Die Farben von Sponsoren wie Martini, Rothmans und Gulf als auch ikonische Gestaltungen wie „Sau“ und „Hippie“ finden sich wieder – bis zum Rot des Teams Porsche Salzburg. Sie alle erinnern an glorreiche und spektakuläre Auftritte beim größten und geschichtsträchtigsten Langstreckenrennen der Welt.
Sieben auffällige Streifen in Gelb, Rot, Dunkelblau, Hellblau, Grün, Rosa und Orange zieren in Le Mans die drei in der Hypercar-Klasse genannten Porsche 963. Diese Farben zitieren legendäre Rennwagen-Designs aus der langen und siegreichen Historie von Porsche. Das größte Langstreckenrennen der Welt, bei dem Porsche mit 19 Gesamttriumphen und 110 Klassensiegen der erfolgreichste Hersteller ist, feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.
Orange: Der Gulf-917 als Filmstar und Podestbesucher in Le Mans
Der orange Streifen auf dem Porsche 963 zitiert das legendäre Gulf-Design des Porsche 917. Das britische Team John Wyer Automotive Engineering wechselte 1970 als Vorjahressieger auf den schnellen Prototypen aus Zuffenhausen und brachte den Mineralölkonzern als Sponsor mit. Die drei eingesetzten Fahrzeuge fielen in jenem Jahr zwar vorzeitig aus, aber dennoch waren die Gulf-Porsche in aller Munde: Der amerikanische Hollywood-Star Steve McQueen alias Michael Delaney pilotierte den blau-orangen Renner im Film „Le Mans“, der bis heute als einer der besten Motorsport-Darstellungen der Geschichte gilt.
Bevor das spektakulär inszenierte Duell zwischen Porsche und Ferrari im Oktober 1971 in die Kinos kam, fuhr der Gulf-Porsche in Le Mans auf das Siegerpodest. Der Brite Richard Attwood und der Schweizer Herbert Müller pilotierten den 917 KH mit dem 4,9 Liter großen Zwölfzylinder-Motor auf Rang zwei des Gesamtklassements. Das Gulf-Design zierte fast 50 Jahre später unter anderem einen Porsche 911 RSR in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC und mehrere Porsche 911 GT3 R beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps.
Rosa: Die legendäre „Sau“ hatte im Rennen kein Schwein
Der Porsche 917/20 zauberte Fans, Fahrern und Verantwortlichen 1971 in Le Mans ein breites Lächeln ins Gesicht. Porsche-Designer Anatole Lapine zeichnete auf die Grundfarbe Rosa das Zerlegemuster eines Metzgers und beschriftete die Fahrzeugbereiche entsprechend: „Rüssel“, „Schinken“, „Haxe“ oder „Hirn“. Schnell waren mehrere Kosenamen gefunden. Das von Willi Kauhsen und Reinhold Joest pilotierte Auto wurde unter anderem auch „Trüffeljäger aus Zuffenhausen“ genannt. Letztlich setzte sich im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „Sau“ durch, im Englischen heißt das Fahrzeug „Pink Pig“.
Sportlich hatte das tierische Gefährt 1971 kein Schwein: Kauhsen/Joest fielen kurz vor dem Ende der 24 Stunden von Le Mans auf Platz fünf liegend aus. Besser lief es beim Revival des Designs: Der Porsche 911 RSR im „Pink Pig“-Outfit erreichte 2018 in Händen der Werksfahrer Kévin Estre, Michael Christensen und Laurens Vanthoor den GTE-Klassensieg an der Sarthe.
Grün: Der neue Porsche-Chefdesigner agiert beim „Hippie“ frei von Zwängen
Im April 1969 heuerte Anatole Lapine als neuer Chefdesigner bei Porsche an. Der gebürtige Lette setzte bereits ein Jahr später im Motorsport mit dem Porsche 917 Langheck von Gérard Larrousse und Willi Kauhsen ein erstes künstlerisches Zeichen: Das in Wellenformen aus rund 1.500 Sprühdosen aufgebrachte Grün und Lila des „Hippie“ erzeugte eine psychedelische Anmutung.
Während die Lackierung in Teilen der Chefetage einiges Kopfschütteln erzeugte, waren Rennstallbesitzer Hans-Dieter Dechent und die Verantwortlichen seines Sponsors Martini & Rossi hellauf begeistert. Auch sportlich schlug der schnelle „Hippie“ hohe Wellen: Während Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 zum ersten Gesamtsieg für Porsche in Le Mans fuhren, erreichten Larrousse/Kauhsen den zweiten Platz.
