Am 15. Juni erhielt das Fahrzeug das berühmte Kennzeichen „K45 286“. Und schon am 4. Juli wurde der Sport 356/1 während des Grossen Preises von Bern in der Schweiz präsentiert. Bereits im Vorfeld konnte er von diversen Journalisten getestet werden. Am 7. Juli dann erschien der erste Fahrbericht über einen Porsche, die Automobil Revue schrieb unter dem Titel „Der jüngste Spross eines grossen Namens – Porsche 356, ein neuer Heckmotor-Sportwagen“ unter anderem dies:
„Mitten in der Atmosphäre des sich mit Riesenschritten nähernden Grand Prix jagten wir die Maschine um die Rundstrecke von Bremgarten und fassten in kürzester Zeit volles Vertrauen zu ihr. So stellt man sich tatsächlich die Fahreigenschaften eines modernen Wagens vor, der die Vorzüge moderner Aufhängungssysteme und ihres guten Fahrkomforts mit der zähen Bodenhaftung eines ebenso modernen, niedrigen und handlichen Sportwagens vereint. Obwohl noch nicht bis ins letzte den kommenden Sportwagen entsprechend, liess der offene Zweisitzer, dessen ungewöhnliche Form erklärlicherweise überall Aufsehen erregte, doch erkennen, dass er dank seines günstigen Leistungsgewichts nicht nur als Wagen für den täglichen Gebrauch des Sportfahrers, sondern auch für die Teilnahme an sportlichen Veranstaltungen ein ideales Gefährt bildet. In den Gängen dürfte er ohne weiteres 40, 70 und 100 km/h erreichen und im 4. Gang mit 110 bis 120 km/h längere Fahrten, geeignete Strassen vorausgesetzt, zurücklegen können. Er ist in engen Kurven handlich und stabil, hält aber auch in langgezogenen, raschen Strassenkrümmungen den gewünschten Kurs genau inne. Strassenunebenheiten imponieren ihm nur wenig.“
Die 1906 gegründete Schweizer Automobil Revue war mehr als ein Jahrhundert lang eine der wichtigsten Fachzeitschriften der Welt im automobilen Bereich. Die Berichterstattung der AR galt in bis in die höchsten Führungskreise der Autoindustrie als relevant, und damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte die Publikation eine Vormachtstellung im deutschsprachigen Raum. Der erste Porsche-Fahrbericht ist mit „Tester“ unterzeichnet. Nach Angaben des Schweizer Motorsportexperten Adriano Cimarosti war der Autor der spätere Chefredaktor Robert Braunschweig. Der Journalist Max Troesch berichtete in der britischen Zeitschrift The Motor am 21. Juli 1948 über den Test. Troesch war ein freier Mitarbeiter, der in der Folge viele Artikel über dieses Fahrzeug im In- und Ausland publizierte. Ihm kam in der Porsche-Geschichte überhaupt eine wichtige Rolle zu: Er hatte als junger Ingenieur Ferdinand Porsche schon Anfang der 1930er-Jahre bei den Steyr-Werken kennengelernt. Und es war Max Troesch, der Porsche den Kontakt zum britischen Autorennfahrer Harold John Aldington vermittelte, der dann zum ersten Porsche-Importeur in England wurde. Troesch hat auch dem berühmten amerikanischen Autohändler Maximilian E. Hoffman Bilder des Porsche 356 gezeigt, worauf dieser gleich drei frühe Exemplare in die USA holte.
Dass diese erste Fahrt für Journalisten im Umfeld des Grand Prix von Bern veranstaltet wurde, war kein Zufall, denn damit war Porsche viel Aufmerksamkeit garantiert, und die Fachpresse war ohnehin vor Ort. Der 7,26 Kilometer lange Strassenkurs im Bremgartenwald war seit Anfang der 1930er-Jahre eine bekannte und gefährliche Rennstrecke, zuerst nur für Motorräder, ab 1934 auch für Automobile. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Rennen schon ab 1947 ausgetragen, ab 1950 trug das Rennen den Titel „Grand Prix von Bremgarten“ und zählte bis 1954 zum Formel-1-Kalender. Die Austragung von 1948 stand unter keinem guten Stern: Zuerst verunglückte der Motorradrennfahrer Omobono Tenni tödlich, im Training verstarb der grosse Achille Varzi nach einem schrecklichen Unfall – und auch das Rennen selbst forderte mit dem Schweizer Privatfahrer Christian Kautz ein weiteres Todesopfer. Das Rennen gewann dann Carlo Felice Trossi mit nur 0,2 Sekunden Vorsprung vor Jean-Pierre Wimille; der neue Porsche trat in keiner Klasse an.