Barbara Frenkel hat geschafft, was bisher keiner Mitarbeiterin des Stuttgarter Autobauers gelungen ist: Sie ist als erste Frau in den siebenköpfigen Vorstand der Luxusmarke aufgestiegen und hat damit die höchste Führungsebene erklommen. Nachdem sie europäische Vertriebschefin war, leitet Barbara Frenkel seit Juni das Ressort Beschaffung. Bei Porsche ist dies besonders wichtig, weil der Eigenanteil der Fertigung seit jeher klein ist. Etwa 80 Prozent der Wertschöpfung bezieht man von externen Partnern – und Barbara Frenkel verantwortet ein jährliches Einkaufsvolumen von mehr als neun Milliarden Euro.

Trotz der großen Bedeutung stehen die für die Beschaffung zuständigen Vorstände allerdings nicht so sehr im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Doch seit Chips in der gesamten Autoindustrie sehr knapp sind, müssen die Einkäufer Krisenmanagement betreiben und mit einer Mangelwirtschaft klarkommen. In jedem Auto sind im Schnitt 5000 unterschiedliche Varianten von Halbleitern eingebaut, erläuterte die Managerin in ihrem ersten Interview nach dem Aufstieg in den Vorstand. „Wir sind bisher gut durch die Halbleiterkrise gekommen.“ Gleichwohl musste die Fertigung von Zeit zu Zeit gedrosselt werden. Vorübergehend gab es für einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit.

Um die Fertigung am Laufen zu halten, muss bisweilen improvisiert werden. Es komme schon mal vor, dass in Absprache mit den Kunden ein Auto beispielsweise mit einer mechanischen Lenksäulenverstellung ausgeliefert und die elektrische später beim Händler nachgerüstet werde, sobald die Bauteile verfügbar seien. Auch wurden Fahrzeuge für den internen Fuhrpark mit nur einem statt zwei Schlüsseln ausgeliefert. „Jeder Halbleiter zählt“, sagt Frenkel.

Büro im Entwicklungszentrum Weissach

Das Büro der ersten Porsche-Vorständin befindet sich nicht in der Firmenzentrale in Zuffenhausen, sondern im Entwicklungszentrum des Autobauers in Weissach. „Beschaffung und Entwicklung arbeiten bei der Vergabe von neuen Projekten eng zusammen. Die kurzen Wege erleichtern den gegenseitigen Austausch“, erläutert Frenkel, wobei das leicht rollende „R“ verrät, wo sie aufgewachsen ist: Die Fränkin stammt aus Hof, studierte nach dem Abitur in Bayreuth Chemie und in Hannover Kautschuktechnologie. Erster Arbeitgeber waren die Helsa-Werke unweit von Bayreuth. Dieser Mittelständler bezeichnet sich als „Weltmarktführer rund um Komponenten wie Schulterpolster und Einlagestoffe für die internationale Modebranche“.

Mit 27 Jahren übernahm sie dort ihre erste Führungsaufgabe, als ein Chefposten bei einer Tochtergesellschaft vakant war, die sie mit aufgebaut hatte. „Ein Führungskräfteseminar oder Personal-Entwicklungsprogramm hatte ich nicht absolviert. Ich habe die Chancen gesehen und bin ins kalte Wasser gesprungen“, meint sie im Rückblick. Es habe natürlich auch Rückschläge gegeben, bei denen sie erkannt habe, „wo meine Stärken und Schwächen liegen“.

Barbara Frenkel, Mitglied des Vorstandes, Beschaffung, 2021, Porsche AG
Barbara Frenkel, Vorstand Beschaffung bei Porsche

Nach 10 Jahren bei den Helsa-Werken folgte ein Wechsel zu einer Tochter des französischen Autozulieferers Valeo im fränkischen Bad Rodach. Einige Jahre später ging es ins schwäbische Alfdorf zum US-Autozulieferer TRW Automotive. Hier wie dort arbeitete Frenkel im Einkaufsbereich.

