Es ist angerichtet in der erneut ausverkauften Porsche-Arena: Ein Halbfinale mit drei Grand-Slam-Siegerinnen – das bekommen auch die verwöhnten Tennisfans beim Porsche Tennis Grand Prix nicht jedes Jahr zu sehen. Einen Vorgeschmack auf das, was sie am Samstag erwartet, bot das Viertelfinale mit hochklassigen und hart umkämpften Matches: Drei der vier Partien auf dem Centre-Court wurden erst im dritten Satz entschieden, alle Matches dauerten länger als zwei Stunden. Ein Beleg für die einmal mehr exzellente Besetzung des Stuttgarter Traditionsturniers.
Elena Rybakina löste ihr Halbfinalticket im ersten Match des Tages. Dabei verwandelte die Weltranglistenvierte aus Kasachstan nach 2:08 sehenswerten Stunden ihren ersten Matchball zum 6:3, 5:7, 6:3 gegen die erneut sehr starke Italienerin Jasmine Paolini. „Trotz des verlorenen Satzes war es insgesamt ein gutes Spiel von mir“, sagte Rybakina, die bei ihrer dritten Teilnahme in Stuttgart erstmals das Halbfinale erreichte. „Ich hoffe, dass ich hier noch weit komme. Den Porsche zu gewinnen, wäre genau der richtige Anreiz für mich, endlich den Führerschein zu machen.“
Eng verlief auch das Match von Marketa Vondrousova. Die aktuelle Wimbledon-Siegerin und Nummer 8 der Welt verlor gegen die Australian-Open-Gewinnerin Aryna Sabalenka zwar den ersten Durchgang, steigerte sich anschließend jedoch von Spiel zu Spiel. Letztlich siegte sie verdient mit 3:6, 6:3, 7:5. „Heute bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung“, sagte die Tschechin, die in Stuttgart bisher noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen war. „Ich habe im zweiten Satz begonnen, aggressiver zu spielen und habe es geschafft, länger in den Ballwechseln zu bleiben. Das war heute der Schlüssel zum Erfolg.“
Die Weltranglistenzweite Aryna Sabalenka, die in den vergangenen drei Jahren jeweils im Finale stand, wurde vom Publikum herzlich verabschiedet. Ihren Traum vom Gewinn des Porsche für die Siegerin kann sie sich nun frühestens 2025 erfüllen.
Das Aufeinandertreffen von Porsche Friend Iga Swiatek und Porsche-Markenbotschafterin Emma Raducanu wurde das erhofft hochklassige Match. Der erste Satz ging in den Tiebreak, und auch der zweite Satz war lange offen. Nach mehr als zwei Stunden behielt schließlich die favorisierte Weltranglistenerste mit 7:6(2), 6:3 die Oberhand. Damit hat die Polin, die in der Porsche-Arena noch kein Match verloren hat, weiterhin den Titel-Hattrick im Blick.
„Das war ein sehr intensives Spiel. Ich bin froh, dass ich meine wenigen Chancen genutzt habe“, sagte die viermalige Grand-Slam-Siegerin: „Man hat gemerkt, dass sie vor allem am Anfang nichts zu verlieren hatte. Deswegen musste ich geduldig spielen. Zum Glück hat es sich ausgezahlt.“
Marta Kostyuk bleibt der Favoritenschreck des Turniers. Nachdem die 21-jährige Ukrainerin am Donnerstag bereits die Weltranglistensiebte Qinwen Zheng (China) aus dem Turnier geworfen hatte, ging ihre Siegesserie im Viertelfinale gegen die an Nummer 3 gesetzte Coco Gauff weiter. Nach 2:48 Stunden verwandelte die Nummer 27 der Weltrangliste ihren achten Matchball zum 3:6, 6:4, 7:6(6). Kostyuk steht nach ihrem dritten Drei-Satz-Sieg in dieser Woche und mittlerweile fast neun Stunden Tennis als einzige ungesetzte Spielerin im Halbfinale. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das geschafft habe. Am Schluss waren es einige wenige Punkte, die den Unterschied gemacht haben“, sagte die erschöpfte Siegerin, die nach San Diego und Indian Wells zum dritten Mal in Folge unter den letzten Vier ist.
Laura Siegemund muss auf Doppel-Halbfinale verzichten
Vier Spielerinnen dürfen sich noch Hoffnungen auf den Hauptpreis des 47. Porsche Tennis Grand Prix machen, einen Porsche Taycan 4S Sport Turismo. Im ersten Halbfinale kommt es nicht vor 14 Uhr zum Duell von Iga Swiatek und Elena Rybakina. Das zweite Vorschlussrundenmatch bestreiten danach Marta Kostyuk und Marketa Vondrousova. Diese Partie beginnt nicht vor 16 Uhr.
Vor den Einzeln findet eines der beiden Doppel-Halbfinals statt: Ab 12 Uhr bekommen es Hao-Ching Chan (Taipeh) und Veronika Kudermetova mit Bethanie Mattek-Sands (USA) und Shuai Zhang (China) zu tun. Das zweite Halbfinale findet nach dem Rückzug der an Nummer 2 gesetzten Paarung Barbora Krejcikova aus Tschechien und Laura Siegemund nicht statt. Eine Verletzung im unteren Rückenbereich zwang die Lokalmatadorin vom Porsche Team Deutschland zum Verzicht. Durch die Absage stehen Ulrikke Eikeri (Norwegen) und Ingrid Neel (Estland) bereits im Finale, das am Sonntag nach dem Einzel-Endspiel stattfindet.