Absatzrisiken und -chancen
Handelshemmnisse
Der Porsche AG Konzern sieht sich wesentlichen Risiken im Zusammengang mit Handelshemmnissen ausgesetzt. Dies betrifft dabei sowohl tarifäre Handelshemmnisse in Form von Zöllen sowie nichttarifäre Handelshemmnisse, beispielsweise Regulatorik zum Schutz einheimischer Produzenten bzw. die Einschränkung des internationalen Handels. Der Bestand an Handelsbeschränkungen wächst dabei kontinuierlich weiter, wodurch sich die Risiken im Zusammenhang mit Handelshemmnissen erhöhten und als „hoch“ einzustufen sind.
Auf Basis der Freihandelsabkommen, die die EU mit verschiedenen Ländern geschlossen hat, können Porsche‑Fahrzeuge zollbegünstigt bzw. zollfrei unter Einhaltung der Local-Content-Kriterien in diese Länder importiert werden. Neue bzw. verschärfte Local-Content-Anforderungen verlangen eine laufende Anpassung der Kalkulationsprozesse. Werden die Local-Content-Vorgaben nicht erfüllt, besteht für den Porsche AG Konzern das Risiko, dass beim Import der Fahrzeuge der Regelzollsatz angewendet werden muss.
Ein zentrales Risiko in diesem Zusammenhang stellt die Möglichkeit von Importzollerhöhungen durch die USA dar, die wesentliche Auswirkungen auf die Preis und Absatzgestaltung im US-Markt haben können. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, wurden im Porsche AG Konzern vorbereitende Maßnahmen entwickelt, die es ermöglichen, schnell und gezielt auf etwaige Veränderungen zu reagieren.
Als Folge von Änderungen handelspolitischer Rahmenbedingungen können auch positive Ergebniseffekte für den Porsche AG Konzern entstehen. Potenziale für günstigere Herstellkosten oder auch die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen günstiger anzubieten, entstehen aus einem möglichen Abbau von tarifären Handelshemmnissen, Importbeschränkungen oder einer Herabsetzung direkter Verbrauchsteuern.
Zudem ergeben sich weitere Absatzrisiken infolge des anhaltenden Handelskonflikts zwischen Europa, USA und China. Für den Porsche AG Konzern sind insbesondere Importbeschränkungen im US-Markt in Form von potenziellen Verboten hinsichtlich des Einsatzes bestimmter ausländischer Komponenten und Softwarelösungen von großer Bedeutung. Infolgedessen können Anpassungen in der Lieferkette erforderlich werden. Der Porsche AG Konzern überwacht die lokalen Entwicklungen im US-Markt fortlaufend und ergreift entsprechende präventive Maßnahmen, um die Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit zu reduzieren.
Im Kontext der steigenden Handelshemmnisse spielen außerdem Gesetze im Bereich Exportkontrolle eine wichtige Rolle für den Porsche AG Konzern. So können Komponenten und Materialien aus dem Ausland, die unter bestimmte Exportkontrollgesetze fallen, nicht oder nur eingeschränkt exportiert werden. Dies kann wesentliche Geschäftsvorgänge beeinträchtigen und sich negativ auf den Umsatz und die Reputation des Porsche AG Konzerns auswirken. Entsprechende Entwicklungen in diesem Zusammenhang werden laufend überwacht und bewertet.
Marktentwicklung
Innerhalb der Kategorie „Absatzrisiken und -chancen“ sind für den Porsche AG Konzern die Risiken im Zusammenhang mit der Marktentwicklung analog dem Vorjahr als „hoch“ einzuordnen.
Dabei besteht auch weiterhin das Risiko einer zunehmend sinkenden Nachfrage aufgrund der dynamischen Markt- und Wettbewerbssituation in China. Eine Eintrübung der wirtschaftlichen Gesamtsituation in China, z.B. infolge einer Immobilienkrise und einhergehender Kaufkraftverlust, zunehmender Wettbewerber im chinesischen Markt oder Lokalisierungsbestrebungen, sowie strukturelle Veränderungen im Automobilsektor sind weiterhin spürbar und können sich dabei auf die Absatzerwartungen im Markt weiter auswirken. Die Marktsituation in China wird laufend verfolgt und in der Absatzplanung berücksichtigt.
