Porsche gewinnt GTE-Klasse bei den virtuellen 24 Stunden von Le Mans

Das neu gegründete Porsche Esports Team hat die Erstauflage des virtuellen 24-Stunden-Rennens von Le Mans gewonnen. Das digitale Abbild des 2017er Porsche 911 RSR legte in den Händen von Werksfahrer Nick Tandy und Porsche-Junior Ayhancan Güven sowie der Simracing-Profis Josh Rogers und Tommy Östgaard insgesamt 339 Runden auf dem 13,626 Kilometer langen Circuit des 24 Heures zurück. 

Sie überquerten die Ziellinie nach einem problemlosen Dauersprint zweimal um die Uhr mit einem Vorsprung von einer Runde auf den Zweitplatzierten der Klasse GTE. Auf den Tag genau 50 Jahre nach dem ersten realen Gesamtsieg von Porsche bei dem Klassiker knüpft das Quartett damit an den Erfolg von Hans Herrmann und Richard Attwood an. Das deutsch-britische Duo hatte am 14. Juni 1970 die 24 Stunden von Le Mans mit dem 917 KH gewonnen. Bis heute konnte sich Porsche insgesamt 19 Mal in die Gesamtsiegerliste des Langstrecken-Saisonhöhepunkts eintragen, so oft wie kein anderer Autohersteller. Das reale 24-Stunden-Rennen wurde aufgrund der Corona-Krise auf den 19./20. September 2020 verschoben.

Porsche hatte das digitale Event mit vier virtuellen 911 RSR in Angriff genommen. Alle Autos waren mit jeweils zwei realen Rennfahrern und zwei Esport-Profis des Teams Coanda Simracing besetzt. Schon in der Anfangsphase entpuppte sich die Besatzung des Nummer-93-Autos als besonders konkurrenzfähig. Nach einem starken Start des 88er Porsche 911 RSR des Teams Dempsey-Proton übernahm Öst-gaard von Tandy – dem Le-Mans-Gesamtsieger von 2015 – das Cockpit und nach gut vier Stunden auch die Führung. Mit bemerkenswert konstanten Vorstellungen bauten auch Güven und Rogers den Vorsprung weiter aus und ließen sich selbst von zwei Rennunterbrechungen aufgrund technischer Probleme mit der Server-Struktur des Events nicht aufhalten. Der 20-jährige Rogers drehte gegen 6.15 Uhr im Morgengrauen in 3:48,203 Minuten zudem die schnellste Rennrunde der Klasse GTE. 

911 RSR, Porsche Esports Team (#93), Rennen GTE, virtuelle 24 Stunden von Le Mans, 2020, Porsche AG

Eine Podiumsplatzierung hatte auch der Porsche 911 RSR mit der Startnummer 92 fest im Blick, bevor das Auto von Werksfahrer Matt Campbell, Porsche-Junior Jaxon Evans, Mack Bakkum und Jeremy Bouteloup knapp eine Stunde vor dem Rennende einem Verbindungsfehler mit dem Server zum Opfer fielen. Sie erreichten das Ziel noch auf GTE-Rang 11.

Ebenfalls ein Kandidat für eine Top-3-Platzierung war das Nummer-91-Auto, das sich die beiden Porsche Formel E-Werksfahrer André Lotterer und Neel Jani mit dem US-Amerikaner Mitchell de Jong und dem Finnen Martti Pietilä teilten. Kurz vor Beginn des letzten Renndrittels kostete ein Server-Problem bei einem Fahrerwechsel wertvolle Zeit, nachdem sie bis in die Morgenstunden zu den Top vier gehörten. Für sie endete das digitale Le Mans auf Platz zwölf.

Kein Glück hatten die Werksfahrer Simona De Silvestro und Patrick Pilet sowie die Simracer Martin Krömke und David Williams. De Silvestro wurde nach nur 30 Minuten unverschuldet in einen Unfall verwickelt und fiel weit zurück. Ein Dreher von Pilet ins Kiesbett zur Rennhalbzeit besiegelten das vorzeitige Aus.

