Die Merkmale der Produktion im Porsche Werk Leipzig sind transparente Prozesse und das konsequente Umsetzen der Prinzipien einer schlanken Produktion. Ergänzt wird dies durch die permanente Reduktion der verwendeten Rohstoffe, Materialien und Produktionsmittel sowie einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess bei gleichbleibend hoher Qualität.
Startschuss im Karosseriebau
Die Karosse wächst in vier großen Abschnitten von unten nach oben. Zuerst entsteht der komplette Unterbau. Diese Station stellt die Geburtsstätte des Fahrzeuges dar, an der es auch eine „Geburtsurkunde“ erhält: einen Transponder mit spezifischem Identifizierungscode. Dieser beinhaltet alle Details des Fahrzeugs. Im anschließenden Aufbau erhält der Unterbau die Seitenwände und das Dach. Der dritte Abschnitt der Prozesskette komplettiert das Karosseriegerippe mit Türen, Motorhaube und Heckklappe. In der Finishlinie schließlich findet eine Abnahmekontrolle des Fahrzeugs statt. Hierbei werden beispielsweise Fügeverbindungen, Oberflächenqualität und Spaltmaße sorgfältig von Mitarbeitern überprüft. Sind alle Qualitätsanforderungen erfüllt, erfolgt die Übergabe an die Lackiererei.
Farbe bekennen in der Lackiererei
Die Karosserie durchläuft in der Lackiererei sechs Phasen. Zuerst wird sie gereinigt, entfettet sowie in eine Zinkphosphatlösung getaucht, die für eine optimale Haftung des nachfolgenden Korrosionsschutzes sorgt. Dieser wird in der kathodischen Tauchlackierung aufgetragen. Dazu taucht die gesamte Karosserie in ein Becken mit elektrisch leitfähigem Tauchlack auf Wasserbasis und wird als Kathode geschaltet. Eine zur Gegenelektrode angelegte Gleichspannung von 380 Volt sorgt dafür, dass die im Lack enthaltenen Festkörper elektrophoretisch an der Karosserieoberfläche abgeschieden werden, daran haften bleiben und eine geschlossene und gleichmäßige Beschichtung entsteht.
Anschließend werden Schweißnähte und Flansche mit speziellen PVC-Materialien abgedichtet und die Schweißnähte an Türen, Motorhaube und Heckklappe versiegelt, um einem Wassereintritt vorzubeugen. Zudem wird ein Unterbodenschutz aufgetragen, bevor die Karosserie die eigentlichen Lackschichten erhält: Füller, Decklack und Klarlack. Der elastische Füller schützt den Decklack (auch Basislack genannt) vor Beschädigungen und verbessert Struktur und spätere Brillanz. Anschließend wird der Decklack in der vom Kunden gewünschten Farbe aufgetragen. Nach einem Zwischentrocknen versiegelt ein Klarlack die Lackschichten. Die Endkontrolle erfolgt in einem speziellen Lichttunnel, der mit besonders stromsparenden LED-Röhrenbändern bestückt ist. Das entstehende Streifenlicht wird über frei einstellbare Spiegel auf die Karosserie projiziert. Die Mitarbeiter erkennen jeden noch so kleinen Lackfehler, der anschließend beseitigt wird.
Finalisierung in der Montage
In diesem letzten Fertigungsabschnitt werden zuerst die Türen entfernt, die in einer eigenen Linie komplettiert werden. Parallel dazu erhält die Karosserie ihr Interieur – hier verschmelzen industrielle Fertigung und Manufakturarbeit. Nachdem das Interieur eingebracht ist, wechselt das gefertigte Fahrzeug sein Transportmittel: Statt des bis dahin verwendeten Hubtisches kommt für das Einbauen von Bremsen und Tank ein Drehgehänge zum Einsatz, das ein ergonomisches Arbeiten ermöglicht. Durch die folgende Exterieurlinie läuft das Fahrzeug wieder auf einem Hubtisch, der durch seine Höhenverstellung auch hier ein ergonomisches Arbeiten sicherstellt. Die Exterieurlinie umfasst beispielsweise den Einbau von Windschutzscheibe, Heckscheibe, Hauptscheinwerfern und Sitzen. Außerdem werden die Türen wieder montiert und das berühmte Porsche-Wappen wird angebracht.
Anschließend folgt der große Moment in der Montage: die Hochzeit. Als Hochzeit wird das vollautomatisierte Zusammenführen der Karosserie mit dem komplettierten Antriebsstrang bezeichnet. Nach der Motorverkabelung erfolgen auf der Endmontagelinie abschließende Arbeiten wie das Befüllen mit Kraftstoff, Brems- und Kühlflüssigkeit sowie Scheibenreiniger. Auch die Räder werden an dieser Stelle montiert. Die letzten Montagetakte dienen der Inbetriebnahme, Prüfung und Endkontrolle des Fahrzeugs. Nach einer Prüffahrt erfolgt die Endabnahme und das Fahrzeug verlässt schließlich die Fertigung. Eine wichtige Qualitätssicherungsmaßnahme ist das Audit, in dem einzelne Fahrzeuge aller Varianten stichprobenartig einer umfassenderen Prüfung unterzogen werden. Die Auslieferung der Fahrzeuge erfolgt in alle Welt. Dabei werden 75 Prozent der Fahrzeuge aus dem Porsche Werk Leipzig umweltschonend per Bahn transportiert. Hierfür wird 100 Prozent Öko-Strom verwendet.