Das Team um den dreifachen Le Mans-Sieger Romain Dumas traf dabei auf widrigste Bedingungen. Die Luft ist nur etwa halb so dicht wie auf Meereshöhe. Die Temperaturen lagen rund 20 Grad unter dem Gefrierpunkt. „Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen. Es war ein außergewöhnliches Gefühl, dorthin zu fahren, wo noch kein Auto zuvor gewesen ist", sagte Romain Dumas kurz nach seiner Rückkehr vom Gipfel des höchstgelegenen Vulkans der Welt. „Der 911 hat es geschafft, höher zu fahren als jedes andere Fahrzeug in der Geschichte. Wir haben den Gipfel des Westgrats erreicht – höher ging es nicht. Ein stolzer Moment für das gesamte Team. Wir sind dankbar für die Unterstützung und das Vertrauen all unserer Partner. Ohne sie wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.“
Die Expedition mit zwei stark modifizierten Porsche 911 wurde von HIF Global, der Schaeffler Gruppe, Mobil 1, BFGoodrich und TAG Heuer unterstützt. Die Unternehmen stellten dem internationalen Team aus Bergführern, Ingenieuren, Fahrern und Bergsteigern wichtiges Fachwissen und ihre Technologien zur Verfügung.
„Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team – eine bemerkenswerte und inspirierende Leistung", sagte Frank-Steffen Walliser, Leiter Gesamtfahrzeugarchitektur und Charakteristik der Porsche AG. „Wir bei Porsche glauben daran, Grenzen überschreiten und dabei neue Technologien erproben zu können. Die beiden Neunelfer sind auf dieser Expedition mit den eFuels gefahren, die in der von uns mit initiierten und von HIF betriebenen Pilotanlage ‚Haru Oni‘ in Punta Arenas produziert und anschließend gemäß der gültigen Kraftstoffnorm geblendet werden."
„Wir sind von dem Ergebnis absolut begeistert und freuen uns, dass wir Teil eines Teams waren, das so leidenschaftlich an einem so besonderen Projekt gearbeitet hat", sagte Clara Bowman, COO von HIF Global. „Dies zeigt, wie leistungsfähig unsere auf Basis erneuerbarer Energien hergestellten synthetischen Kraftstoffe sind. Sie funktionieren unter den extremsten und anspruchsvollsten Bedingungen, die man sich vorstellen kann. Einen solchen Höhenrekord aufzustellen, ist eine großartige Leistung."
Das Projekt bedeutete für Autos und Team eine Rückkehr zum Vulkan Ojos del Salado. Bei einer ersten Erkundungstour im Jahr 2022 konnte der von den Porsche-Ingenieuren in Weissach gemeinsam mit den Offroad-Spezialisten von RD Limited rund um Romain Dumas umgebaute 911 bereits die 6.000 Meter-Marke überschreiten. Der bisherige, im Jahr 2020 aufgestellte Rekord lag bei 6.694 Metern.
Extrem geländegängiger Spezialumbau
An dem Rekordversuch nahmen zwei modifizierte Porsche 911 mit den Spitznamen „Doris“ und „Edith“ teil. Den Rekord stellte Dumas mit der leichteren und wendigeren Variante „Edith“ auf. Der extrem geländegängige Spezialumbau basiert auf dem aktuellen Porsche 911 Carrera 4S. Der 331 kW (450 PS) starke 3,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor (911 Carrera 4S (2023): Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 11,1 – 10,2 l/100 km, CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 253 – 231 g/km, CO₂-Klasse G ) wurde im Serienzustand belassen und mit dem serienmäßigen Siebengang-Schaltgetriebe kombiniert, das mit den werksseitig verwendeten Schmiermitteln von Mobil 1 auch in extremer Kälte problemlos seinen Dienst verrichtete. Mit seiner robusten und dennoch leichten Chassiskonstruktion, seinen kurzen Karosserieüberhängen sowie seinem leistungsstarken Antrieb besitzt der 911 beste Voraussetzungen, um auch in extremer Höhe zu bestehen.
Zusätzlich wurde das Fahrzeug mit einem massiven Überrollkäfig sowie Schalensitzen mit Fünfpunkt-Gurten ausgestattet. Die Fahrzeuge erhielten zudem Portalachsen, die eine Bodenfreiheit von 350 Millimetern ermöglichen, sowie eine auf die großen Offroadräder angepasste, verkürzte Gesamtübersetzung. Darüber hinaus sind die Autos mit leichten aber extrem widerstandsfähigen Unterbodenverkleidungen aus Aramidfasern ausgerüstet, um auch schroffe Felslandschaften sicher meistern zu können.
Das Rekord-Fahrzeug erhielt zudem eine besondere Technologie: Ein Steer by Wire-System, das von der Schaeffler Gruppe entwickelt wurde. Das Space Drive genannte System ermöglichte es Romain Dumas durch sein detailliertes Feedback das Auto jederzeit passgenau und situationsgerecht zu platzieren – eine wesentliche Hilfe bei der Bewältigung heikler und fast senkrechter Hänge.
Über HIF und eFuels
Beide Fahrzeuge fuhren auf dem Vulkan mit in Chile entwickelten und produzierten HIF eFuels. eFuels werden mit Hilfe erneuerbarer Energien aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt und ermöglichen einen potenziell nahezu CO₂-neutralen Einsatz von Verbrennungsmotoren, da das bei der Herstellung von eFuels benötigte CO₂ der Menge CO₂ entspricht, die beim Betrieb des Fahrzeugs ausgestoßen wird. Porsche hat im Rahmen seiner Doppel-E-Strategie - E-Mobilität und eFuels - in eFuels investiert. Die erste integrierte Pilotanlage zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe, "Haru Oni" in Punta Arenas, Chile, hat Ende 2022 die Produktion aufgenommen.
Erreichen der Rekord-Höhe
Die Sicherheit der Beteiligten stand während der gesamten Expedition an oberster Stelle. Das Team nahm sich zwei Wochen Zeit, um sich langsam an die Höhenlage zu gewöhnen und Tag für Tag an Höhe zu gewinnen. Die Autos hatten keine Akklimatisierungsschwierigkeiten. Die serienmäßigen Systeme des 911 erkannten die dünnere Luft und passten die Kraftstoffzufuhr entsprechend an, so dass die Leistung maximiert wurde. Das Team überwachte nicht nur die erreichte Höhe, sondern auch die Herzfrequenz, das Schlafverhalten und den Kalorienverbrauch der Teilnehmer mit Hilfe von Connected Smartwatches, die Uhrenpartner TAG Heuer bereitgestellt hatte. Überwacht wurden die so ermittelten Werte von Ärzten, die aufgrund der Abgeschiedenheit des Ortes und des immer vorhandenen Risikos der Höhenkrankheit sowie anderer Gesundheitsrisiken, Teil des Teams waren.
Anders als im Jahr 2022 fand das Team in den höheren Lagen des Vulkans diesmal relativ wenig Schnee vor. Die Herausforderungen blieben dennoch immens - beispielsweise bei der Suche nach einem Weg durch die Geröllfelder. Der 911 durchquerte den tiefen Schotter und die Vulkanasche der Hänge. Sein Allradantrieb und das aus dem Motorsport stammende Fahrwerkssystem „Warp Connector“ erhielten die Bodenhaftung aufrecht.
Begonnen hatte der Gipfelsturm am Samstag, den 2. Dezember, um 3:30 Uhr in der Frühe. Um 15:58 Uhr waren der Gipfel und das Ende der Reise erreicht. Nach einem kurzen Moment am Gipfel kehrten Menschen und Maschine unversehrt und glücklich ins Basislager zurück.