Stimmen zum Rennen

Fritz Enzinger (Leiter Porsche Motorsport): „Auch in der virtuellen Rennwelt haben uns eine akribische Vorbereitung und volle Konzentration über mehr als 24 Stunden zu einem großartigen Erfolg verholfen. Mein herzlicher Glückwunsch geht an Marco Ujhasi, die Fahrer und das gesamte Porsche Esports Team.“

Pascal Zurlinden (Gesamtprojektleiter Werksmotorsport): „Das war ein traumhaftes Wochenende für Porsche – wie könnten wir den 50. Geburtstag des ersten Gesamtsiegs von Porsche in Le Mans besser feiern, als mit einem GTE-Sieg bei der Debütausgabe des virtuellen 24-Stunden-Rennens? Herzlichen Glückwunsch an alle Fahrer und insbesondere an die Crew des 911 RSR mit der Startnummer 93. Vielen Dank auch an das noch junge Porsche Esports Team. Die harte Arbeit der vergangenen Tage und Wochen hat sich ausgezahlt. Unsere Glückwünsche gehen auch an den ACO und die WEC für ein tolles Event, das sie innerhalb von wenigen Wochen auf die Beine gestellt haben. Etwas Besseres hätten sich die Langstrecken-Fans am ursprünglich geplanten realen Le-Mans-Termin kaum wünschen können. Diese Veranstaltung hat uns noch hungriger auf das in den September verschobene reale Rennen gemacht.“

Marco Ujhasi (Manager Esports Porsche Motorsport): „Ich bin besonders stolz, dass wir heute als Porsche Esports Team gewinnen konnten. Die Geschichte dahinter hat für mich und viele andere schon vor Jahren begonnen: 2013 gewannen wir in Le Mans mit dem 911 RSR, da hat der Porsche 911 seinen 50. Geburtstag gefeiert. 2018 fiel der Sieg mit ,70 Jahre Porsche Sportwagen‘ zusammen. Und jetzt, auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Gesamtsieg von Porsche in Le Mans, konnten wir den GTE-Sieg bei dieser ersten virtuellen Ausgabe erkämpfen. Das haben nicht nur die vier Fahrer der Startnummer 93 erreicht, sondern ein gut 30-köpfiges Team. Auch unseren Partnern für dieses Rennen – Coanda Simsport und Peter Dimov, dem Gründer der Virtual Racing School – verdanken wir diesen großen Erfolg. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich. Und jetzt feiern wir. Ganz real.“

Nick Tandy (Porsche 911 RSR #93): „Dieser Erfolg ist Balsam für die Seele. Es liegen unheimlich schwierige Monate hinter uns allen. Die lange Zeit ohne echten Rennsport war und ist eine Belastung für alle bei Porsche Motorsport, für die Fans und für uns Fahrer. Da war das virtuelle 24-Stunden-Rennen von Le Mans eine tolle Initiative, den Rennsport wieder aufleben zu lassen. Exakt an diesem Tag vor fünf Jahren habe ich als Gesamtsieger in Le Mans auf der obersten Stufe des Siegerpodests gestanden. Nun der Triumph im virtuellen Rennen, besser geht es kaum!“

Ergebnis

LMP2-Klasse 
1. Deletraz/Marciello/Wisniewski/Brzezinski (CH/I/POL/POL), Oreca 07 LMP2, 371 Runden
2. Dillmann/Guerrieri/Simoncic/Pedersen (F/ARG/SLO/DK), Oreca 07 LMP2, 371 Runden
3. Canapino/Aitken/Arana/Romanidis (ARG/GB/E/GR), Oreca 07 MP2, 371 Runden

