Angelique, Emma - Wimbledon steht vor der Tür. Wie groß ist die Vorfreude und wie bereit seid ihr für das wichtigste Turnier des Jahres?
Angelique Kerber: „Für Wimbledon ist man immer bereit! Wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich mich jedes Jahr auf die Rasen-Saison freue. Da sie nur relativ kurz ist, genieße ich sie umso intensiver. Es ist auch tatsächlich so bei mir, dass sich gleich beim ersten Training auf Rasen, ja eigentlich schon beim ersten Ballwechsel dieses besondere Gefühl einstellt, das mit so vielen Erinnerungen verbunden ist. Das habe ich gerade erst wieder bei den Bad Homburg Open erlebt.“
Emma Raducanu: „Ich freue mich sehr auf Wimbledon. Es ist mein Lieblingsturnier, einfach weil es ein so spezieller Ort mit einer einzigartigen Atmosphäre ist. Meine Erinnerungen an Wimbledon gehen zurück bis in meine Kindheit. Auch die britischen Fans sind großartig, und ich kann es kaum erwarten, wieder vor ihnen zu spielen.“
Was ist das Besondere an Wimbledon? Die Tradition, die Location, die starke Konkurrenz?
Kerber: „Dieses einzigartige Flair zieht auch mich jedes Jahr wieder aufs Neue in seinen Bann. Die große Tradition, dieser Geist von Wimbledon ist in jedem Winkel der Anlage spürbar. Mich fasziniert besonders diese Ruhe auf dem Centre-Court. Natürlich applaudieren die Zuschauer, aber während der Ballwechsel herrscht irgendwie eine charakteristische Stille.“
Raducanu: „Es sind all diese Attribute, vor allem die große Tradition. Dieses Turnier hat über all die Jahre so viele unglaubliche Geschichten geschrieben. Auch das Ambiente von Wimbledon ist einzigartig im Tennis und macht seine Faszination aus.”
Angelique, wenn Du an Deinen Sieg 2018 zurückdenkst - welche Bilder hast Du da im Kopf?
Kerber: „Natürlich den Matchball im Finale gegen Serena. Diese Momente danach, die irgendwie wie in Zeitlupe abgelaufen sind. Dann die Siegerehrung, am nächsten Abend das Champions Dinner. Das ist mir alles noch sehr präsent.“
Was ist das für ein Gefühl, als ehemalige Siegerin nach Wimbledon zurückzukehren?
Kerber: „Die Rückkehr ist selbstverständlich immer mit vielen Erinnerungen und Emotionen verbunden, die mich mein Leben lang begleiten werden. Auf dem Centre-Court von Wimbledon habe ich mir meinen Kindheitstraum erfüllt. Ich habe dafür viel investiert, musste Rückschläge verkraften – doch mit diesem Erfolg hat sich alles gelohnt.“
Wie besonders ist es, für immer ein Teil der Wimbledon-Geschichte zu sein?
Kerber: „Es ist eine große Ehre. Allein schon, seinen Namen auf der berühmten Siegerinnentafel zu sehen, sorgt für Gänsehaut. Der Wimbledon-Titel besitzt etwas Unvergängliches und hat eine enorme Strahlkraft, das wird einem im Laufe der Zeit erst so richtig bewusst.“
Emma, Du hast schon als Kind davon geträumt, in Wimbledon zu spielen. Was war das für ein Gefühl, als dieser Traum 2021 in Erfüllung ging?
Raducanu: „Es war einfach nur toll. Ich hatte so viel Spaß und habe mir gewünscht, dass es nie enden würde. Die Fans waren großartig und ich habe gespürt, wie sie mich von Match zu Match stärker unterstützen. Wimbledon hat mich schon als Kind inspiriert, als ich dort versucht habe, Autogramme von Spielerinnen zu bekommen. Jetzt zurückzukehren und selbst auf den großen Plätzen zu spielen, war fast schon surreal. Ich hatte schon eine großartige Zeit dort, als ich noch im Juniorinnen-Wettbewerb spielte und das Viertelfinale erreichte. 2021 war also nicht das erste Mal, dass ich dort spielte, und die früheren Erfahrungen haben mit zweifellos geholfen. Alles in allem habe ich sehr viele gute Erinnerungen an Wimbledon.”
