Außerdem zeigten aufgrund des verregneten Qualifyings ungewöhnlich weit hinten startende Spitzenfahrer großartige Aufholjagden. So verbesserte sich Monaco-Sieger Harry King von Startplatz elf bis auf Rang drei. Der fünfmalige Motorrad-Weltmeister Jorge Lorenzo machte im Porsche 911 GT3 Cup sogar 15 Positionen gut.

Das Rennen

Sie duellierten sich mit allen gerade noch erlaubten und in einem Feld mit 32 technisch identischen Rennwagen auch nötigen Mitteln: Über die gesamte Renndistanz fuhren Porsche-Junior Bastian Buus und Larry ten Voorde praktisch im Zentimeterabstand um die Formel-1-Rennstrecke in der Steiermark. Mehrfach tauschten der Däne aus der Heimmannschaft BWT Lechner Racing und der Niederländer aus dem Team GP Elite die Spitzenposition. Ten Voorde war dabei von der Pole-Position gestartet. Gelegentlich suchten beide sogar Seite an Seite die beste Linie und den optimalen Bremspunkt. In der vorletzten Runden setzte Buus zum entscheidenden Überholmanöver an. Auf den letzten Drücker drängelte er sich an ten Voorde vorbei und sicherte sich mit einem Vorsprung von zwei Zehntelsekunden seinen insgesamt dritten Sieg im Porsche Mobil 1 Supercup.

„Ich habe gemerkt, dass ich schneller war als Larry“, berichtete Buus, der das zweite Saisonrennen des internationalen Markenpokals mit dem Porsche 911 GT3 Cup von der dritten Position aufgenommen hatte. „Zunächst habe ich aber keinen Weg an ihm vorbei gefunden. In der zweiten Rennhälfte war ich zwar mehrfach direkt neben und manchmal auch knapp vor ihm. Aber er hat sofort wieder gekontert. Ich wusste, dass die Bremszone vor der ersten Kurve meine vielleicht einzige Chance sein würde. Ich habe es probiert – und es hat geklappt.“

Porsche-Junior Bastian Buus (DK), BWT Lechner Racing (#1), Porsche Mobil 1 Supercup 2023, Spielberg, Österreich, 2023, Porsche AG
Bastian Buus

Trotz gelegentlicher Berührungen äußerte sich auch der zweimalige Supercup-Champion Larry ten Voorde begeistert über das Duell mit dem 20 Jahre jungen Buus: „Wir fuhren beide am Limit. Aber das gehört im Supercup dazu. Ich war heute einfach nicht schnell genug und – ehrlich gesagt – sogar ein wenig überrascht, dass ich Bastian so lange Paroli bieten konnte. Ich habe gekämpft wie ein Löwe.“

Im Rücken der beiden Siegkandidaten spielten sich weitere turbulente Szenen ab. Weil einige der Spitzenfahrer im verregneten Qualifying gepatzt hatten und ungewöhnlich weit hinten starteten, war der Rennverlauf auch im Mittelfeld von zahllosen Überholmanövern gekennzeichnet. Eine starke Leistung bot dabei Harry King, der Sieger des Saisonauftakts in Monaco. Der Brite startete von Position elf, fiel zweitweise sogar auf Rang 16 zurück. Zur Rennhälfte hatte er sich auch dank einer kurzen Safety-Car-Phase in die Spitzengruppe vorgearbeitet. Zwei Runden vor Schluss tauchte er im Rückspiegel seines zu diesem Zeitpunkt noch zweitplatzierten Teamkollegen Bastian Buus auf. 

Weiter nach vorne ging es für King nicht, aber auch mit Rang drei war er mehr als zufrieden. „Das war harte Arbeit, aber auch ein großer Spaß. Ich habe einige, sagen wir mal, ambitionierte Überholmanöver durchgeführt“, beschrieb der 22-Jährige. Mit diesem Ergebnis verteidigte King die Tabellenführung im Porsche Mobil 1 Supercup, punktgleich mit Porsche-Junior Bastian Buus. Doppelführung also für BWT Lechner Racing – ein optimales Ergebnis beim Heimspiel für das in Österreich ansässige Team.