GTE-Klasse: 
1. Tandy/Güven/Rogers/Östgaard (GB/TR/AUS/N), Porsche 911 RSR, 339 Runden
2. Thiim/Westbrook/Sörensen/Biancolilla (DK/GB/DK/I), Aston Martin Vantage, 338 Runden
3. Juncadella/Beche/Jajovski/Kappet (E/CH/NMK/EST), Corvette C7.R, 337 Runden
5. Pera/Hartog/Francesconi/van Dooren (I/NL/I/NL), Porsche 911 RSR, 337 Runden
9. Pereira/Olsen/Neuendorf/Siara (LUX/N/D/POL), Porsche 911 RSR, 335 Runden
11. Evans/Campbell/Bakkum/Bouteloup (NZ/AUS/NL/F), Porsche 911 RSR, 333 Runden
12. Lotterer/Jani/DeJong/Pietilä (D/CH/USA/FIN), Porsche 911 RSR, 333 Runden
16. Hörr/Kolkmann/Giusa/Müller (D/D/D/D), Porsche 911 RSR, 325 Runden
DNF Barker/Watson/Maguire/Masciulli (GB/GB/IRL/I), Porsche 911 RSR, 324 Runden 
DNF Pilet/De Silvestro/Krönke/Williams (F/CH/D/GB), Porsche 911 RSR, 166 Runden

Qualifying

Das Porsche Esports Team startet morgen von der Pole-Position der GTE-Klasse in das virtuelle 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nach dem 20-minütigen Qualifying heute belegten vier 911 RSR die ersten vier Plätze, insgesamt sechs platzierten sich unter den besten Zehn. Die Bestzeit auf dem 13,626 Kilometer langen Circuit des 24 Heures setzte Joshua Rogers in 3:46,550 Minuten.

Der Australier fuhr in allen drei Sektoren Bestzeit, wenn auch nicht in der selben Runde. Dennoch verwies der 20-Jährige im RSR mit der Startnummer 93 seinen US-amerikanischen Teamkollegen Mitchell deJong um 0,632 Sekunden auf Platz zwei. Die zweite Startreihe teilen sich der Nummer-88-Porsche von Dempsey-Proton Racing mit dem Niederländer Kevin van Dooren am Steuer und der Franzose Jeremy Bouteloup im dritten 911 RSR des Werksteams. David Williams im Auto mit der Nummer 94 rundete das Ergebnis für Porsche mit Rang sechs ab.

Die virtuellen 24 Stunden von Le Mans beginnen am morgigen Samstag um 15:00 Uhr. In allen vier 911 RSR des Porsche Esports Team wechseln sich jeweils zwei professionelle Simracer mit zwei Werksfahrern ab, darunter mit Neel Jani (CH), André Lotterer (D) und Nick Tandy (GB) gleich drei Gesamtsieger des realen Langstrecken-Klassikers.

911 RSR, virtuelle 24 Stunden von Le Mans, Training, 2020, Porsche AG

Stimmen zum Qualifying

Marco Ujhasi (Manager Esports bei Porsche Motorsport): „Was für ein Auftakt für das junge Porsche Esports Team. Wir haben in den vergangenen Wochen hart gearbeitet und in perfektem Teamwork die Erfahrungen aus der realen und virtuellen Rennwelt voll umsetzen können. Die deutlich höheren Gripverhältnisse haben uns nicht überrascht und dieses phantastische Ergebnis im heutigen Qualifying ermöglicht. Jetzt werden wir kurz virtuell zusammen Abendessen und dann konzentrieren wir uns voll auf die Rennvorbereitung.“

Joshua Rogers (Porsche 911 RSR #93): „Wahnsinn – ich glaube, das war eine meiner besten Runden, die ich je gefahren bin. Ich habe mir nur wenige kleine Fehler geleistet, in der letzten Schikane zum Beispiel. Aber jetzt stehen wir auf der Pole Position und das auch noch neben meinem Teamkollegen Mitchell. Mehr konnte ich im Qualifying wirklich nicht erwarten. Das war insgesamt eine ganz starke Teamleistung. Jetzt freuen wir uns auf das Rennen morgen. Von Platz eins zu starten macht das Ganze ein bisschen einfacher, aber es ist nicht das Wichtigste in einem 24-Stunden-Rennen.“

Mitchell deJong (Porsche 911 RSR #91): „Ich bin sehr glücklich, dass ich unseren 911 RSR auf den zweiten Startplatz gestellt und damit die komplette erste GTE-Startreihe für Porsche reserviert habe. Jetzt bin ich auf das Rennen gespannt, Neel Jani fährt den Start. Wir sind in einer großartigen Ausgangsposition für ein fantastisches Ergebnis.“

