Unser Chef Harm Lagaay gab klare Impulse und hat mich beim Design wirklich gefordert. Wir hatten das Glück, einen exzellenten Clay-Modellierer zu haben, der freihändig nach den Zeichnungen arbeitete. Nichts ging schief. Alles fügte sich perfekt zusammen.“

Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, 2024, Porsche AG

Larson folgte stets einer „authentischen“ Designphilosophie: „Ich will nicht sagen ‚Form folgt Funktion‘, weil das jeder sagt. Aber für mich muss jedes Detail einen Zweck haben. Ich war nie ein Fan von überflüssigen Verzierungen oder Lufteinlässen, wo keine Luft gebraucht wird.“

Die enge Zusammenarbeit mit Ingenieuren prägte diese Haltung: „Bei Porsche ist man von extrem fähigen Ingenieuren umgeben“, sagt er. „Wenn sie mit einer Lösung kommen und sagen, das ist technisch der beste Weg, dann höre ich zu. Dann ist es meine Aufgabe als Designer, das Beste daraus zu machen.“

Sonderwunsch: Träume werden Wirklichkeit

In den vergangenen Jahren widmete Larson einen Großteil seiner Zeit dem Sonderwunsch-Programm von Porsche, bei dem Kunden ihre ganz persönlichen Visionen verwirklichen lassen können. Für Larson eine besonders erfüllende Arbeit: „Man macht wirklich Träume wahr“, sagt er. Dabei ist Zuhören entscheidend – etwa bei der Farbwahl, die sehr persönlich ist. „Kunden fragen oft, welche Farbe sie nehmen sollen. Ich sage immer: Ich kann Ihnen sagen, was ich mag, aber das ist mein Geschmack.“ Larsons Favorit: Grüntöne.

Bei Einzelanfertigungen hilft er Kunden, erste Ideen zu verfeinern, sodass sie sowohl zur Persönlichkeit als auch zur Porsche-DNA passen: „Meistens haben sie mehrere Vorstellungen“, erklärt er. „Vielleicht sind zwei so ausgefallen, dass man sie behutsam abmoderieren muss. Dann arbeitet man gemeinsam an den anderen drei.“

Grant Larson, Leiter Sonderprojekte Design, 2023, Porsche AG

Obwohl Larson offiziell in den Ruhestand geht, ist für ihn kein Ende in Sicht: „Designer hören nie wirklich auf. Ich verlasse Porsche, aber ich werde weiterhin Autos als Hobby gestalten.“

„Ich habe mich in die Marke Porsche verliebt“

Larson bleibt in der Region Stuttgart und wird seine eigenen Klassiker hegen und pflegen – darunter einen silber-schwarzen 356 Speedster, ein Leichtbau 356 Coupé in New York Stone Grey und einen 911 Carrera S (997) in Schwarz.

Über seine Zeit bei Porsche sagt er: „Ich habe es hier geliebt. Ich habe mich in die Marke verliebt, die Zusammenarbeit mit den Menschen genossen und hatte das Glück, mit meinen Projekten erfolgreich zu sein. Wenn man das zusammennimmt, vergehen dreieinhalb Jahrzehnte sehr schnell.“

Sein Rat an die nächste Designer-Generation: Begeisterung bewahren. „Je autonomer Autos werden, desto mehr droht die traditionelle Leidenschaft zu verblassen. Designer müssen sie lebendig halten.“

Und auch sein Ratschlag für seinen Nachfolger Emiel Burki ist klar: „Es geht immer um den Kunden: Teile die Leidenschaft und genieße die Fahrt!“

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Verbrauchsangaben

911 Carrera 4 GTS

911 Carrera GTS (2023)

Taycan 4S

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