Zur Wahl standen mehrere Standorte in Baden-Württemberg. Den Ausschlag für das Industriegebiet zwischen Reutlingen und Tübingen gab vor allem die geografische Lage. „Ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg war für uns ein zentrales Kriterium. In Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt profitieren wir von kurzen Wegen zu zahlreichen wichtigen Forschungs- und Industrialisierungspartnern im Raum Stuttgart“, sagt Markus Gräf, Chief Operating Officer der Cellforce Group. „Die räumliche Nähe möglichst vieler Projektpartner ist für uns die zentrale Voraussetzung für einen schnellen Erfolg.“
Kurze Wege zu Forschungs- und Industrialisierungspartnern
Cellforce setze bewusst auf die Zusammenarbeit mit mehreren Partner-Unternehmen. „Das war im Bereich der Zellchemie sehr erfolgreich, deshalb werden wird das auch auf die Produktion übertragen“, sagt Gräf. „Zudem ist es über die nahe Bundesstrasse B27 nur ein Katzensprung zu unserem heutigen Standort in Tübingen und zur Entwicklung der Porsche AG in Weissach“, so der COO. Im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt erwirbt Cellforce eine 28.151 Quadratmeter grosse Fläche. Auf dieser soll von 2022 an eine Produktionsstätte errichtet werden, die zunächst pro Jahr Hochleistungs-Batteriezellen für 1.000 Fahrzeuge herstellen soll. Ihre Kapazität beträgt 100 MWh pro Jahr. Der Produktionsstart ist für das Jahr 2024 geplant. Denkbar ist, dass die Cellforce-Batteriezellen in ein elektrisch angetriebenes High Performance Modell von Porsche eingebaut werden.
Der ursprüngliche avisierte Standort in Tübingen wurde letztlich nicht ausgewählt, weil sich die Planung im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelte. Trotz der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Tübingen liess sich dieser Standort nicht umsetzen. Die Stadt Reutlingen hat dann im Einvernehmen mit der Gemeinde Kirchentellinsfurt und der Stadt Tübingen einen Standort im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt aktiv angeboten.
Standortvorteile und Technologiestandort
Thomas Keck, Oberbürgermeister der Stadt Reutlingen, begrüsst die Standortentscheidung der Cellforce Group: „Gemeinsam mit unseren sehr engagierten Mitarbeitenden ist es uns gelungen, Cellforce von unseren Standortvorteilen und dem Technologiestandort zu überzeugen. Durch diese Ansiedlung wird das bereits bestehende Cluster der Elektromobilität deutlich gestärkt. Zudem werden das Oberzentrum Reutlingen Tübingen und unsere bereits bestehende wirtschaftliche gute Zusammenarbeit gefestigt."
Bernd Haug, Bürgermeister der Gemeinde Kirchentellinsfurt: „Mit der Ansiedlung der Zukunftsfabrik von Cellforce erhält das gemeinsame Wirtschaftsgebiet neue Impulse. Es bestärkt uns aber auch, die interkommunale Zusammenarbeit weiter auszubauen." Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg fördern das Vorhaben mit rund 60 Millionen Euro. Inzwischen hat die Cellforce Group vom Bundeswirtschaftsministerium den Förderbescheid im Rahmen des europäischen IPCEI-Projekts EuBatIn (Important Project of Common European Interest – European Battery Innovation) erhalten. Ziel dieses Projektes ist es, eine wettbewerbsfähige europäische Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Batterien aufzubauen.
Höhere Energiedichte als bei aktuellen Serienbatterien
Die Chemie der neuen Hochleistungszellen setzt auf Silizium als Anoden-Material. Damit ist es möglich, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie kann bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen. Die neue Chemie verringert zudem den Innenwiderstand der Batterie. Dadurch kann diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und ist zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger. Eine weitere Besonderheit der Cellforce-Batteriezelle: Sie soll widerstandsfähiger gegenüber hohen Temperaturen sein.
Die Cellforce Group entwickelt und produziert zunächst Hochleistungs-Lithium-Ionen-Pouch-Zellen für automobile Spezialanwendungen. An dem Unternehmen ist die Porsche AG mit 72,7 Prozent beteiligt, die restlichen Anteile hält die Customcells Holding GmbH. Geschäftsführer sind Markus Gräf als Chief Operating Officer (COO), Wolfgang Hüsken als Chief Financial Officer (CFO) und Torge Thönnessen als Chief Technology Officer (CTO). Bis 2025 soll die Belegschaft von derzeit 23 Mitarbeitern auf etwa 100 Personen anwachsen.