Darüber hinaus befindet sich die gesamte Automobilindustrie in einem Transitionsprozess hin zur Elektromobilität. Für den Porsche AG Konzern entstehen im Zusammenhang mit der Produktentwicklung bzw. Elektrifizierungsstrategie neben Chancen und Lerneffekten auch Risiken. In diesem Zusammenhang können sich erhöhte Transitionsrisiken insbesondere durch eine zeitlich verzögerte Transition der Absatzmärkte hin zur Elektromobilität ergeben. Diesen Risiken wird durch ein flexibles Produktportfolio begegnet, was neben der Elektromobilität auch auf Fahrzeugmodelle mit Verbrennungsmotor und Plug-In-Hybrid setzt.
Zudem sieht sich der Porsche AG Konzern Terminrisiken gegenüber, die aus der Zeitverzögerung beim Einsatz neuer Technologien im Bereich der Elektromobilität resultieren und sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des Porsche AG Konzerns auswirken können. Darüber hinaus ergeben sich Herausforderungen im Bereich der für die Elektromobilität erforderlichen Schnellladeinfrastruktur. Aufgrund einer nicht hinreichend ausgebauten Ladeinfrastruktur können potenzielle Absatzverluste bei den BEV-Fahrzeugen auftreten.
Auch die Entwicklung der weltweiten politischen Rahmenbedingungen und Vorgaben in diesem Zusammenhang, wie beispielsweise die Reduktion oder der Wegfall von staatlichen Förderungen für Elektrofahrzeuge, können die Erwartungen in den Absatzmärkten des Porsche AG Konzerns beeinträchtigen.
Die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit bei sämtlichen Stakeholdern bietet dem Porsche AG Konzern indes die Möglichkeit, durch gezielte Kommunikation und Marketing der Nachhaltigkeitsattribute die Marktposition weiter zu verbessern und zusätzliche Absatzanreize zu schaffen.
Insbesondere der ressourcenerhaltende Umgang mit Rohstoffen, der zunehmende Einsatz nachwachsender Rohstoffe im Fahrzeug, der Fokus auf klimafreundliche Antriebstechnologien sowie weitere Nachhaltigkeitsaspekte entlang der Wertschöpfungskette, wie beispielsweise Grünstrom, können positive Reputationseffekte bei den Kundinnen und Kunden und Investoren erzeugen und somit die Nachfrage nach Fahrzeugen erhöhen.
Sollte sich darüber hinaus die Absatzsituation entgegen den getroffenen Annahmen dennoch positiver als dargestellt entwickeln, können sich hieraus auch Chancen im Rahmen zusätzlicher Ertragspotenziale ergeben. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer ausgewogenen regionalen Verteilung zu sehen, indem hierbei verstärkt der Fokus auch auf Übersee- und Wachstumsmärkte gelegt wird, wie z. B. die ASEAN‑Region.
Zudem können sich der Ausbau der Marktanteile durch ein breites und verjüngtes Produktportfolio unterschiedlicher Antriebstechnologien sowie das Wachstum bestehender bzw. der Ausbau neuer Geschäftsfelder vorteilhaft auswirken. Ferner kann die Markenstärke, in Verbindung mit der Innovationskraft, die Preisdurchsetzung und damit die Erschließung von Ertragspotenzialen stützen.
Versorgungsrisiken und -chancen
Einkauf und Logistik
Im Porsche AG Konzern reduzierten sich die Versorgungsrisiken innerhalb der Subkategorie „Einkauf und Logistik“ im Vergleich zum Vorjahr, werden jedoch weiterhin als „hoch“ eingestuft.
