Ein Verhalten, das sich ändert, sobald ten Voorde in sein Dienstfahrzeug steigt, einen Porsche 911 GT3 Cup. Mutig, leidenschaftlich und selbstbewusst – der Fahrer von Nebulus Racing by Huber präsentiert sich auf der Rennstrecke kompromisslos. Diese Saison kombinierte ten Voorde die Eigenschaften mit der nötigen Cleverness. Die Belohnung: Champion im Porsche Carrera Cup Deutschland 2020.
Das Saisonziel war klar gesteckt. In seinem vierten Jahr im Carrera Cup sollte der Meisterpokal genauso zur Trophäensammlung hinzukommen, wie bereits Anfang September der Titel im internationalen Porsche Mobil 1 Supercup. Mit einem Auftaktsieg im Rahmen der legendären 24 Stunden von Le Mans gelang ten Voorde ein Traumstart. Auf dem Sachsenring folgten neben dem zweiten Saisonsieg zwei Silberplätze. Für Brisanz sorgte das Wochenende auf dem Red Bull Ring. In allen drei Läufen fuhr der 24-Jährige aufs Podium – und stand doch im Schatten seines Konkurrenten. Dylan Pereira entschied alle drei Rennen für sich, ten Voorde verlor die Tabellenführung. Ein Rückschlag, der Erinnerungen weckte. Auch die vergangene Saison begann ten Voorde furios, ehe ein Ausfall nach einer Kollision auf dem Norisring den Youngster aus dem Tritt brachte. Verkrampft und teilweise übermotiviert fiel seine Reaktion aus. Der sonst so selbstbewusste Rennfahrer stand sich meist selbst im Weg, im Titelkampf schied er vorzeitig aus.
Doch dieses Jahr bewies ten Voorde, der sich selbst als Perfektionist beschreibt, eine neue Wettbewerbshärte. Die Folge: Von Rückschlägen wie dem auf dem Red Bull Ring zeigte er sich dieses Jahr unbeeindruckt. Der 1,70 Meter große Rennfahrer fand die richtige Balance aus ungebremstem Siegeswillen und taktischer Cleverness. Beim Titel-Showdown in Oschersleben gewann er das entscheidende Rennen. Als einziger Fahrer schaffte es ten Voorde diese Saison in jedem Carrera-Cup-Lauf aufs Podium.
Ten Voordes Leidenschaft gilt seit Kindheitstagen dem Motorsport. Als Achtjähriger verbrachte er jede freie Minute mit Freunden auf der Kartbahn im niedersächsischen Emsbüren. Morgens fuhr Vater Henk ihn hin, abends ging es zurück in die 2.500-Einwohner-Gemeinde Boekelo bei Enschede. Von 2007 bis 2012 gewann der talentierte ten Voorde in verschiedenen Kartserien acht Titel. Es folgte der Aufstieg in den Formelsport und der Support vom niederländischen Motorsportverband KNAF. Zusammen mit dem heutigen Formel-1-Pilot Max Verstappen zählte er zum Talent-First-Kader, schloss nebenbei ein Studium im Bereich Sport- und Business-Kommunikation ab.
Ten Voordes besondere Beziehung zum Motorsport zeigte sich in der schwierigsten Phase seiner Karriere. In den Jahren 2014 und 2015 konnte er aus finanziellen Gründen keinen Motorsport betreiben. Der bisher erfolgreichen Karriere drohte ein frühzeitiges Ende. Seinen Traum aufzugeben, kam für ihn aber nicht in Frage. Am Circuit Zandvoort reinigte er Autos, putzte Felgen oder verkaufte Kaffee. In seinem alten Polo, Baujahr 1998, fuhr er um den Kurs. Den Kontakt zu Firmen und Teams hielt ten Voorde über seine Coaching-Tätigkeit. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat: 2016 gelang ihm ein beeindruckendes Motorsport-Comeback, als er im Porsche Super Sports Cup auf Anhieb die Meisterschaft gewann. Ein Jahr später folgte der Rookie-Titel im Porsche Carrera Cup Deutschland. Diese Saison setzte er die nächsten Meilensteine: Champion im Carrera Cup sowie im internationalen Porsche Mobil 1 Supercup.
Der Nachwuchsrennfahrer ist auf dem besten Weg, seine große Leidenschaft zum Beruf zu machen. Vergangenes Jahr gab er im Porsche 911 RSR sein WEC-Debüt. In der Klasse GTE-Am jubelte ten Voorde nach einem zweiten Platz in Shanghai kurz darauf über einen Sieg in Bahrain. Auch bei der diesjährigen Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans gehörte er zum Line-up. Die nächste Mission steht direkt bevor: das Finale der Saison 2019/2020 der Langstrecken-Weltmeisterschaft am 14. November für Project 1. Mit dem Carrera-Cup-Titel im Gepäck ist Larry ten Voorde bereit für den nächsten Erfolg.