Mit dem Prolog der Langstrecken-Weltmeisterschaft im belgischen Spa-Francorchamps hat die Saison 2021 der FIA WEC offiziell begonnen. Das Werksteam von Porsche tritt in diesem Jahr in leicht veränderter Besetzung an: Im Cockpit des Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 wechseln sich wie in den Vorjahren der Italiener Gianmaria Bruni und Richard Lietz aus Österreich ab. Das Schwesterauto mit der Startnummer 92 teilt sich der Franzose Kévin Estre jetzt mit Neel Jani aus der Schweiz. Der Le-Mans-Gesamtsieger von 2016 bringt nicht nur viel Erfahrung mit in das Fahreraufgebot in der FIA WEC, Jani lässt bei seinen Einsätzen auch jederzeit die Sonne erstrahlen. Der Grund: Ein besonderes Design zeichnet den Helm des 37-jährigen Porsche Werksfahrers aus.

Neel Jani: Alles fing mit einem Mandala der Schwester an

„Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ihr Helmdesign immer wieder ändern“, sagt Jani und erklärt den Hintergrund der auffälligen Farbgebung seines Kopfschutzes: „Entstanden ist das Design im Jahr 2000. Meine damals 13-jährige Schwester Reena hat oft Mandalas ausgemalt. Eines davon war die Sonne, die nun gross auf der Oberseite meines Helmes zu sehen ist. Ich finde dieses Element immer noch grossartig, zudem ist es eine gewisse Hommage an unsere indischen Wurzeln väterlicherseits.“ Neel und seine drei Jahre jüngere Schwester sind die Kinder eines indischen Vaters, die Mutter kommt aus der Schweiz. „Die erste Version meines Helmes ist mehr oder weniger im Kinderzimmer entstanden. Reena hat weisse Aufkleber bemalt und ich habe sie dann auf den Helm geklebt“, lacht der Neuling im GTE-Pro-Werksteam von Porsche.

„Dadurch gibt es bis heute die recht schmalen weissen Flächen auf meinem Helm. Wir konnten damals schliesslich nicht vollflächig Aufkleber anbringen. Aber ich finde es gut: Das Weiss gepaart mit einem recht krassen Rot lässt das Design etwas leichter wirken – Feng Shui im Motorsport sozusagen“, sagt Jani. „Seit 2004 ist Red Bull mein Partner. Daher sind die Seiten meines Helmes von deren Farben geprägt.“ An der Front ist eine rote Fläche zu sehen, die an einen Kussmund erinnert, an der Rückseite lässt sich nahezu das Gegenteil entdecken. „Da ist ein böse schauender Smiley“, erklärt der Familienvater aus der Schweiz. „Vielleicht war mir meine Schwester vor gut 20 Jahren nicht so gut gesonnen? Es ist sicherlich nicht Ausdruck meines bissigen Wettbewerbsdrangs – also keine heftige Ansage an die Konkurrenz. So ticke ich nämlich gar nicht.“

Richard Lietz: Pragmatismus und der Stolz einer Nation

Viel Gelb und Schwarz, etwas Weiss und Rot – das Design des Helms von Richard Lietz ist von klassischer Art. Von oben betrachtet zeigen sich unterschiedlich breite Ringe in der entsprechenden Farbgebung. „Ich bin kein Fan von allzu aggressiven Designs“, sagt der Liebhaber von Architektur und Design. „Der neueste Entwurf, der sich nur leicht vom vorherigen Helm unterscheidet, ist ein Werk des italienischen Studios CF Design. Diese Firma habe ich durch meinen Teamkollegen Gimmi kennengelernt. Die Arbeiten gefallen mir, sie passen zu meinem Charakter und zu meinen Wünschen bezüglich des Outfits.“

Ebenso klassisch sind rot-weisse Streifen im unteren Bereich des Kopfschutzes – ein deutlicher Hinweis auf die Herkunft des 37-jährigen Porsche Werksfahrers. „Ich bin Österreicher und stolz drauf“, erklärt der erfahrene Pilot aus Ybbsitz in Niederösterreich. Lietz versteht sein Bekenntnis zum Heimatland nicht als Nationalismus, sondern vielmehr als Prädikat, das ihn von anderen unterscheidet: „Ich bin Österreicher – und das ist nicht jeder! Mehr hat es aber damit wirklich nicht auf sich.“