„Wir sollten uns treffen“

Eines Tages rief dann ein Headhunter an, der sagte: „Ein bedeutendes Unternehmen im süddeutschen Raum sucht eine Qualitätsmanagerin“ und fragte, ob sie Interesse habe. „Ich habe geantwortet: Das einzige Unternehmen, das mich interessiert, ist Porsche. Wenn es nicht Porsche ist, brauchen wir uns nicht zu unterhalten“, erinnert sich Frenkel. Darauf der Headhunter: „Wir sollten uns treffen.“

Die Einkaufschefin begründet ihre sehr zugespitzte Antwort damit, dass sie nicht zu einem der großen Autobauer wechseln wollte. „Ich habe die hohe Dynamik bei den Zulieferern genossen. Als Zulieferer muss man ständig Herausforderungen bewältigen, sich kontinuierlich weiterentwickeln.“ Die großen Autobauer habe sie aus der Perspektive des Zulieferers dagegen als eher träge wahrgenommen.

Persönliches Motiv für den Wechsel zu Porsche

Porsche sei damals kleiner gewesen als heute. „Ich wollte die Dynamik behalten, die ich aus der Zulieferindustrie kannte. Mir war klar, dass ich gut zu dem Unternehmen passe.“ Zudem sei die Marke schon damals sehr angesehen und äußerst begehrt gewesen. Hinzu kam noch ein ganz persönliches Motiv für den Wechsel. „Ich bin einmal im Porsche meines Bruders, einem silbernen 993 Carrera 2 mit luftgekühltem Motor, mitgefahren. Die Fahrdynamik war unglaublich.“ Darauf habe sie sich gesagt: „Irgendwann in meinem Leben möchte ich so ein Auto fahren.“ Heute fährt sie als Dienstwagen einen roten 911 Turbo.

Gesamtvorstand der Porsche AG: Andreas Haffner, Mitglied des Vorstandes, Personal- und Sozialwesen, Detlev von Platen, Mitglied des Vorstandes, Vertrieb und Marketing, Barbara Frenkel, Mitglied des Vorstandes, Beschaffung, Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Albrecht Reimold, Mitglied des Vorstandes, Produktion und Logistik, Lutz Meschke, Mitglied des Vorstandes, Finanzen und IT, Michael Steiner, Mitglied des Vorstandes, Forschung und Entwicklung (l-r), 2021, Porsche AG
Vorstand der Porsche AG

Der Einstieg als Qualitätsmanagerin bei Porsche war 2001 allerdings nicht ganz einfach. Als Qualitätsmanagerin sollte die Quereinsteigerin dafür sorgen, dass Porsche auf einen der drei vordersten Plätze vorrückte. Es ging darum, Qualitätsmängel im Ansatz zu verhindern, Nacharbeiten so weit wie möglich überflüssig zu machen.

Da musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Man kann dem Team nichts überstülpen. Menschen wollen überzeugt sein von neuen Ideen. Dann arbeiten sie leidenschaftlich mit. Es gab auch schwierige Momente“, räumt Frenkel ein. „Doch mein Motto ist: Aufgeben ist keine Option. Ich denke in Chancen und entwickle einen neuen Plan, wenn einmal etwas nicht auf Anhieb funktioniert.“ Die Mühe hat sich schließlich gelohnt. Nach einigen Jahren war Porsche kontinuierlich unter den Top 3.

Karrieretipps von Barbara Frenkel

Engagement 
Welche Tipps gibt Barbara Frenkel Mädchen, die es bei Porsche nach ganz oben schaffen wollen? „Das Wichtigste sind Engagement und Leidenschaft im Job. Mehr leisten, als erwartet wird.“

Sichtbarkeit 
„Werde sichtbar. Beteilige dich beispielsweise an Arbeitsgruppen, die an Strategiethemen arbeiten, präsentiere die Ergebnisse und werde bekannt im Unternehmen.“

Teamgeist
„Nimm dich nicht selbst zu wichtig. Wir sind ein sportliches Team. Die Mannschaftsleistung zählt. Einzelkämpfer können allein stark sein. Gemeinsam sind wir unschlagbar.“

Info

Der Text ist erstmals in der Stuttgarter Zeitung erschienen.

Text von Harry Pretzlaff.

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Verbrauchsangaben

911 Turbo

WLTP*
  • 12,3 – 12,0 l/100 km
  • 279 – 271 g/km
  • G Klasse

911 Turbo

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 12,3 – 12,0 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 279 – 271 g/km
CO₂-Klasse G