Dabei bestehen Risiken durch abgeflachte, verzögerte oder verschobene Fahrzeuganläufe aufgrund von Qualitäts- oder Terminproblemen in der Lieferkette. Auch bei bestehenden Fahrzeugmodellen kommt es im Rahmen dessen zu wesentlichen Risiken. Diese ergeben sich dabei unter anderem durch potenzielle Insolvenzen oder Liquiditätsengpässe von Zulieferern, welche die Produktionsabläufe des Porsche AG Konzerns und damit die Lieferkettenstabilität negativ beeinflussen können. Zudem können sich mögliche Rückrufaktionen aufgrund von Qualitätsproblemen in der Lieferkette negativ auf den Porsche AG Konzern auswirken und zu Kosten- und Umsatzrisiken führen. Durch eine enge Überwachung der Lieferantenbeziehung können erforderliche Maßnahmen zur Risikosteuerung frühzeitig eingeleitet werden.
Des Weiteren ergeben sich wesentliche Risiken aufgrund von Betriebsunterbrechungen durch Klimagefahren in der Lieferkette. Im Zuge des Klimawandels kommt es dabei immer häufiger zu Extremwetterereignissen, welche den Betrieb von Zulieferern des Porsche AG Konzerns beeinträchtigen können. Diese Betriebsunterbrechungen können Produktionsausfälle verursachen oder zu einem Anstieg der Betriebskosten für den Porsche AG Konzern führen. Zur Risikosteuerung werden Lieferanten proaktiv auf physische Klimarisiken analysiert.
Wesentliche Risiken können zudem bei der Bereitstellung von Software für Produkte und Connectivitätsdienste für den Porsche AG Konzern entstehen. Risikofaktoren sind dabei die termingerechte Bereitstellung der Software in der geforderten Qualität. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Risikofaktoren infolge des Ausbaus strategischer Partnerschaften im Bereich Software und Connectivitätsdienste reduziert. Weiterhin bestehen jedoch wesentliche Risiken in diesem Umfeld. Demzufolge können Projektmeilensteine nicht oder nur verzögert gehalten werden, was sich terminlich auf die Fahrzeuganläufe auswirken kann. Zudem sind Wettbewerbsnachteile denkbar, sollten aufgrund von Qualitätsproblemen die Nachfrageanforderungen nicht erfüllt werden.
Auch im Bereich der Batteriezell- und Batteriemodulfertigung ist der Porsche AG Konzern wesentlichen Risiken im Zusammenhang mit der Teileversorgung ausgesetzt. Risikofaktoren sind insbesondere der steigende Bedarf an Batteriezellen und -modulen, das dynamische Technologie- und Regulatorikumfeld sowie die Lebensdauer der Batteriezellen. Besonders wesentlich ist für den Porsche AG Konzern in diesem Zusammenhang, dass infolge von instabilen Fertigungsprozessen bei Batteriezell- und Batteriemodullieferanten Risiken bezüglich der Teileversorgung entstehen können. Zwar haben sich diese Risiken im Vergleich zum Vorjahr aufgrund fortschreitender Mitigationsmaßnahmen reduziert, jedoch bestehen nach wie vor Risiken in Bezug auf eine Abflachung, Verzögerung oder Verschiebung von Fahrzeuganläufen, welche beispielsweise zu einer Beeinträchtigung im Zusammenhang mit der Nutzung von Fahrzeugplattformen führen können. Ebenso besteht das Risiko, dass technische und regulatorische Vorgaben für die Batteriezelle und das Batteriemodul nicht oder verspätet erfüllt werden. Infolgedessen sieht sich der Porsche AG Konzern Termin-, Qualitäts- und Kostenrisiken gegenüber. Über eine frühzeitige und systematische Identifikation von Schwachstellen in den Fahrzeuganläufen sowie ein enges Tracking der Lieferantenbeziehung werden diese Risiken im Porsche AG Konzern gesteuert und der Fahrzeuganlauf bestmöglich abgesichert.
