Im Rahmen der Initiative „Join the Porsche Ride“ treiben Porsche und Procap eines ihrer Projekte zum barrierefreien Wandern in der Schweiz voran: die Weiterentwicklung eines Trekkingrollstuhls für Menschen mit Behinderungen. Der auf Gruppenwanderungen ausgelegte Geländerollstuhl namens Protrek wurde ursprünglich von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) konstruiert und soll nun noch weiter verbessert werden. Zu diesem Zweck besuchte eine Projektgruppe Anfang März das Porsche-Ausbildungszentrum in Zuffenhausen. Mit der Alber GmbH in Albstadt-Tailfingen steuerte zudem der Weltmarktführer im Bereich von Mobilitätshilfen für Rollstuhlfahrende wertvollen technischen Input bei.
Der Protrek ermöglicht Menschen mit eingeschränkter Mobilität Outdoor-Ausflüge in unwegsames Gelände, beispielsweise Waldspaziergänge oder Bergtouren. Während eines Ausflugs schieben, ziehen und tragen in der Regel vier bis sechs Begleitpersonen den Rollstuhl samt der darinsitzenden Person. Bei mehrstündigen Touren wechseln sich oftmals bis zu acht Begleitende ab – trotz eines unterstützenden Elektroantriebs erfordern Ausflüge mit dem Protrek viel Kraft und Ausdauer der Mitwandernden. Dank eines anbaubaren Snowboards ist der Trekkingrollstuhl auch im Winter einsetzbar. Er wiegt 33 Kilogramm und lässt sich zusammenklappen. Die Transportgrösse ist auf einen Mittelklasse-Kombi ausgerichtet.
Zum Einsatz kommt der Protrek bei von Procap Reisen & Sport angebotenen Trekkingtouren. Die zweitägigen Gruppenwanderungen stehen unter dem Titel „Der Berg ruft“ und finden viermal im Jahr statt. Regelmässig ehrenamtlich begleitet werden die Touren unter anderem vom erfahrenen Alpinisten Heinrich Hofer: „Der Protrek ist ein wunderbares Gerät. Ich bin gelernter Maschinenschlosser und die meisten Geräte, mit denen ich arbeite, baue ich erst einmal um, bis sie mir passen. Das war beim Protrek nicht der Fall. Er funktionierte von Anfang an prima. An der elektrifizierten Version gibt es trotzdem Dinge, die man verbessern könnte. Beispielsweise wäre es gut, wenn der E-Antrieb drehmomentbasiert arbeiten würde. Auch überhitzt er uns manchmal.“
Der Protrek ist kein Serienprodukt. Er existiert in einer Kleinstserie von rund 15 Einheiten – mit und ohne E-Antrieb. Entworfen wurde der Spezialrollstuhl bereits 2005 in Zusammenarbeit zwischen Procap und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Stefan Kobler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FHNW, begleitet das Projekt seit der ersten Stunde: „Zusammen mit unseren Studierenden haben wir den Protrek über die Jahre weiterentwickelt, 2022 kam der E-Antrieb hinzu. Die Konstruktion ist sehr gut durchdacht und hat sich über die Jahre bewährt. Unsere Mittel sind jedoch begrenzt, was auch daran liegt, dass es für eine Kommerzialisierung nur einen sehr kleinen Markt gibt. Dass Porsche weiterhelfen möchte, gibt dem Projekt frischen Wind und erlaubt Verbesserungen, die für uns alleine nicht möglich wären, zum Beispiel beim Gewicht oder beim E-Antrieb.“
Porsche und Rollstühle
Rollstühle spielten in der jüngeren Vergangenheit von Porsche bereits eine Rolle. Die Porsche Engineering Group, Ingenieursdienstleisterin von Porsche, besitzt Erfahrungen aus zwei wesentlichen Projekten. Die Tochterfirma mit Hauptsitz am Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach konstruierte zum einen das vollgefederte Fahrwerk des von 2003 bis 2014 produzierten E-Rollstuhls Alber Adventure A10. Die andere wesentliche Entwicklung stellt ein Prototyp namens P’GASUS dar: Die ebenfalls elektrische Mobilitätshilfe fährt sich ähnlich wie ein Segway – sie zeichnet sich durch eine Stehfunktion aus, die in mehrerlei Hinsicht Vorteile bietet. Beispielsweise kommunizieren und interagieren Betroffene im P’GASUS auf Augenhöhe. Medizinisch fördert es unter anderem die Durchblutung und verringert Spastiken in den Beinen. Mangels Vertriebs- und Entwicklungspartnern ging der Prototyp bislang nicht in Serie.