Kurz vor Wimbledon 2021 hast Du die Schule mit Bestnoten abgeschlossen. Wie wichtig war es für Dich, auch nach den ersten Tenniserfolgen weiter zur Schule zu gehen – und wie hart war es, beides unter einen Hut zu bringen?
Raducanu: „Schule war immer sehr wichtig für mich und es stand eigentlich nie zur Diskussion, vorzeitig aufzuhören. Natürlich war es herausfordernd, weil ich oft den Unterricht versäumte und dann den Stoff nachholen musste. Auch konnte ich wegen der Schule nicht so viele Turniere spielen wie die anderen, es war also von beiden Seiten betrachtet schwierig. Ich bin aber glücklich, dass ich diesen Weg gewählt habe. Ich war ganz gut in der Schule und habe hart dafür gearbeitet, gute Noten zu bekommen.”
Du bist sehr modebewusst? Stört es Dich, dass Du in Wimbledon ganz in Weiß antreten musst?
Raducanu: „Eine der faszinierendsten Seiten von Wimbledon ist die Tradition. Ganz in Weiß zu spielen bringt so etwas wie einen makellosen Look, deshalb stört es mich überhaupt nicht. Wir haben das Jahr über ja genügend andere Turniere, wo wir tragen können was wir wollen, deshalb passt das für mich.“
Du bist seit drei Monaten Porsche-Markenbotschafterin. In dieser Zeit hast Du beim Porsche Tennis Grand Prix gespielt und einige andere Aktivitäten erlebt. Was hat Dich bisher am meisten beeindruckt?
Raducanu: „Ich hatte schon sehr viel Spaß mit Porsche. Der Porsche Tennis Grand Prix ist eines der besten Turniere im Kalender. Das außergewöhnlichste Erlebnis für mich bisher war, als Fan den Porsche Carrera Cup in Brands Hatch zu besuchen und in der Box mit vielen Ingenieuren sprechen zu können. Ich konnte sogar eine Runde mit dem Safety Car fahren. Das war alles sehr beeindruckend und ich will jetzt noch mehr über die technische Seite des Motorsports lernen. Eine weitere eindrucksvolle Erfahrung war, den vollelektrischen Porsche Taycan zu testen. Das hat mich wirklich davon überzeugt, dass Elektroautos nicht nur sehr leistungsstark sein können, sondern auch sehr aufregend zu fahren sind.“
Was möchtest Du mit Porsche noch erleben?
Raducanu: „Ganz viele Dinge! Ich freue mich darauf, auf der Rennstrecke von den Besten zu lernen, wie man Rennen fährt. Und wie man driftet! Dann will ich großartige Autos fahren. Ich will noch viel mehr von den Carrera-Cup-Teams lernen und von den Mechanikern. Sich mit den Ingenieuren zu unterhalten, ist unheimlich interessant.”
Angelique, zurück zu Wimbledon. Kannst Du dieses Turnier einfach nur genießen oder bist Du dafür zu ehrgeizig?
Kerber: „„Als Profispielerin möchte man natürlich erfolgreich sein - gerade bei den Grand-Slam-Turnieren. Diesem eigenen Anspruch ordnet man alles unter. Aber trotzdem bleiben auch während eines Turniers immer mal wieder Momente, in denen man ein bisschen Abstand gewinnt und es genießen kann. In Wimbledon zum Beispiel wohnen die meisten Spieler nicht in Hotels, sondern in angemieteten Häusern in der Nähe der Anlage. Da kann man sich zwischenzeitlich wunderbar zurückziehen und abschalten.“