356 Typ 530
Dieser 356 war anders. Seine Türen hatten größere Abmessungen, der Radstand war verlängert und das Dach im Fond war leicht angehoben. Und auch, wenn der intern genannte Typ 530 noch zwei Türen besaß: mit ihm war Anfang der 1950er-Jahre die Vision eines Porsche für Vier geboren.
Ferdinand "Ferry" Anton Ernst Porsche selbst war es ein großes Bedürfnis, dass auch Familien in einem Sportwagen Platz finden. Schließlich wurde er im Alter von 26 Jahren selbst Vater und schätzte das Familienleben – sowie das sportliche Fahren. Anfangs kamen Entwicklungen eines Porsche mit vier vollwertigen Sitzen jedoch nur zaghaft ins Rollen.
Typ 754 T7
Nach der Ära des 356 und dem Entwurf 530 folgte 1959 ein nächster Versuch. Unter der Leitung von Ferry Porsches Sohn, Ferdinand Alexander, entsteht der Typ 754 T7. Die Grundzüge glichen schon seinem baldigen Nachfolger: dem Porsche 911. Seine charakteristische Frontpartie bis zur A-Säule sowie das Fließheck lassen bis heute erkennen, dass sich der T7 schon nah am Ziel der Sportwagenikone befand. Um ihm aber noch etwas mehr Raum zu geben, unternimmt man weitere Versuche und parallel entstehen die Typen T8 als 2+2 Sitzer und T9 als vollwertiger Viersitzer. Ferry Porsche persönlich gibt 1961 die Weiterentwicklung des T8 frei. Es ist letztlich die Geburtsstunde des 911.
928 S
Mit der Präsentation des 928 im Jahr 1977, der den 911 nach mehr als 14 Jahren eigentlich ablösen sollte, beginnt ein weiteres Kapitel auf der Suche nach einem vollwertigen Viersitzer. 1984 entschließt sich Porsche zu einer komfortableren Variante des 928. Es wird eine zweitürige Limousine mit vier Sitzen. Pünktlich zu Ferry Porsches 75. Geburtstag 1984 entsteht ein Einzelstück. Eine zweitürige Limousine mit vier Sitzen als komfortablere Variante eines 928 S. Doch das Geschenk der Mitarbeiter an den Firmenpatriarchen schafft es nicht in die Serienproduktion.
928 H50
Zeitgleich nimmt eine neue Variante des 928 immer mehr Gestalt an. 1986 finden sich zwei Typen mit jeweils vier Türen und unterschiedlichen Heckpartien auf dem Zuffenhausener Zeichenbrett. Nach umfangreichen Entwicklungstests verwirft Porsche 1989 aber auch diesen Anlauf: die Steifigkeit der 928-Karosserie wirkt nicht überzeugend. Ein Modell der beiden Versuche, ein schwarzer Viertürer mit kombiartigem Heck, befindet sich noch heute in der Sammlung des Museums.
989
Während parallel weiter Sportwagengeschichte geschrieben wird, folgen neue Versuche einen Porsche für Vier zu etablieren. Mit einem 300 PS starken 3,6-Liter-V8 im Heck steht der von Harm Lagaay kreierte Typ 989 bereit, als erster viertüriger Porsche einen wichtigen Meilenstein zu setzen. Alles scheint dieses Mal richtig gemacht geworden zu sein. Doch Wendelin Wiedeking hält mit Amtsantritt zum Vorstandsmitglied den Start des Werksbands aus betriebswirtschaftlichen Gründen an. 1993 werden alle Kräfte für die neuen Modellreihen Boxster und Carrera benötigt.
Ende der 1990er-Jahre kommt es zu einer Renaissance des Porsche für Vier. Die Version eines Porsche mit vier vollwertigen Sitzen hielt sich in den Schubladen der Firma am Leben. Nach der Einführung des Cayenne im Jahr 2002 geht im Sommer 2009 ein weiterer großräumiger Traum in Serie: der Panamera.
Die Entwicklung zeigt: manchmal war die Zeit noch nicht reif, oder interne Umstände durchkreuzten die kühnen Pläne. Doch an einen Sportwagen für Vier hat Porsche immer geglaubt und schließlich realisiert. Jüngst wurde das Portfolio sogar elektrisiert: mit dem Taycan.
Info
Erschienen im 9:11 Magazin, Episode 13.