Der Nebel steigt an den steilen Hängen empor, taucht die historischen Fahrzeuge aus Zuffenhausen in einen mystischen Schleier. Sie gehen auf die Reise durch Yunnan, um Lehren aus Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft zu transportieren. Die Provinz, in der mehr als 47 Millionen Menschen leben, liegt im Südwesten Chinas und ist mit einer Fläche von rund 400.000 Quadratkilometern grösser als Japan. Yunnan grenzt an Laos, Vietnam und Myanmar und repräsentiert eine aussergewöhnliche Vielfalt kultureller und geografischer Unterschiede – von schneebedeckten Gipfeln und Karstbergen bis hin zu Kalksteinfelsen, Dschungeln und Vulkanen.
Die Gemeinschaft der Hani
Der erste Streckenabschnitt der Tour führt die Teilnehmer, Journalisten aus Asien, zur Gemeinschaft der Hani, eine von mehr als 50 offiziell anerkannten ethnischen Minderheiten in der Volksrepublik China. Sie wohnen in pilzförmigen Häusern, errichtet aus natürlichen Materialien wie Bambus, Holz und Lehm, die Dächer sind mit Stroh bedeckt. Im Winter wärmend, im Sommer kühlend. Ihre Vorfahren haben im südlichen Yunnan bereits vor 1.300 Jahren Reisterrassen an den steilen Hängen des Ailao-Gebirges angelegt. Die landschaftsarchitektonischen Meisterwerke wirken wie kunstvolle Zeichnungen in Violett, Grün, Gelb und Blau.
Diese Tradition führt das gastfreundliche Volk weiter, überliefert sein Wissen von Generation zu Generation. Seit 2013 gehören die Reisterrassen der Hani in Honghe zum UNESCO-Welterbe. Über Jahrhunderte hinweg entstanden ausgeklügelte Bewässerungssysteme mit Bambusrohren und kleinen Gräben. Noch immer leben die Hani mit und von der Natur. Die Zucht von Fischen ist ins Anbausystem integriert. Sie schwimmen in den Terrassen, ernähren sich von Unkraut, Schädlingen sowie Gräsern und sorgen für natürlichen Dünger.
Li Zhou vom National Geographic Traveler berichtet von der Begrüssung durch die Hani, von einem Lied, das zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Gesungen in einer Sprache, in der es kein Wort für „Krieg“ gibt, denn der Zusammenhalt in der Gemeinschaft ist für die Menschen, die in den Steillagen leben, existenziell. Die Provinz Yunnan ist wie ein Konzentrat des Besonderen. Für Zhou passen die bunten Porsche perfekt dazu: „Das Herausragende an der Reise war für mich das Konzept, historische Fahrzeuge in Zusammenhang mit traditionellen Bräuchen zu bringen.“
Die Konkurrenz an Attraktionen ist gross in der Region mit ihren vielen Welterbestätten. Dazu zählen im gebirgigen Nordwesten auch die drei Parallelflüsse: Ohne je zusammenzutreffen, verlaufen Jangtse, Mekong und Saluen über 300 Kilometer weit von Norden nach Süden durch tiefe Schluchten, vorbei an 6.000 Meter hohen vergletscherten Gebirgsketten. 500 Kilometer weiter südöstlich liegt die verwunschen wirkende Altstadt von Lijiang, die seit 1997 zum UNESCO-Welterbe zählt. Verwinkelte Gassen, traditionelle Architektur, kleine Bäche und Kanäle, etwa 350 Brücken. Die mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Türpaneele stehen stellvertretend für die Kultur der Naxi, einer weiteren anerkannten ethnischen Minderheit.
Kunming – „Stadt des ewigen Frühlings“
Die Hauptstadt Yunnans kontrastiert als pulsierende Millionenmetropole. Kunming liegt auf dem 1.892 Meter hohen Ost-Yunnan-Plateau und erstreckt sich entlang des Dian Chi, dem grössten Süsswassersee der Provinz. Wegen des relativ milden Klimas wird Kunming auch „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt. Sie ist Ort der grössten Blumenproduktion Chinas, vorrangig bekannt für Azaleen, Orchideen und Primeln. Neben der Landwirtschaft sind Maschinenbau, Elektrotechnik und Metallurgie – unter anderem die Kupfergewinnung – relevante Wirtschaftsbranchen der Metropolregion. Wer die Stadt mit Blick nach oben besichtigt, bemerkt die vielen Solarthermieanlagen auf den Dächern. Bis zu zwei Drittel ihres Warmwasserbedarfs decken die Einwohner mit modernsten Anlagen. Im Zentrum Kunmings liegt der Grüne See in einer mehr als 50 Hektar grossen Parkanlage. Traditionelle Brücken verbinden vier Teilseen. Ursprünglich ein Wasserreservoir für die Stadt, ist der Park heute ein Treffpunkt zum Spazierengehen, Musizieren und Erholen.
