Der Porsche Panamera 4S E-Hybrid flüstert sich mit Elektrokraft über den Augustusplatz bis direkt vors Neue Gewandhaus. Das Zentrum der Stadt bildet zugleich das Zentrum all ihrer Klänge. Vor dem kantigen Tempel der Musik möchte man leise und ehrfürchtig auftreten. Hier strahlen die grossen Komponisten in ihren Werken, hier spielt das grösste Berufsorchester der Welt. Heute 185 Musiker stark, reichen seine Wurzeln bis ins Jahr 1479 zurück.
Wir treffen Yun-Jin Cho. Sie steht im Hier und Jetzt – und auch für die Zukunft des Gewandhausorchesters. Im Jahr 2008 kam die südkoreanische Violinistin in die sächsische Metropole und blieb. Heute ist sie stellvertretende 1. Konzertmeisterin des traditionsreichen Orchesters und gilt als eine der Besten ihres Fachs weltweit. Ihre Heimat Seoul verliess sie als 15-Jährige, weil sie im Ausland Musik studieren wollte.
Die Violinistin galt damals schon als Ausnahmetalent. Ursprünglich war Boston ihr Sehnsuchtsziel, doch das Schicksal führte sie 1998 nach Berlin. Völlig auf sich allein gestellt, begann sie ihr Studium. Zehn Jahre später spielte sie in Leipzig vor. „Das Orchester hatte immer schon einen fantastischen Ruf“, betont Yun-Jin Cho, als wir vorm Gewandhaus ankommen. Lächelnd gesteht sie: „Allerdings wusste ich damals noch nicht, wie tief verwurzelt die klassische Musik in Leipzig ist.“
Musikgeschichte an jeder Ecke
Sie bekam die Stelle, die ihr Leben verändern sollte, und entdeckte die Stadt für sich. „Wenn ich heute in einem der traditionellen Cafés sitze, stelle ich mir vor, dass hier einst Robert Schumann gesessen und eine Melodie aufgeschrieben hat. Das Gefühl, auf den Pfaden grosser Klänge zu wandeln, ist in Leipzig allgegenwärtig.“
Yun-Jin Cho steigt wieder in den Fond des Porsche Panamera 4S E-Hybrid. „Wie schön, ich kann von hier aus die Soundanlage kontrollieren“, freut sie sich und dirigiert den Autor mit der Sportlimousine ins Musikviertel der Stadt, wo sich gut erhaltene Villen aneinanderreihen. Stille Zeugen jener frühen klanggewaltigen Jahre Leipzigs.
Schon im 15. Jahrhundert war die Stadt zum wichtigsten Handelsort zwischen Ost- und Westeuropa gereift. Geld war in der Wirtschaftsmetropole vorhanden, das kulturelle Leben spross. So kam es, dass der damalige Magistrat drei Stadtmusiker in seine Dienste nahm, die Feste im Rathaus und in den Theatern sowie Gottesdienste in den städtischen Kirchen begleiteten. Das Projekt kam so gut an, dass es bis 1840 Bestand hatte. Die Musiker unterstützen auch das Orchester der Grossen Concerte. 1743 gegründet, wurden diese Aufführungen vom musikinteressierten Adel und Bürgertum getragen.
Über 30 Jahre lang genoss das Publikum regelmässig Livemusik im Gasthaus „Zu den drei Schwanen“. Die Kultur der feinen Töne erlangte schnell Prominenz über die Stadtgrenzen hinaus. Eine grössere Spielstätte wurde geplant und so kam es zum Begriff Gewandhaus. Er bezeichnet die Gewerbehalle der Tuchmacher zu jener Zeit. Sie besassen einen grossen ungenutzten Dachboden, der auf Geheiss des Bürgermeisters zum Konzertsaal ausgebaut wurde. Im November 1781 fand dort das erste Gewandhauskonzert statt. Damit wurde Leipzig zu einem Mittelpunkt der musikalischen Welt in Europa.
Leipzigs malerisches Musikviertel
Im Panamera führt uns Yun-Jin Cho zu den Stätten, die von dieser grossen Tradition künden. Das malerische Musikviertel ist heute die Heimat der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Hier unterrichtet sie. „An der ältesten Musikhochschule Deutschlands“, wie Cho stolz hervorhebt, ehe wir weitergleiten auf einer Spur aus Noten. Vorbei am imposanten Neuen Rathaus, über den Rossplatz, dann einmal rechts, zweimal links – und schon stehen wir vor dem im klassizistischen Stil errichteten Wohnhaus der Schumanns. „Robert und Clara Schumann verbrachten hier ihre ersten vier Ehejahre. Beim Einzug war die Braut gerade einmal 21 Jahre alt“, erzählt die Violinistin.