Jeremy Bouteloup (Porsche 911 RSR #92): „Mit unserem Nummer-92-Porsche Esports 911 RSR lief alles glatt. Aber ich bin mit meiner Qualifying-Runde nicht ganz zufrieden, obwohl meine beiden Anläufe recht anständig und gut genug für Startplatz vier waren. Damit haben wir aber erst einen kleinen Teil des Jobs erledigt, die größte Aufgabe wartet morgen im Rennen auf uns.“

David Williams (Porsche 911 RSR #94): „Alle vier Werks-Porsche unter den ersten Sechs, das ist ein unglaubliches Resultat für das ganze Team. Ich bin meine erste Zeitrunde ein wenig zu konservativ und die zweite etwas zu angriffslustig angegangen, freue mich aber trotzdem über Startplatz sechs.

Ergebnis Porsche-Teilnehmer

1. Joshua Rogers/Nick Tandy/Ayhancan Güven/Tommy Östgaard (AUS/GB/TR/N), Porsche 911 RSR, 3:46,550 min
2. Mitchell DeJong/André Lotterer/Neel Jani/Martin Pietilä (USA/D/CH/FIN), Porsche 911 RSR, 3:47,182 min
3. Kevin van Dooren/Riccardo Pera/Loek Hartog/Michael Francesconi (NL/I/NL/I), Porsche 911 RSR, 3:47,819 min
4. Jeremy Bouteloup/Jaxon Evans/Matt Campbell/Mack Bakkum (F/NZ/AUS/NL), Porsche 911 RSR, 3:47,965 min
6. David Williams/Patrick Pilet/Simona De Silvestro/Martin Krönke (GB/F/CH/D), Porsche 911 RSR, 3:48,213 min
10. Zbigniew Siara/Dylan Pereira/Matteo Cairoli/Tim Neuendorf (POL/LUX/I/D), Porsche 911 RSR, 3:48,897 min
11. Adam Maguire/Ben Barker/Andrew Watson/Eros Masciulli (IRL/GB/GB/I), Porsche 911 RSR, 3:48,931 min
19. Danny Giusa/Laurents Hörr/David Kolkmann/ Lukas Müller (D/D/D/D), Porsche 911 RSR, 3:50,226 min

Die Fahrer des Porsche Esports Team (alle Porsche 911 RSR)

Startnummer 91:

André Lotterer (DE) / Neel Jani (CH) / Mitchell Dejong (USA) / Martti Pietilä (FIN)

Startnummer 92:

Jaxon Evans (NZ) / Matt Campbell (AUS) / Mack Bakkum (NED) / Jeremy Bouteloup (FRA)

Startnummer 93:

Nick Tandy (GB) / Ayhancan Güven (TR) / Josh Rogers (AUS) / Tommy Ostgaard (NOR)

Startnummer 94:

Patrick Pilet (F) / Simona De Silvestro (CH) / Martin Krönke (DE) / David Williams (GB)

Info

Motorsport-Fans können das Rennen im Livestream auf motorsports.porsche.com verfolgen, ergänzt durch Hintergrundberichte über das Porsche Esports Team. Auch die Porsche-Kanäle auf YouTube, Instagram und Twitch liefern exklusive Einblicke in das Fahrerlager der Porsche-Werksabordnung.

Darüber hinaus zeigen die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sowie die 24 Stunden von Le Mans das digitale Rennen auf YouTube, die 24 Stunden von Le Mans zusätzlich auch via Facebook und Twitch. Live und kostenfrei überträgt Eurosport 1 das größte virtuelle Langstreckenrennen der Welt im Fernsehen. Sendungen stehen am Samstag von 14:30 bis 17:00 Uhr sowie von 19:30 bis 22:00 Uhr auf dem Programm. Am Sonntag schaltet sich Eurosport 1 von 12:30 Uhr bis zum Zieleinlauf um 15:00 Uhr zu. Im kostenpflichtigen Eurosport Player ist das gesamte Rennen zu sehen.

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