Porsche 911 GT3 Cup, Harry King (UK), BWT Lechner Racing (#3), Porsche Mobil 1 Supercup 2023, Spielberg, Österreich, 2023, Porsche AG
Harry King

Auch Dorian Boccolacci zählte zu den Fahrern, die sich gegenüber ihrer Startposition deutlich verbessern konnten. Der Franzose aus dem Team CLRT kletterte um 13 Plätze nach oben und kam als Fünfter hinter dem Deutschen Leon Köhler (Team Huber Racing) ins Ziel. Die Bestmarke setzte allerdings Jorge Lorenzo. Der ehemalige Motorrad-Weltmeister bestreitet für das Team Huber Racing seine erste Supercup-Saison. Der Spanier machte 15 Plätze gut und erzielte seinen ersten Meisterschaftspunkt – als erster Motorrad-Weltmeister in der Geschichte des Porsche Mobil 1 Supercup. 

Den Sieg in der Rookie-Wertung sicherte sich Huub van Eijndhoven. Der GP-Elite-Fahrer aus den Niederlanden kam auf Gesamtrang sechs ins Ziel. Der Franzose Alessandro Ghiretti (Martinet by Alméras) und der Belgier Benjamin Paque (CLRT) komplettierten das Podium der Supercup-Einsteiger.

„Das war eines der dramatischsten Rennen im Porsche Mobil 1 Supercup der vergangenen Jahre. Nicht nur Bastian Buus und Larry ten Voorde haben den Fans Rennsport vom Feinsten geboten, auch die Aufholjagd von Harry King und die Positionskämpfe im Mittelfeld sorgten für jede Menge Abwechslung. Nach zwei Rennen liegen zwei Fahrer punktgleich an der Tabellenspitze – die Saison 2023 verläuft weiterhin äußerst spannend“, kommentierte Oliver Schwab, Projektleiter Porsche Mobil 1 Supercup.

Nächstes Rennen schon am kommenden Wochenende in Silverstone

Zum dritten Lauf des Porsche Mobil 1 Supercup treten die Fahrer bereits am nächsten Wochenende im Rahmen des Großen Preis von Großbritannien (7. bis 9. Juli 2023) an. Der Silverstone Circuit zählt zu den zahlreichen britischen Rennstrecken, die ursprünglich als Flugfeld für die Royal Air Force dienten. Im „Home of British Motor Racing“ absolvierte die Formel 1 im Jahr 1950 das erste Rennen ihrer Geschichte. Seit 1994 gastiert der Porsche Supercup regelmäßig auf der heute 5,891 Kilometer langen Piste rund 100 Kilometer nördlich von London. Sie zählt zu den schnellsten im Kalender des internationalen Markenpokals. In der zurückliegenden Saison feierte der damalige Porsche-Junior Laurin Heinrich den Sieg.

Porsche 911 GT3 Cup, Benjamin Paque (B), CLRT (#12), Simone Iaquinta (I), Huber Racing (#8), Porsche Mobil 1 Supercup 2023, Spielberg, Österreich, 2023, Porsche AG

Ergebnis Lauf 2 Porsche Mobil 1 Supercup, Spielberg (Österreich)

1. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 29.08,981 Minuten
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), +0,219 Sekunden
3. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), +0,733 Sekunden
4. Leon Köhler (D/Huber Racing), +1,580 Sekunden
5. Dorian Boccolacci (F/CLRT), +2,935 Sekunden

Stand Porsche Mobil 1 Supercup 2023 (nach zwei von acht Rennen)

1. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), 42 Punkte
2. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 42 Punkte
3. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 40 Punkte

Vollständiges Ergebnis und Tabellenstände

Das Qualifying

Der Rookie aus dem italienischen Team Ombra Racing verwies Bastian Buus knapp auf Rang drei. Der Porsche-Junior aus Dänemark teilt sich Reihe zwei mit dem Deutschen Leon Köhler. Das Rennen im Rahmen des Großen Preis von Österreich beginnt am Sonntag um 11:40 Uhr.

Feuchte Strecke, stärker werdender Regen, wieder abtrocknender Asphalt, zwei Unterbrechungen: Das Qualifying auf dem Red-Bull-Ring für Lauf 2 des Porsche Mobil 1 Supercup war nichts für schwache Nerven. „Ich habe erst auf Slicks gesetzt, das war nix. Dann zu spät auf Regenreifen – der nächste Fehler. Erst mein dritter Versuch wieder mit Trockenreifen passte, dieses Timing war dann perfekt“, fasste Larry ten Voorde den turbulenten Verlauf der Qualifikation zusammen. Tatsächlich war der Niederländer aus dem Team GP Elite einer der wenigen Fahrer, die in den Minuten nach dem Ende der letzten Unterbrechung noch zwei schnelle Runden auf weitgehend trockener Piste absolvieren konnten.

