Eine dunkle Wolkenfront rückt vom Gnadensee über die Insel Reichenau mit dem historischen Kloster bedrohlich und rasch näher, während Markus Krüger auf die Hafenanlage seiner Familienwerft blickt. Er führt die Krüger-Werft in Gottlieben in der dritten Generation und für ihn sind Wetterwechsel am Seerhein, dem vier Kilometer langen Zwischenstück von Untersee und Bodensee, wo sich der Rhein wieder als Fluss bemerkbar macht, nichts Neues.

„Unsere von meinem Grossvater Wilhelm 1934 gegründete Werft war lange bekannt für rund 1,80 Meter breite und bis zu neun Meter lange Segel- und Motorboote“, sinniert der 55-Jährige. „Wir haben zwar ausgezeichnetes Handwerk geliefert, aber bei rund 40.000 bis 50.000 Franken Materialkosten sowie gut 2.500 Stunden für die Produktion lohnte sich der Bau schlussendlich nicht mehr.“ Markus Krüger selbst ist gelernter Bootsbauer, bildete sich kaufmännisch weiter und trat 1986 ins Familienunternehmen ein. Das Thurgauer Unternehmen hat sich daher vom reinen Bootsbauer zu einer Werft sowie einem Importeur und Händler entwickelt. Bereits in den 1970er-Jahren begann die Krüger-Werft mit dem Import der amerikanischen Marke Chris-Craft. Inzwischen sind weitere Marken wie Cobrey, Chaparral, Cormate Powerboats, Pirelli oder auch Delta, Sunseeker und die österreichische Qualitätsmarke Frauscher dazugekommen.

Markus Krüger, 2021, Porsche AG

„Bootsbauen ist heute ein sehr anspruchsvolles Geschäft. Man kämpft an vielen Fronten und die Vorschriften sind fast noch schärfer als diejenigen im Strassenverkehr“, erläutert Krüger. Seine Werft bietet weiter diverse Bootsbauarbeiten an und ist vor allem im Bereich Handel und Dienstleistungen sehr innovativ. „Wir haben ein automatisches Buchungssystem eingeführt. Via App kann man das eigene Boot zu einem gewünschten Zeitpunkt schon einwassern lassen. Durch den Concierge-Service verliert man kaum Zeit, wenn man aufs Wasser will“, verrät Krüger. „Wir sind ja nicht in Florida, wo man das Boot während des ganzen Jahres nutzen kann. Die durch den Service eingesparte Zeit können unsere Kunden auf dem See oder nach der Tour gemeinsam in einem Restaurant besser nutzen.“ Die clevere App erleichtert Krüger und seinem Team zudem die Arbeit, da er Ein- und Auswassern der Kundenboote besser planen kann. „Wir konnten die Wartezeiten für unsere Kunden massiv verkürzen.“ Der traditionsreiche Familienbetrieb profitiert dabei auch von einem Neubau von 2019. Die moderne Infrastruktur mit über 50 Wasser- sowie 50 Trockenliegeplätzen erleichtert die Arbeit enorm. „Wichtig war der Neubau auch für unsere Auslastung. Je mehr Liegeplätze man als Werft bieten kann, desto höher ist die Grundauslastung, was gleichzeitig Aufträge im Bereich Unterhaltsarbeiten bedeutet“, erläutert Krüger. Ausserdem ist das Unternehmen dadurch weniger stark saisonalen Schwankungen ausgesetzt, die im Bereich Bootsverkauf und -handel herrschen können.

Unsere Kunden fuhren oft Porsche. Für mich war klar, auch ich will einen besitzen. Markus Krüger

Der Familienbetrieb wird heute in der dritten Generation von Markus Krüger geführt.

Die Gottlieber Krüger-Werft gehört heute zu den wichtigsten Frauscher-Händlern in Europa. Sie liefert die qualitativ hochwertigen Elektroboote nicht nur an Seen in der ganzen Schweiz, sondern auch bis ans Mittelmeer. „Bei einem Preis von rund 300.000 Franken ist das Kundensegment etwas kleiner, aber wir verkaufen heute trotzdem schon eines von zehn Booten mit E-Antrieb. Das hätte ich vor fünf Jahren nie geglaubt“, gesteht der Thurgauer. Nicht nur auf der Strasse, sondern auch zu Wasser geht der Trend immer mehr hin zur Elektrifizierung. Auch dank strengerer Gewässerschutzvorschriften. Die 6,50 Meter lange Frauscher Alassio ist dank ihrer idealen Mischung aus Funktion, Leistung, Grösse und Qualität das meistverkaufte Elektroboot Europas. Sie bietet Platz für bis zu sechs Personen, je nach E-Antrieb und Batteriepaket eine Leistung von 4,3 bis satten 60 kW sowie Reichweiten von 26 bis 88 Kilometer bei 10 km/h Durchschnittstempo. Mag man es dynamischer und verlangt volle Kraft voraus, lässt sich mit dem eleganten Elektroboot auch mit 12 bis maximal 33 km/h über die Wellen gleiten.

Markus Krüger, 2021, Porsche AG

Krüger schreitet neben dem in die Werfthalle führenden Kanal entlang. Er überprüft mit geschultem Blick, ob alle Gurte an der Alassio korrekt sitzen, bevor die Yacht im typischen schnittigen Design mit den klaren Linien der Marke angehoben und auf dem Anhänger hinter dem Porsche Cayenne platziert wird. „Das Drehmoment des Turbo S E-Hybrid passt, der zieht locker durch. Und dies selbst mit Anhänger und der Frauscher im Schlepptau“, konstatiert Krüger. 

 

Markus Krüger, Cayenne Turbo S E-Hybrid, 2021, Porsche AG
Kraftvoll: Der Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid bekundet dank einer Systemleistung von 680 PS und 900 Nm auch mit schweren Lasten keine Mühe.

Der Werftbesitzer war schon in seiner Kindheit von der Sportwagenmarke aus Stuttgart fasziniert. „Unsere Kunden fuhren oft Porsche. Für mich war klar, auch ich will einmal einen besitzen.“ Dies schien damals ein unerreichbarer Traum, doch Krüger hatte den Ehrgeiz und konnte sich mit 24 Jahren seinen ersten gebrauchten Porsche leisten. „Ein anthrazitfarbener Carrera mit 3,2-Liter-Boxer, ein Umbau von Ruf“, erinnert er sich. „Ich musste jeweils rückwärts in die viel zu steile Garageneinfahrt fahren. Wenn ich wegfuhr oder nach Hause kam, haben in der Wohnung die Fenstergläser gezittert. Das war rund acht Monate cool, danach habe ich eingesehen, dass es etwas weniger Aufmerksamkeit auch tut.“ Markus Krüger verkaufte das Modell, aber mindestens ein Porsche stand seitdem immer in seiner Garage. Dass er ein grosser Fan der Marke ist, zeigen seine 31 Jahre Markentreue. Heute besitzt er noch einen 356 B Super 90, Jahrgang 1961, einen 911 GT3 RS, ein 991 Turbo Cabriolet aus dem Jahr 2014 sowie ein 930 Turbo G-Modell mit 3,3-Liter und 300 PS von 1984 mit den weit ausgestellten hinteren Kotflügeln und dem markanten Hartgummiheckflügel. „Diese Modelle sind zum Ziehen meiner Boote wohl eher weniger geeignet. Daher habe ich einen Cayenne Turbo S E-Hybrid bestellt. Er vereint ausreichende Zugkraft für das Schleppen der Boote und eine sportliche Fahrweise.“ 

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