Damit baut der Sportwagenhersteller seine technologische Führungsrolle in der Elektromobilität weiter aus. Den Einstieg in die Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen haben Porsche und der Joint-Venture-Partner Customcells heute im Entwicklungszentrum Weissach bekanntgegeben. 

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, l-r, 2021, Porsche AG
Oliver Blume und Winfried Kretschmann (v.l.n.r.)

„Die Batteriezelle ist der Brennraum der Zukunft. Als neue Porsche Tochtergesellschaft wird die Cellforce Group die Forschung, Entwicklung, Fertigung und den Vertrieb von Hochleistungszellen maßgeblich vorantreiben“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. „Mit dem Joint Venture positionieren wir uns an der Spitze des weltweiten Wettbewerbs um die leistungsstärkste Batteriezelle und machen sie zum Bindeglied zwischen dem unverkennbaren Porsche Fahrgefühl und der Nachhaltigkeit. So gestalten wir die Zukunft des Sportwagens.“ 

Tübingen ist Sitz des neuen Joint Ventures

Den offiziellen Auftakt zur Unternehmensgründung begleiteten von politischer Seite Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen. Seitens der beteiligten Unternehmen waren Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, Michael Steiner, Porsche-Vorstand für Forschung und Entwicklung sowie Leopold König und Torge Thönnessen, die Geschäftsführer der Customcells Itzehoe GmbH vor Ort. Sitz des neuen Joint Ventures, an dem Porsche eine Mehrheitsbeteiligung von 83,75 Prozent hält, ist Tübingen. Die Universitätsstadt ist auch in der engeren Auswahl für den Standort der Batteriefabrik, die in räumlicher Nähe zum Entwicklungszentrum Weissach und dem Stammsitz der Porsche AG in Stuttgart-Zuffenhausen angesiedelt werden soll. Bis 2025 soll die Belegschaft von zunächst 13 gemeinsam gestellten Mitarbeitern auf bis zu 80 Personen anwachsen. Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg fördern das Vorhaben mit rund 60 Millionen Euro.

Torge Thönnessen, CEO Customcells, 2021, Porsche AG
Torge Thönnessen

„Wir haben Customcells mit dem Ziel gegründet, kundenspezifische Batteriezellen für anspruchsvollste Anwendungen zu entwickeln, und genau das können wir jetzt gemeinsam mit Porsche realisieren. Die geplante Produktionsanlage soll eine Kapazität von mindestens 100 MWh pro Jahr erreichen. Das entspricht Hochleistungs-Batteriezellen für 1.000 Fahrzeuge“, so Torge Thönnessen, CEO Customcells. „In die Partnerschaft mit Porsche bringen wir nicht nur unsere Expertise in Sachen Zell-Technologie und -Produktion ein, sondern auch Agilität, Innovationskraft und individuelle Problemlösungskompetenz“, betont Leopold König, CEO Customcells.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagt: „Mit der heutigen Gründung von Cellforce gibt Porsche gemeinsam mit Customcells ein wichtiges Signal: Die Elektrifizierung ist eine der zentralen Säulen der Energie- und Verkehrswende und die modernen Speichertechnologien eine Schlüsseltechnologie der Zukunft. Wer diese Speichertechnologien beherrscht, der sichert Wohlstand und Arbeitsplätze. Baden-Württemberg versammelt alle wesentlichen Teile der Wertschöpfungskette, von einzelnen Hightech-Komponenten und Produktionstechnik für die Herstellung von Batterien bis hin zu Batteriesystemen und Recycling. Wir arbeiten daran, das weiter auszubauen – unter anderem im Strategiedialog Automobilwirtschaft BW.“

Taycan Turbo S: Performance-Batterie Plus mit 93,4 kWh, 2019, Porsche AG
Die Batterie des Taycan Turbo S

Parlamentarischer Staatssekretär Thomas Bareiß: „Mich freut es sehr, dass mit der Gründung des Joint-Venture Cellforce Group der entscheidende Schritt in Richtung dieses ambitionierten Batterieprojekts genommen wurde. Das Vorhaben steht als Musterbeispiel für das, was wir mit der Initiative der IPCEI Batteriezellfertigung erreichen wollten. Wir freuen uns, dass wir als Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit diesem Beitrag den nötigen Anschub leisten können, um in Deutschland eine weitere Batteriezellproduktion an den Start zu bringen. Baden-Württemberg wird mehr und mehr zu einem Batterie Hotspot und sichert somit qualifizierte Arbeitskräfte an einem hoch innovativem Standort. Allen Mitarbeitern des Unternehmens wünsche ich gutes Gelingen.“

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, 2021, Porsche AG
Boris Palmer

Oberbürgermeister Boris Palmer: „In Tübingen haben sich schon immer exzellente Forschung mit wirtschaftlicher Umsetzung und Marktreife ideal ergänzt. Wir freuen uns, dass in unserer Stadt künftig ein weiterer Baustein für mehr umweltfreundliche Mobilität entstehen soll. Die Hochleistungs-Batteriezellen passen auch ganz hervorragend zu unserem ehrgeizigem Klimaschutzprogramm, bis 2030 CO₂-neutral zu werden. Nur so kann es gehen: wirtschaftliches Wachstum verknüpft mit ökologischem Fortschritt.“

Michael Steiner, Vorstand Forschung und Entwicklung der Porsche AG, Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, Torge Thönnessen, CEO Customcells, Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, l-r, 2021, Porsche AG
Michael Steiner, Boris Palmer, Torge Thönnessen, Winfried Kretschmann und Oliver Blume (v.l.n.r.)

