Der Ausnahmepilot startete seine unvergleichliche Karriere auf einem VW Käfer – natürlich in Zandvoort. 1965 sicherte er sich „zu Hause“ seinen ersten Sieg auf einem Porsche 904. Nach weiteren Erfolgen auf Porsche 906, 908/2 und 911 gewann er 1970 den auf Initiative von Ferry Porsche zum ersten Mal ausgeschriebenen Porsche Cup für den besten Privatfahrer der Welt.
Noch im selben Jahr lernte er den 917 KH kennen, als er in Le Mans den privaten „AAW“-917 des Finnen Antti Aarnio Wihuri zusammen mit dem Briten David Piper fuhr. Das Team fiel allerdings in Runde 112 aus, als van Lennep ein Reifenplatzer bei 320 km/h passierte, den er jedoch völlig unversehrt überstand. Für ihn war der 917 trotzdem immer ein „fantastischer Rennwagen mit einem Handling wie ein sehr starkes Go-Kart,“ und niemand sonst fuhr diesen ikonischen Rennwagen letztlich in mehr Rennen als der Niederländer.
Gentleman-Driver Gijs van Lennep
1971 startete van Lennep, der stets ein Gentleman-Driver war und geblieben ist, auf einem 917 KH des Martini Racing Teams und siegte zusammen mit Helmut Marko. „In den letzten fünf Stunden hatten wir kaum noch Bremsen. Aber eine Reparatur hätte uns die Führung gekostet,“ weiss er noch heute. Auch eine zu üppige Mahlzeit in einer Fahrpause ist ihm in Erinnerung geblieben: „Es war ein herzhaftes Steak. Ok, das war dumm. Aber wir waren jung und wussten es nicht besser.“ Das alles hinderte van Lennep nicht daran, gemeinsam mit Marko auch noch einen Geschwindigkeits- und Distanzrekord aufzustellen – letzterer blieb 39 Jahre lang bestehen.
Fast nebenbei holte van Lennep Punkte in der Formel 1, fuhr bei der Europäischen Formel-5000-Meisterschaft den Sieg ein und gewann 1973 die letzte Targa Florio, das berüchtigte Strassenrennen auf Sizilien. Dort pilotierte der Porsche-Werksrennfahrer mit dem Schweizer Herbert Müller einen 911 Carrera RSR. Wenige Wochen später gelang dem niederländisch-schweizerischen Duo in Le Mans mit dem vierten Gesamtrang ein vielbeachteter Erfolg, denn Müller und van Lennep waren in einem vielfach von 3-Liter Prototypen bestimmten Starterfeld erneut auf dem 911 Carrera RSR gestartet.
1974 startete Gijs van Lennep erneut mit dem Werksteam in Le Mans zusammen mit Herbert Müller auf dem Produktionsrennwagen 911 Carrera RSR Turbo 2.1. Der erste Turbo-Einsatz von Porsche in Le Mans endete für die beiden auf einem völlig überraschenden zweiten Gesamtrang. An einen Klassensieg auf einem privaten 911 Carrera RSR im Jahr 1975 reihte van Lennep 1976 einen weiteren Erfolg, als er gemeinsam mit Jacky Ickx auf dem erstmals bei dem 24-Stunden-Rennen eingesetzten Porsche 936 klar auf den ersten Rang fuhr. Es war der erste Sieg eines Rennwagens mit Turbo- und Boxermotor in Le Mans – allerdings nicht so heiss erwartet wie es kam: Da der Abluftschacht vom Ölkühler undicht war, blies heisse Luft auf die Füsse der Fahrer.
Nach diesem Sieg nahm Gijs van Lennep – sehr zum Bedauern seiner vielen Fans – das Sprichwort „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“ ernst: Er beendete seine aussergewöhnliche Rennfahrerkarriere. Aber noch heute ist die niederländische Ikone Porsche-Botschafter und gern gesehener Gast bei Motorsportveranstaltungen auf der ganzen Welt.