Die Strasse von Langwies schlängelt sich über 7,3 Kilometer, 76 Kurven und 422 Höhenmeter nach Arosa. Jährlich im September ist sie mehr als eine Verbindung zwischen zwei Bündner Dörfern: Sie ist eine Arena für Mensch und Maschine – abgesperrt für eine Show, die in den Ohren dröhnt und in den Knochen vibriert. 180 historische Fahrzeuge stürzen sich in den Berg und schenken sich nichts. Heulende Triebwerke, knallende Auspuffe und der Geruch von verbranntem Gummi erfüllen die Alpenluft, während sich Zuschauer:innen hinter Absperrungen drängen und Kinder auf den Schultern ihrer Eltern die Ohren zuhalten. Oldtimer-Romantik vor Traumkulisse trifft es dabei nicht ganz: Die Arosa ClassicCar, die 2025 zum 21. Mal über die Bühne geht, ist so etwas wie das Hardrock-Festival unter den Motorsportevents: roh, authentisch, laut und wild.
Staub wirbelt auf, Dreck und kleine Steine spritzen über die Strasse, Öl glänzt auf Radkästen und Kurven. Ob Vorkriegs-Roadster, Formel-Bolide, seltener Sportwagen oder klassisches Motorrad, ob in den Wertungsklassen gegen die Zeit oder bei einer Gleichmässigkeitsprüfung: Das Material wird nicht geschont, und niemand diskutiert hier über die Originalität einer Schraube. Selbst die Rangliste tritt in den Hintergrund: Vielmehr geht es um Leidenschaft und Fahrkunst, um das mutige Ringen gegen eine anspruchsvolle Bergrennstrecke, die als einzige der Schweiz mit einem Gefälle von 1,2 Kilometern aufwartet.
Und Porsche? Ist mittendrin. Kaum ein Hersteller ist so eng mit dem Bergrennsport verbunden, der in der Schweiz aufgrund des Rundstreckenverbots eine besondere Tradition hat. Von 1958 bis 1968 dominierte Porsche die Europa-Bergmeisterschaft, errang neun Titel und sicherte sich bis 1977 durchgängig mindestens einen Klassensieg. Die agilen, robusten Fahrzeuge setzten in den Bergen stets den Takt. Kein Wunder, dass auch 2025 zahlreiche Modelle aus Zuffenhausen bei der Arosa ClassicCar am Start sind: vom 356 Roadster Super 90 über den 911 RSR 2,9 L und 930 Martini-Turbo bis hin zum 968 CS.
Ihre Fahrer:innen sind moderne Enthusiasten mit Smartphones und Rennanzügen nach aktuellen Sicherheitsstandards. Auf der Strecke jedoch verschwindet jede Gegenwartstechnologie, und der Geist vergangener Stars erwacht. Jede Kurve wird so zur Hommage an Jo Siffert, Clay Regazzoni, Herbert «Stumpen-Herbie» Müller, den späteren Rennstallbesitzer Peter Sauber, der seine ersten Erfahrungen als Fahrer selbstgebauter Sportwagen sammelte, und natürlich Hans Stuck, den legendären «Bergkönig».
Rennsport zum Anfassen – ergänzt durch ein Rahmenprogramm für eine vielfältige Community einschliesslich Bobbycar-Rennen für Kids. Für Porsche ist dies umso mehr ein Grund, sich seit 2020 als Partner der Arosa ClassicCar zu engagieren. Einige Besucher:innen haben sogar die Möglichkeit, die Tücken der Strecke hautnah in einem Porsche Renntaxi zu erleben und dabei noch mehr Respekt für die diesjährige Bestzeit von 4:12 Minuten zu gewinnen.
Ergänzt wird die Präsenz durch die Präsentation des neuen Porsche 911 Spirit 70. Dieses Sondermodell, das an die goldene Ära der 1970er erinnert, besticht durch den Farbton Olive Neo und Pascha-Muster im Innenraum, während der elektrifizierte 3,6-Liter-Boxer aus dem aktuellen 911 GTS die Verbindung zur Zukunft verkörpert. Nicht zu vergessen, dass die Zukunft dieses Jahr auch im Tank ankommt: Erstmals stellen Veranstalter, Porsche Schweiz und HIF Global für die historischen Automobile eFuels bereit, um zu zeigen, dass Nostalgie und Innovation keine Gegensätze sind.
Die Arosa ClassicCar bleibt damit ein Ort, an dem Rennsport und Geschichte ohne inszenierte Perfektion zusammenkommen, dafür mit maximalem Einsatz. Und das spürt man auch dann noch, wenn die Strecke am Ende der Veranstaltung freigegeben wird und man die 7,3 Kilometer und 76 Kurven wieder ins Tal hinunterfährt. Gemütlich zwar, doch mit dem Widerhall der Motoren als Ohrwurm, der noch lange, lange nachklingt.