Die Halbleiterversorgung unterliegt weiterhin wesentlichen Risiken, die sich auf die Versorgungssituation auswirken können. Mögliche Risiken können sich für den Porsche AG Konzern in Form von Produktionsunterbrechungen und somit auch Umsatzverlusten äußern. Die frühzeitige Vereinbarung von langfristigen Verträgen sowie fortschreitende Mitigationsmaßnahmen wirken sich dabei allerdings positiv auf die Lieferkettenstabilität aus.
Des Weiteren können wie bereits in der Vergangenheit Mehrkostenforderungen von Lieferanten, aufgrund unterschiedlicher Ursachen, zu Kostenrisiken im Hinblick auf Investitionen und Materialeinzelkosten führen. Ursachen darin liegen z. B. in gestiegenen Rohstoffpreisen und sonstigen Teuerungen im Zusammenhang mit der Herstellung. Auch die Verschiebung von Fahrzeuganläufen kann zu Mehrkostenforderungen von Lieferanten führen. Zwar haben sich diese Risiken im Vergleich zum Vorjahr reduziert, bestehen aber weiterhin. Eine enge Verfolgung durch Monitoring innerhalb der Projekte und frühzeitiges Gegensteuern durch z. B. Verhandlungen der Beschaffung tragen dabei positiv zur Risikomitigation bei.
Chancen können sich hierbei grundsätzlich ergeben, sofern sich entgegen der aktuellen Einschätzungen die Versorgungssituation und die damit einhergehenden Auswirkungen positiver entwickeln bzw. eine Normalisierung früher als antizipiert eintreten sollte.
Zudem können sich wesentliche Chancen durch mögliche weitere Synergien bei neuen Fahrzeugarchitekturen innerhalb des Porsche AG Konzerns, aber auch im Verbund mit dem Volkswagen AG Konzern sowie aus technologischen Innovationen ergeben. Diese Synergie- und Innovationseffekte betreffen insbesondere die Bereiche Entwicklung, Beschaffung und Produktion. Des Weiteren können Chancen aus Programmen zu Produktkosten- und Prozessoptimierungen zur Verwirklichung von Ertragspotenzialen in diesem Zusammenhang beitragen.
Geopolitik
Mögliche Risiken im Rahmen von geopolitischen Ereignissen können sich verstärkt aus dem Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie den Spannungen im asiatischen Raum ergeben. Der Porsche AG Konzern ist in den betroffenen Regionen mit möglichen Absatzverlusten und der Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten oder Sublieferanten konfrontiert. Zudem können entgegenstehende Sanktionsgesetze zu einer Verschärfung der Risikosituation führen. Geopolitische Entwicklungen in diesem Zusammenhang werden dabei fortlaufend überwacht.
Die Auseinandersetzungen im Nahen Osten können direkt und indirekt negative Auswirkungen auf die unternehmerische Tätigkeit im Porsche AG Konzern haben. Dazu können auch zeitweise Störungen wichtiger Seewege zählen, die sich z.B. auf die Lieferketten auswirken können. Durch eine zunehmende Absicherung der Lieferketten ist es dem Porsche AG Konzern im Geschäftsjahr 2024 gelungen, dieses Risiko zu reduzieren.
Aufgrund des weiterhin angespannten geopolitischen Umfelds sind die Risiken in diesem Zusammenhang für den Porsche AG Konzern analog dem Vorjahr als „hoch“ einzustufen.
Sollten sich entgegen den bisherigen Planungs- und Prognoseannahmen die geopolitischen Spannungen in den vorgenannten Regionen abschwächen oder auflösen, könnte dies dazu führen, dass sich die Effekte auf die Weltwirtschaft – unter anderem aus weiter zurückgehenden Inflationsraten, ein weiter sinkendes Zinsniveau, aber auch die Absatzsituation generell sowie die Herausforderungen in den entsprechenden Märkten - positiv auswirken und sich hieraus möglicherweise sogar Chancen auf der Umsatz- bzw. Kostenseite für den Porsche AG Konzern ergeben.