„Porsche wurde als Konstruktions- und Entwicklungsbüro 1931 in Stuttgart gegründet. Bis heute kann man die Technik, die den Kern unserer Hochleistungssportwagen ausmacht, nicht zukaufen. Wir entwickeln sie selbst“, sagt Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner. „Daher ist es nur logisch, dass wir auch die Schlüsseltechnologie der Zukunft, die Batteriezelle, selbst entwickeln und bauen. Genauso folgerichtig ist es, dass wir diese Hochleistungstechnologie zunächst im härtesten Wettbewerbsumfeld erproben – dem Motorsport. Auch unser Elektrosportwagen Taycan hat wesentliche Impulse und seinen technischen Vorsprung von der Rennstrecke mitgebracht, vom Le Mans-Sieger Porsche 919 Hybrid.“

Höhere Energiedichte als bei aktuellen Serienbatterien

Die Chemie der neuen Hochleistungszellen setzt auf Silizium als Anoden-Material. Damit ist es möglich, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie kann bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen. Die neue Chemie verringert zudem den Innenwiderstand der Batterie. Dadurch kann diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und ist zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger. Eine weitere Besonderheit der Cellforce Batteriezelle: Sie soll hohe Temperaturen besser vertragen. Dies alles sind im Motorsport hoch geschätzte Eigenschaften. Andererseits verlangt die Rennstrecke nicht unbedingt, dass die Batterie auch bei Minusgraden funktioniert und jahrelang über viele Ladezyklen hinweg stabil bleibt – Ziele, die die neue Zelltechnologie ebenfalls gewährleisten soll.

Als Zellentwicklungspartner für die nächste Generation der Lithium-Ionen-Batterie wurde BASF, das weltweit führende Chemieunternehmen, gewonnen. Im Rahmen der Zusammenarbeit stellt BASF exklusiv hochenergetische HEDTM NCM-Kathodenmaterialien für Hochleistungszellen zur Verfügung, die ein schnelles Laden und eine hohe Energiedichte ermöglichen. In den BASF-Produktionsanlagen für Vorprodukte von Kathodenmaterialien in Harjavalta (Finnland) und für Kathodenmaterialien in Schwarzheide, Brandenburg, kann BASF ab 2022 Batteriematerialien mit einem branchenführend niedrigen CO₂-Fußabdruck herstellen.

Der Weg zum Joint Venture und die Partner

Die Idee für eine Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen ist auf eine Initiative der P3 Group hin entstanden. Die Stuttgarter Unternehmensberatung hat das Konzept entwickelt und in 2019 mit Customcells einen Förderantrag im Rahmen des europäischen IPCEI-Projekts EuBatIn (Important Project of Common European Interest – European Battery Innovation) initiiert, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine wettbewerbsfähige europäische Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Batterien aufzubauen. Diese soll auf innovativen und nachhaltigen Technologien basieren. Als Projektpartner aus der Automobilindustrie stieg Porsche ein. In diesem Jahr hat sich die P3 Group entschieden, Neutralität und Unabhängigkeit am Markt zu wahren und nicht direkt an dem Joint Venture beteiligt zu sein. P3 agiert als Technologieberatung mit tiefem technischen Verständnis im Bereich Batteriezellen und hat mit der Cellforce Group einen langfristigen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. 

Die Verträge zwischen Porsche und Customcells wurden am 21. Mai 2021 unterzeichnet. Als Geschäftsführer der neuen Cellforce Group GmbH wurden seitens Porsche Markus Gräf als Chief Operating Officer und Wolfgang Hüsken als Chief Financial Officer sowie von Customcells Torge Thönnessen als Chief Technology Officer benannt. 

Customcells gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Entwicklung spezieller Lithium-Ionen-Batteriezellen. An den Unternehmensstandorten in Itzehoe (Schleswig-Holstein) sowie in Tübingen (Baden-Württemberg) entwickelt und produziert Customcells anwendungsspezifische Batteriezellen von Prototypen bis hin zu Klein- und Mittelserien – Made in Germany. Die Customcells hat seit ihrer Gründung 2012 wichtiges Know-how im Bereich der Zellentwicklung mit vielfältigen Materialien (Kathoden, Anoden, Separatoren, Elektrolyte) und Beschichtungstechnologien aufgebaut. Customcells fertigt Kleinserien im Bereich spezieller Lithium-Ionen-Batteriezellen, zum Beispiel für die Luft- und Schifffahrtsbranche und baut dabei auf flexible Fertigungskonzepte und modernster Forschungs- und Produktionsanlagen.

Die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG ist der weltweit erfolgreichste Sportwagenhersteller. Das Unternehmen wurde 1948 in Stuttgart von Ferry Porsche gegründet und ist seit 2012 Teil des Volkswagen Konzerns. Porsche beschäftigt rund 36.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2020 hat die Porsche AG einen neuen Umsatzrekord aufgestellt: Der Wert stieg auf 28,7 Milliarden Euro und übertraf den Vorjahreswert um mehr als 100 Millionen Euro. Es wurden mehr als 270.000 Sportwagen an Kunden ausgeliefert und ein operativer Gewinn von 4,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Bis 2030 will Porsche über die gesamte Wertschöpfungskette und den Lebenszyklus der neu verkauften Fahrzeuge hinweg bilanziell CO₂-neutral sein.

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Verbrauchsangaben

Taycan Turbo S (2023)

WLTP*
  • 23,4 – 22,0 kWh/100 km
  • 0 g/km
  • A Klasse

Taycan Turbo S (2023)

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 23,4 – 22,0 kWh/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km
CO₂-Klasse A

Taycan Turbo S Cross Turismo (2023)

WLTP*
  • 24,0 – 22,5 kWh/100 km
  • 0 g/km
  • A Klasse

Taycan Turbo S Cross Turismo (2023)

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 24,0 – 22,5 kWh/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km
CO₂-Klasse A