Hellblau: Der Martini-Porsche und die Rekordfahrt für eine halbe Ewigkeit
1970 brachte Hans-Dieter Dechent sein Team erstmals mit der italienischen Spirituosenmarke Martini an den Start in Le Mans. Der 917 von Larrousse/Kauhsen („Hippie“) und der 908 von Lins/Marko komplettierten das reine Porsche-Podest hinter dem Siegerfahrzeug von Porsche Salzburg auf den Rängen zwei und drei. Der endgültige Durchbruch gelang im Folgejahr: Der Österreicher Helmut Marko und der Niederländer Gijs van Lennep siegten im Porsche 917 KH des Martini Racing Team. Das Duo stellte einen für damalige Verhältnisse unglaublichen Distanzrekord auf: Die zurückgelegten 5.335 Kilometer galten als Bestwert für die Ewigkeit und sollten tatsächlich erst 39 Jahre später übertrumpft werden.
Das Design des weißen Porsche mit den auffälligen hellblauen, roten und dunkelblauen Streifen genießt bis heute Kultstatus. Es zierte beispielsweise auch den Porsche 936 von Jacky Ickx und Gijs van Lennep, der 1976 zum Gesamtsieg in Le Mans fuhr. Ein Jahr später folgte der dritte Triumph: Jürgen Barth, Hurley Haywood und Jacky Ickx gewannen am Steuer eines Porsche 936/77 in Martini-Farben.
Dunkelblau: Die Porsche 956 und 962 im Rothmans-Design prägen eine Ära
Das Rothmans-Design in Dunkelblau und Weiß mit roten und goldenen Akzenten steht für Porsche-Siege in Serie. Gleich beim ersten Auftritt des Werksteams in Partnerschaft mit dem kanadischen Tabak-Konzern gelang ein Paukenschlag: Die drei eingesetzten Porsche 956 beendeten das 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1982 auf den Plätzen eins, zwei und drei. Der erste Verfolger dieser Gruppe hatte bereits 30 Runden Abstand. Im Jahr darauf gelang ein Doppelsieg.
In der damaligen Sportwagen-Weltmeisterschaft führte an den Rothmans-Porsche kein Weg vorbei. 1986 und 1987 fuhr der Porsche 962C in diesem Design beim berühmtesten Langstreckenklassiker der Welt als Sieger über den Zielstrich. Die legendäre Lackierung ließ Porsche in Le Mans rund 30 Jahre später noch einmal aufleben. 2018 stellte der Porsche 911 RSR im Rothmans-Look einen neuen Qualifying-Rekord für GTE-Boliden auf. Das Rennen beendete das Fahrzeug auf Platz zwei der Klasse hinter dem Schwesterauto im „Pink Pig“-Design.
Rot: Porsche Salzburg spielt als zweites Werksteam die erste Geige
Nachdem im Vorjahr beim Debüt des 917 in Le Mans der erste Gesamtsieg für Porsche mit einem 908 LH nur um rund 120 Meter verfehlt wurde, machte der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen in der Saison 1970 ernst: volle Attacke mit drei Autos des neuen Werksteams von John Wyer, dazu weitere unter der Nennung von Porsche Salzburg. Diese Fahrzeuge waren in den österreichischen Nationalfarben lackiert: Rot und Weiß. Während Ferry Porsche das Feld am Samstag, 13. Juni 1970 mit der Flagge auf die Reise schickte, leitete seine Schwester Louise Piëch die Geschicke des Salzburg-Teams.
Das damalige Rennen, das erstmals nicht mehr mit dem klassischen Le-Mans-Start freigegeben wurde, fand unter schwierigsten Bedingungen statt. Heftige Regenfälle sorgten für unzählige Unfälle, Dreher und Ausrutscher. Am Ende kamen von 57 genannten Fahrzeugen nur sieben in die Wertung. Ganz vorne: Richard „Dick“ Attwood aus Großbritannien und der als äußerst schonender Fahrer und besonnen geltende Deutsche Hans Herrmann am Steuer des Porsche 917 KH mit der Startnummer 23. Das Duo brachte den ersten Le-Mans-Gesamtsieg für Porsche mit einem sicheren Vorsprung von fünf Runden ins Ziel.
Gelb: Erinnerungen an glorreiche gemeinsame Zeiten von Porsche und Penske
Der mittig angebrachte gelbe Streifen gepaart mit dem danebenliegenden Rot wurde von der siegreichen Vergangenheit der Kombination Porsche und Penske inspiriert. Die Zusammenarbeit des US-Teams mit dem Sportwagen-Hersteller aus Stuttgart trug bereits Anfang der 1970er-Jahre süße Früchte: zwei Titelgewinne in der CanAm-Serie. Noch beeindruckender waren die Auftritte des Porsche RS Spyder im gelb-roten Design des Hauptsponsors DHL in der American Le Mans Series (ALMS).
Der LMP2-Prototyp fuhr zwischen 2006 und 2008 alle Titel ein und erreichte 24 Siege. Das unvergessene Highlight: Gesamterfolg beim 12-Stunden-Rennen in Sebring 2008. Der Deutsche Timo Bernhard und seine französischen Teamkollegen Romain Dumas und Emmanuel Collard ließen damals sogar die stärkeren LMP1-Fahrzeuge hinter sich. In Le Mans konnte der RS Spyder zweimal die LMP2-Klasse gewinnen, 2008 und 2009. In diesen Fällen allerdings ohne Penske-Beteiligung.