Ein Bleistift zieht feine Linien über ein weisses Blatt Papier. Das leise Kratzen des Graphits ist das einzige Geräusch, das zu hören ist. Chh, chh, chh. Der Mann, der diese Linien zeichnet, sitzt am Frühstückstisch in einem Hotel in St. Moritz, hoch oben in den Engadiner Alpen. Sein Gesichtsausdruck ist konzentriert, dabei scheint er in sich gekehrt. Ein Designer in seinem Element.
Zur gleichen Zeit, wenige Kilometer weiter: Die Morgensonne wirft lange Schatten über eine noch hart gefrorene Skipiste. Ein ähnliches Geräusch nähert sich, härter, mit länger gezogenen Linien.: Chhhhh, Chhhhhh. Ein Mann in lilafarbenem Rennanzug gleitet die Hänge herunter, verschwindet dann als kleiner Punkt über der nächsten Bergkuppe. Ein Abfahrtsläufer in seinem Element.
Die Suche nach der perfekten Linie
Die zwei Menschen, deren Wege sich hier kreuzen, haben etwas gemeinsam: Beide sind stetig auf der Suche nach der perfekten Linie. Skifahrer Aksel Lund Svindal hat im alpinen Skisport so ziemlich alles erreicht, was ein Mensch erreichen kann: Zweifacher Olympiasieger, fünfmaliger Weltmeister. Privat begeistert er sich seit Kindertagen für Sportwagen.
Der andere, Michael Mauer, ist ähnlich erfolgreich im Automobilbereich. Er verantwortet gemeinsam mit seinem Team das Design einer der erfolgreichsten Automobilmarken der Welt. Mit dem Taycan hat Porsche jüngst einen Ausblick auf die elektrische Mobilität von morgen gegeben. Mauer fährt seit seiner Kindheit begeistert Ski und hat als Skilehrer gearbeitet, bevor er Automobildesign studierte.
Kreativität dank Alpinsport
Draussen hat es zu schneien begonnen, dicke Flocken drehen Pirouetten. „Ich bin der Meinung, man muss seinem Gehirn regelmässig eine Auszeit gönnen und sich selbst die Chance geben, an etwas vollkommen anderes zu denken“, sagt Michael Mauer. „Danach bin ich kreativer. Nach einem Tag in den Bergen verspüre ich mehr Inspiration für meinen Alltag. Es entsteht Freiheit in meinem Kopf.“
Für Mauer hat der Alpinsport mehr mit Kreativität zu tun, als viele denken. „Das Skifahren verlangt Eigenschaften vom Menschen, die überall von Vorteil sind." Welche das wären, will Svindal wissen. Mauer antwortet: „Wenn wir am Gipfel stehen, gibt es kein fertiges Bild. Jeder findet seine eigene Linie.“
Ein Ansatz, der insbesondere für Designer grundlegend sei, denn: „Die Form ist der ultimative Ausdruck einer Marke in einem Produkt.“ Mauer erwähnt das dramatische Höhen-Breitenverhältnis eines Porsche und spricht von einem satten Stand. „Am Ende müssen die gewölbten Flächen eine Art Hochspannung beim Betrachter erzeugen.“
Svindal vergleicht diese Konzentration auf eine einzige Linie mit den Skirennen in seiner Karriere: „Du hast im Schnitt nur etwa 90 Sekunden Renndauer und als Abfahrtsläufer auch keinen Rennwagen, der dich bei 140 Stundenkilometern schützt. Also musst Du jeden Zentimeter der Strecke im Kopf haben.“ Zum eigenen Verhalten kommen eine Menge Variablen hinzu: „Wind, Wetter, Untergrund, Sichtbedingungen. Diese Faktoren ändern sich mit jedem Mal.“
Das perfekte Rennen als perfekte Linie
Es gelte, das perfekte Rennen bei gegebenen Bedingungen abzuliefern. „Auch das stellt eine Art perfekte Linie dar und beschreibt einen nie endenden Optimierungsprozess.“ Daraus zieht der Norweger seine Motivation: „Ein guter Rennfahrer erfährt Befriedigung aus der Nähe zum Ideal, das natürlich keiner je ganz erreicht. Selbst wenn du gewinnst, weisst du, dass du Fehler gemacht hast.“
Während der Designer sich mit immer wieder völlig neuen Konzepten anspornt, ist Aksel Lund Svindal inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer geworden: Er ist Teilhaber mehrerer Startups und betreibt erfolgreich ein Luxushotel in Norwegen. Ob er auch mal Niederlagen erlebt habe? Erfolgreich sei nur der, der nie ganz zufrieden sei, so Svindal. „Es kann immer etwas schiefgehen. Wer nie einen echten Versuch startet, wird am Ende nie um den Sieg fahren. Wenn Du alles gegeben hast und verlierst, tut die Niederlage zwar weh, aber du siehst, wo du wirklich stehst.“
Im Sport wie im Alltag brauche man vor allem Leidenschaft. Davon sind sowohl der Ski- wie der Designprofi fest überzeugt. Svindal „Als ehemaliger Profi hatte ich das Privileg, vielen Menschen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen zu begegnen. Sie inspirierten mich zu meiner zweiten Karriere, weil sie selbst mit derselben Leidenschaft in der Wirtschaft unterwegs waren.“
Taycan soll Ikone mit Signalwirkung werden
Mauer pflichtet ihm bei: „Man sollte nie aufhören zu lernen und sich immer weiter entwickeln zu wollen.“ Das schärfe den persönlichen Blick nach vorne. Mit Blick auf den Taycan sagt er: „Wir wollen das, was der Porsche 911 im Jahr 1963 bewirkt hat, heute mit dem Taycan wieder erreichen: als Ikone mit Signalwirkung auftreten. Im besten Fall nicht nur für Porsche, sondern darüber hinaus. Geschafft haben wir es erst, wenn der Taycan zum Synonym für sportliches elektrisches Fahren geworden ist.“
Kurze Zeit später auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Gegenüber bauen sich majestätisch die umliegenden Berge auf: Piz Rosatsch und Piz Surlej zur Rechten, zur Linken Piz Vadret und Piz Muragl, die sich über dem Nachbarskiort Pontresina erheben. Keine Wolke am Himmel. Die beiden Männer steigen in einen weissen Porsche Taycan, in dessen Kofferraum sie ihre Skier geladen haben. Beinahe lautlos gleitet das Elektro-Auto über Serpentinen seinem Ziel entgegen, einem Parkplatz nahe einer Piste. Ausgangspunkt für die nächste Tour.
Dieser Beitrag wurde vor dem Start des Porsche Newsroom Schweiz in Deutschland erstellt. Die genannten Verbrauchs- und Emissionsangaben richten sich daher nach dem Prüfverfahren NEFZ und wurden unverändert übernommen. Alle in der Schweiz gültigen Angaben nach WLTP-Messzyklus sind unter www.porsche.ch verfügbar.