Heute ist das Haus eine Symbiose aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte. Es zeigt, wie das Künstlerpaar lebte und wo es berühmte Musikerkollegen wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz begrüsste. Hier in der heutigen Hausnummer 18 der Inselstrasse komponierte Robert Schumann den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie sowie sein Klavierquintett op. 44. „Letzteres wurde übrigens von Clara im Gewandhaus uraufgeführt“, fügt Cho strahlend hinzu.
Wolfgang Amadeus Mozart hatte einst den Reigen der grossen Namen in Leipzig eröffnet. Im Jahr 1789, zwei Jahre vor seinem frühen Tod, gab er sich mit einem Konzert im Gewandhaus die Ehre. In der Spielzeit 1825/1826 erklangen weltweit erstmalig die neun Sinfonien Ludwig van Beethovens als Zyklus im Zentrum der Leipziger Musik; noch zu Lebzeiten des Komponisten. Ab 1835 war Felix Mendelssohn Bartholdy Kapellmeister des Gewandhauses. Seine Schottische Sinfonie und sein Violinkonzert e-Moll op. 64 kamen hier zur Welt.
Unter seiner Leitung wurden Robert Schumanns Sinfonien und Franz Schuberts grosse C-Dur-Sinfonie uraufgeführt. Von den Komponisten selbst dirigiert, erlebten 1862 Richard Wagners Meistersinger-Vorspiel und 1879 Johannes Brahms’ Violinkonzert in diesem Saal ihre Weltpremiere. Es war ein Jahrhundert voller Musik – und Leipzig seine Bühne. Die Komponisten zündeten ein Feuerwerk, das bis heute am Musikhimmel erstrahlt. Leipzig besass und besitzt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die grossen Künstler. Einige kamen für ein paar Monate, andere blieben für Jahre.
Wie Starviolinistin Yun-Jin Cho. Die junge Frau möchte uns noch ein anderes, moderneres Gesicht der Stadt zeigen und schwingt sich auf den Fahrersitz: „Das neue Leipzig ist so bunt und so dynamisch!“ Souverän steuert sie den Panamera einmal quer durch die City. Die Sportlimousine mit 412 kW (560 PS; ) Systemleistung ist hier zu Hause, seit 2009 wird die Modellreihe im Werk von Porsche Leipzig gebaut. Die Exterieurfarbe Papayametallic gefällt Cho. „Der Wagen passt perfekt zur Stadt“, befindet sie. „Er ist vielseitig wie ein grosses Musikstück – mal leidenschaftlich und feurig, dann aber auch sanft und einfühlsam.“
Sie berichtet von den Veränderungen, die sie miterlebt hat. Die überschaubare Metropole sei in den vergangenen Jahrzehnten aus einem Dornröschenschlaf erwacht und habe 30 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung wieder zu altem Glanz zurückgefunden. Kulturell, gesellschaftlich und kulinarisch. Firmen wie Porsche und BMW haben entscheidenden Anteil daran, ihre neuen Produktionsstätten wirken wie ein Turbo für die Region. Wohlstand und Kultur gedeihen in diesem Teil Sachsens.
Das lässt sich auch an unserem letzten Stopp erkennen: eine alte Fabrik am Rande des Leipziger Stadtteils Lindenau. Die einst grösste Spinnerei des europäischen Kontinents ist zu einem weltweit bekannten Ort geworden. Der britische Guardian stellte die Spinnerei einmal als „the hottest place on earth“ vor. Grössen wie der Maler Neo Rauch haben hier ihre Ateliers. Wie mutig die Kunst aus den Mauern alter Backsteingebäude aufsteigt, wird gleich ums Eck sichtbar. Da, wo eine gigantische Kugel aus Glas und Beton auf dem Kranbauunternehmen Kirow Ardelt thront.
Die Niemeyer Sphere ist einer der letzten Entwürfe des brasilianische Stararchitekten Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho, der 2012 im hohen Alter von 104 Jahren verstarb. „Es ist, als ob sich Geschichte wiederholt“, schwärmt Yun-Jin Cho. „Wie vor Jahrhunderten mit der klassischen Musik erlebt Leipzig wieder ein Aufblühen der Kunst. Die Stadt verströmt Magie und wirkt wie ein Magnet – ich bleibe ihr auf jeden Fall treu.“
Info
Text erstmalig erschienen im Porsche-Magazin Christophorus, Nr. 397.
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Dieser Beitrag wurde vor dem Start des Porsche Newsroom Schweiz in Deutschland erstellt. Die genannten Verbrauchs- und Emissionsangaben richten sich daher nach dem Prüfverfahren NEFZ und wurden unverändert übernommen. Alle in der Schweiz gültigen Angaben nach WLTP-Messzyklus sind unter www.porsche.ch verfügbar.