Ähnlich clever ging Keagan Masters ans Werk. Der 23-jährige Südafrikaner bestreitet seine erste Saison im Porsche Mobil 1 Supercup. In Spielberg fuhr der Rookie vor ten Voorde aus der Box heraus, ließ den Niederländer aber passieren. Im Kielwasser des GP-Elite-Neunelfers zauberte Masters dann eine sehr gute Runde auf den Formel-1-Kurs in der Steiermark. „Dennoch habe mir ein paar kleinere Fehler geleistet. Das darf mir im Rennen am Sonntag nicht passieren, sonst bin ich die zweite Position ganz schnell los“, war er sich bewusst.

Porsche 911 GT3 Cup, Keagan Masters (ZA), Ombra (#18), Porsche Mobil 1 Supercup 2023, Qualifying, Spielberg (A), Porsche AG

Weniger optimal verlief das Qualifying für Porsche-Junior Bastian Buus. „Ich habe zum Schluss nur eine Runde geschafft, das war zu wenig“, analysierte der 20-Jährige. „Außerdem hatte ich meinen Neunelfer für trockene Bedingungen abgestimmt. Im Rennen sollte es also besser laufen für mich.“ Buus fuhr im 375 kW (510 PS) starken Porsche 911 GT3 Cup die drittschnellste Zeit. 

Noch unzufriedener als Buus war dessen Teamkollege bei BWT Lechner Racing, Harry King. Der Brite war als Sieger des Saisonauftakts in Monaco und damit als Tabellenführer zum Red-Bull-Ring gereist. Im Qualifying gelang ihm aber nur die zehntschnellste Zeit. „Auch für mich war am Ende nach einer Runde Feierabend – und in der steckte ich auch noch hinter einigen Kollegen fest. Das wird im Rennen ein hartes Stück Arbeit für mich“, schaute King voraus. 

Heimmannschaft Lechner Racing: 20 Jahre nach erstem Supercup-Podium

Das Supercup-Rennen im Rahmen des Großen Preis von Österreich ist das Heimspiel für das Team Lechner Racing, das vom 2020 verstorbenen Walter Lechner Senior gegründet wurde. „Wir haben tolle Erinnerung an die Steiermark und an alle bisherigen Varianten dieser Rennstrecke. Als Kinder verbrachten wir viel Zeit am Österreichring, weil unser Vater hier seine Rennfahrerschule hatte“, erzählt Robert Lechner, der das Team heute zusammen mit Bruder Walter Junior leitet. Beide fuhren auf dem ab 1996 A1-Ring genannten Kurs selbst Rennen. 2003 stieg Lechner Racing in den Porsche Supercup ein. Nach im selben Jahr stand Walter Junior das erste Mal auf dem Supercup-Podium – passenderweise auf der Heimstrecke.

Seit 2011 heißt der 4,318 Kilometer lange Formel-1-Kurs Red-Bull-Ring. Lechner Racing zählt bei den österreichischen Supercup-Rennen noch immer zu den erfolgreichsten Teams: Mehrfach siegten Fahrer für die im Salzburgerland beheimatete Mannschaft – in der zurückliegenden Saison zum Beispiel der spätere Supercup-Champion Dylan Pereira. Gut möglich, dass Porsche-Junior Bastian Buus am Sonntag einen weiteren Pokal für die Trophäensammlung besteuert.

Porsche 911 GT3 Cup, Horst Felix Felbermayr (A), Team Huber Racing (#10), Porsche Mobil 1 Supercup 2023, Qualifying, Spielberg (A), Porsche AG

Der zweite Lauf des Porsche Mobil 1 Supercup im TV und im Internet

Der zweite Lauf des Porsche Mobil 1 Supercup führt am Sonntag (2. Juli 2023) ab 11:40 Uhr MESZ über 18 Runden auf dem Red-Bull-Ring. Im deutschsprachigen Raum zeigen die TV-Sender Eurosport, Sky Sport und ORF das Rennen live. Außerdem überträgt der Streaming-Dienst f1tv.formula1.com.

Ergebnis Qualifying, 2. Lauf Porsche Mobil 1 Supercup, Spielberg (Österreich)

1. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 1.32,186 Minuten
2. Keagan Masters (ZA/Ombra Racing), 1.32,812 Minuten
3. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 1.32,967 Minuten
4. Leon Köhler (D/Huber Racing), 1.32,993 Minuten
5. Jaap van Lagen (NL/Dinamic Motorsport), 1.33,047 Minuten

Vollständiges Ergebnis des Qualifying

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