Kévin Estre: Wenig Nationalflagge, viel Platz für weitere Sterne

Fast ebenso schnörkellos und in klaren Farben zeigt sich der Kopfschutz von Kévin Estre. Der Franzose hat das grundsätzliche Design seines Helmes seit 2008 nicht verändert, aber immer wieder frische farbliche Akzente gesetzt. „Ich passe die Kolorierung immer dem Fahrzeug-Design an. Als wir 2018 in Pink-Pig-Farben in Le Mans gefahren sind, sah mein Helm entsprechend aus. Wenn ich am Steuer des Porsche 911 GT3 R für Manthey-Racing im Einsatz bin, gleiche ich die Farben an den grün-gelben ‚Grello‘ an“, schildert der Franzose. Zur Saison 2021 hat der Le-Mans-Klassensieger von 2018 seine eigentlich typischen WEC-Helmfarben neu angeordnet: Statt Weiss ist nun ein mattes Schwarz grossflächig zu sehen, die Grenzen zwischen Schwarz und Weiss sind jeweils von einem auffälligen Orange gezeichnet.

„Dieses Orange hat eine besondere Bedeutung für mich. Als Jugendlicher fand ich das Helmdesign von Kimi Räikkönen immer grossartig. Er hatte ein solch leuchtendes Orange. Das habe ich übernommen. Die Gestaltung an der Rückseite, die an eine im Wind wehende Flagge erinnert, habe ich mir im Kartsport bei einem Mitbewerber abgeschaut. Ich fand das einfach cool“, sagt Estre. Persönlichen Botschaften und Anliegen räumt der 32-Jährige im Verhältnis zu seinen Kollegen nur wenig Raum ein. Die französische Flagge ist auf beiden Seiten des Helms lediglich in einem kreisrunden Bereich von der Grösse eines Smarties zu sehen. Im hinteren Bereich ziert ein kleiner goldener Stern den Kopfschutz. „Ich halte es da wie die Nationalmannschaften im Fussball“, schmunzelt Estre und fügt lachend an: „Für jede Weltmeisterschaft ein Stern. Ich habe 2018/2019 den Titel in der FIA WEC geholt. Wie man sieht: Es ist noch ausreichend Platz für weitere solcher Sternchen.“

Gianmaria Bruni: Der König der Tiere kommt wie der Blitz

Gianmaria Bruni ist Italiener. Das zeigt er deutlich, immer und überall. Entsprechend ist auch der Helm des ehemaligen Formel-1-Piloten grösstenteils in den Farben Grün, Weiss und Rot gehalten. „Das ist seit meinem Wechsel in den GT-Sport erheblich präsenter geworden als es früher der Fall war“, sagt der Wahl-Monegasse. „Für mich war wichtig, diesen Schritt auch mit einer Veränderung des Helmdesigns zu verbinden.“ Im Porsche 911 RSR zeigt Bruni, der 2018 einen fulminanten neuen Rundenrekord für GT-Fahrzeuge im Qualifying zu den 24 Stunden von Le Mans fuhr, jede Menge Biss. „Da passt die Löwenmähne auf meinem Helm perfekt“, erklärt der 39-Jährige.

Das, was der erfahrene Italiener als Löwenmähne bezeichnet, erscheint auf den ersten Blick wie die Darstellung von Flammen in Gold und Schwarz. „So soll es sein“, lacht Bruni. „Da kommt der Löwe schnell wie der Blitz daher. Scherz beiseite: Es soll einfach die Dynamik im Motorsport darstellen. Die Löwenmähne im Fahrtwind. Das gefällt mir sehr. Aber ein kleines, anderes Detail ist mir noch wichtiger“, sagt Bruni mit einem Leuchten in den Augen. „Ganz oben auf dem Helm ist ein kleiner Stern. Der steht für meine geliebte Tochter. Sie heisst Stella – und so trage ich diesen ganz besonders hellen Stern im Leben immer bei mir.“

Dieser Beitrag wurde vor dem Start des Porsche Newsroom Schweiz in Deutschland erstellt. Die genannten Verbrauchs- und Emissionsangaben richten sich daher nach dem Prüfverfahren NEFZ und wurden unverändert übernommen. Alle in der Schweiz gültigen Angaben nach WLTP-Messzyklus sind unter www.porsche.ch verfügbar.

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