Maic Grabert, Entwicklungsingenieur bei der Porsche Engineering Services GmbH und selbst Rollstuhlfahrer: „Der P’GASUS ist mein Herzensprojekt – ich war voll in die Entwicklung involviert. Mit ihm können Rollstuhlfahrende plötzlich so banale Dinge tun, wie ihren Mitmenschen auf gleicher Höhe ins Gesicht zu schauen – oder etwa Händchen zu halten. Den Protrek sehe ich in einem ähnlichen Licht. Mit ihm kommen Betroffene raus an für sie schwer erreichbare Orte in der Natur – das schafft tolle Erlebnisse.“
Projektgruppe prüft Massnahmen
Um den Protrek weiter zu verbessern, prüft nun eine Projektgruppe diverse Möglichkeiten. Involviert sind das Porsche-Ausbildungszentrum, Procap Reisen & Sport samt Betroffenen sowie die FHNW. Besonders die Studierenden der FHNW und Auszubildende von Porsche sollen an der Weiterentwicklung beteiligt werden. Ziel ist es, dass die jungen Nachwuchskräfte gemeinsam lernen und verstärkt mit dem Thema eingeschränkter Mobilität in Berührung kommen.
Norbert Göggerle, Leiter der technischen Berufsausbildung bei der Porsche AG: „Der Protrek stellt ein prima Projekt für unsere Auszubildenden dar, das viel Freiraum für Kreativität bietet und mehr ist als nur eine Übung. Wir können helfen und das ist eine wunderbare Ergänzung zum Tagesgeschäft. Im ersten Schritt hören wir genau zu, um die Stärken und Schwächen des Rollstuhls korrekt zu identifizieren. Anschliessend wollen wir ihn gezielt weiterentwickeln, da das Konzept des Protrek von den Wanderern sehr gelobt wurde.“
„Der Besuch bei der Alber GmbH und im Porsche-Ausbildungszentrum war ein spannender Tag für alle Beteiligten“, so David Perren von Procap Reisen & Sport. „Ich bin beeindruckt, wie engagiert wir uns alle miteinander ausgetauscht haben. Unsere Trekkingtouren sind sehr beliebt – nicht nur bei den Betroffenen, sondern bei allen, die mitwandern. Ich würde mich freuen, wenn ich ein paar der freundlichen Bekanntschaften von heute demnächst mal beim Wandern wiedertreffen würde. Alle sind herzlich eingeladen, mit uns zu kommen!“
Der Porsche Newsroom wird über den Fortlauf des Projekts informieren.
Porsche und Procap: gemeinsam mobiler
Im Sinne eines Mobilitätsunternehmens setzt sich Porsche für die Mobilität von Menschen mit Behinderungen ein. 2022 startete der Sportwagenhersteller eine Förderpartnerschaft mit Procap Schweiz aus Olten, der grössten nationalen Selbsthilfeorganisation von und für Menschen mit Behinderungen. Die gemeinsame Absicht besteht darin, Inklusion durch Mobilität zu erreichen und somit das gesellschaftliche Miteinander zu stärken. Im Fokus steht das sogenannte barrierefreie Wandern. Die Partnerschaft soll dazu beitragen, das Erlebnis des Wanderns in der Schweiz für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen. Neben dem hindernisfreien Ausbau von Wanderwegen arbeiten Porsche und Procap unter anderem an Massnahmen in den Bereichen Kommunikation und Bildung.
Join the Porsche Ride
Dem eigenen Nachhaltigkeitsanspruch folgend initiiert und unterstützt Porsche mit der Initiative namens Join the Porsche Ride Projekte, die eine positive Auswirkung auf das gesellschaftliche Miteinander und die Lebensqualität haben. Die Bildungs- und Empowerment-Massnahmen finden an verschiedenen Orten auf der Welt statt. Gemein ist ihnen, dass sie eng mit den sogenannten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen verzahnt sind. Das Schweizer Projekt von Porsche und Procap ist Teil der Initiative.