Kultur erhalten, öffnen und vermitteln – das ist auch für Porsche die Mission dieser Reise. Mit ihren Sportwagen schuf die Marke eine einzigartige Fahrkultur und trägt sie in die Welt. „Dem Thema Heritage so viel Aufmerksamkeit zu schenken, ohne selbst dabei stillzustehen, könnte eines der Geheimnisse von Porsche sein“, schreibt Lei Yu in seiner Reisereportage. Fünf Modelle aus der Unternehmenssammlung durchqueren den Südzipfel Chinas. Ein Porsche 356 B 1600 Super 90 Coupé und vier Porsche 911 verschiedener Epochen sind auf Erkundungstour.
Teilnehmer Kiwi Zhou reflektiert: „Die Strasse windet sich lange Zeit durch die Terrassenfelder. Es ist mit Worten fast unbeschreiblich, wie es sich anfühlt, einen Oldtimer zu fahren, während man bunte Porsche vor und hinter sich sieht, deren Farben sich der Landschaft Yunnans regelrecht anpassen.“ Besonders eindrucksvoll ist der Stopp an einem Aussichtspunkt, an dem Koko Tang Einblicke in das traditionelle Leben der Hani gibt. Die 35-Jährige ist Geschäftsführerin von Yunnan Vinetree Tourism und als Kulturbeauftragte für die Erhaltung der Hani-Kultur verantwortlich. Früher hat Tang, die ursprünglich aus Yunnan stammt, in New York gearbeitet, anschliessend in Afrika. Dort hat sie Zeltstädte kennengelernt und die Idee mit in ihre Heimat genommen, wo sie eine Hotelgruppe mit solchen Zelten eröffnete.
Tang erklärt der Reisegruppe, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für die Hani ist, wie ihr Team Hotelzelte jenseits des Massentourismus errichtet und jeden Ort wieder so verlässt, als wären Reisende nie dort gewesen. Kultursensibel und umweltbewusst. Tang nennt das „Ökotourismus mit wilden historischen Wurzeln“. Sie folgt der chinesischen Weltanschauung des Daoismus, demzufolge Menschen nicht unabhängig von der Natur existieren können und sie als höchste Quelle der Weisheit allen Daseins begreifen. Zum Schluss bittet Tang die Teilnehmer, in die Ferne zu blicken: Ein Augenblick vereint viereinhalbtausend malerische Reisterrassen, von einem Wolkenmeer wie in Watte verpackt.
Fortbewegung als Mittel der Kulturpflege
Die Reisegruppe fährt weiter. Fortbewegung als Mittel der Kulturpflege – es geht um intensive Erfahrungen und Werteerhalt, um aktiv gelebte Traditionsarbeit und Austausch. Die Teilnehmer üben sich in der Kunst des Bambuswebens und fangen in den Reisterrassen Fische mit ihren Händen. Ihr Abendessen. Anschliessend klopfen sie mit traditionellen Handwerkstechniken und Bambuswerkzeugen Reisbrei. Doch die wichtigste Beilage dieser Reise ist das journalistische Weitertragen der interkulturellen Begegnungen.
Heritage Experience
Mit der Heritage Experience hat das Porsche Museum ein neues Format geschaffen, das Themen wie Identität, Respekt und Kultursensibilität in den Fokus stellt. Ziel ist es, andere Kulturen zu erleben und von ihnen zu lernen. Vor der Coronavirus-Krise ermöglichte der Bereich Heritage und Museum Journalisten erstmals unvergessliche Einblicke in Geschichte und Kultur. Die Fahrzeuge aus der Sammlung des Unternehmens bilden dabei das Bindeglied und initiieren den Dialog.
So fördert die Traditionsabteilung kulturell vielfältige Berichterstattung und schärft das Verständnis zur Herkunft von Porsche. Die zweite Auflage des Formats führt Mitte Oktober 2021 in die USA.
Info
Text erstmalig erschienen im Porsche-Magazin Christophorus, Nr. 397.
Dieser Beitrag wurde vor dem Start des Porsche Newsroom Schweiz in Deutschland erstellt. Die genannten Verbrauchs- und Emissionsangaben richten sich daher nach dem Prüfverfahren NEFZ und wurden unverändert übernommen. Alle in der Schweiz gültigen Angaben nach WLTP-Messzyklus sind unter www.porsche.ch verfügbar.