Unverkäuflich: der 911 Carrera RS 2.7 von Oldtimer-Experte Simon Kidston

Simon Kidston hat einige der seltensten Oldtimer der Welt aufgespürt und versteigert – darunter das bislang teuerste Fahrzeug aller Zeiten. Es gibt jedoch ein Exemplar, das er niemals hergeben wird.

Simon Kidston weiss um die Macht der Zeit. Denn ihrer Eigenschaft, Sehnsucht zu wecken, verdankt der weltbekannte Oldtimer-Händler seine Karriere. Seit mehr als 35 Jahren handelt der gebürtige Brite, der in Italien aufwuchs, mit klassischen Automobilen. Und ist ihnen selbst verfallen. Eine ganz besondere Beziehung pflegt er zu den Sportwagen von Porsche. Insbesondere zu einem 911 Carrera RS 2.7 – dem einzigen Fahrzeug, das er niemals verkaufen wird.

911 Carrera RS 2.7, Simon Kidston, 2024, Porsche AG
Expertise: Seit mehr als 35 Jahren arbeitet Simon Kidston als Oldtimerhändler.

„Mein Vater hatte von jeher eine Leidenschaft für Autos“, erinnert sich Kidston. „Als ich klein war, kamen immer zwei Automobilzeitschriften zu uns ins Haus: The Motor und Christophorus. Und in der Garage stand schon immer ein Sportwagen.“ Noch dazu war sein Vater Home Kidston, ein ehemaliger britischer Marineoffizier, auch ein begeisterter Rennfahrer. So wie Glen Kidston, Simons Onkel. Er war Anfang des 20. Jahrhunderts ein angesehener britischer Motorsportler und Pilot.

911 Carrera RS 2.7, Simon Kidston, 2024, Porsche AG

Seltene Sammlerfahrzeuge

Simon Kidston ist 21 Jahre alt, als er 1988 die Chance bekommt, in der Branche Fuss zu fassen. Er bewirbt sich um eine Junior-Position beim Auktionshaus Coys of Kensington. „Als ich nichts von dort hörte, sprang mir mein Cousin zur Seite, um persönlich für mich vorzusprechen.“ Mit Erfolg. Aus der dreimonatigen Probezeit werden schliesslich acht Jahre in der Welt der Klassiker-Versteigerungen.

„Ich habe diese Zeit sehr geliebt“, erzählt Kidston. „Da ich auch Französisch und Italienisch spreche, war ich in Verhandlungen mit Kunden vielseitig einsetzbar.“ Anschliessend wechselt er zum Auktionshaus Brooks, das heute unter dem Namen Bonhams weltbekannt ist, zieht nach Genf und baut dort dessen europäische Niederlassung auf. 

Im Jahr 2006 folgt, was nur logisch ist: Kidston gründet sein eigenes Unternehmen, Kidston SA, das er noch immer von dem beeindruckenden Maison des Paons in der Avenue Pictet-de-Rochemont aus führt. 

Was er in den vorangegangenen 18 Jahren über die Welt klassischer Automobile gelernt hat, setzt er nun in seiner eigenen Firma um – und gilt bald als einer der führenden internationalen Händler für seltene Sammlerfahrzeuge. Ausser über die in Genf verfügt Kidston über Niederlassungen von Modena bis Dubai.

911 Carrera RS 2.7, Simon Kidston, 2024, Porsche AG
Liebe zum Detail: Für das Treffen in London wählte Simon Kidston das passende Outfit. Das Signalgelb ist auch hier ein Blickfang.

Teuerstes Auto aller Zeiten

Inzwischen ist der 57-Jährige nicht mehr als Auktionator, sondern als Makler und Oldtimer-Berater tätig – und so weiterhin im Mittelpunkt zahlreicher legendärer Oldtimer-Auktionen. Dazu zählt auch der Kauf eines Mercedes-Benz 300 SLR, des bislang teuersten Autos aller Zeiten, das 2022 für 135 Millionen Euro bei einer Auktion von RM Sotheby’s Europe den Besitzer wechselt – Kidston ersteigert den Wagen im Auftrag seines Kunden. Seine persönlichen Highlights sind jedoch die Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen. Immer wieder kreuzen ganz besondere Exemplare seinen Weg – und sorgen für unvergessliche Erinnerungen.

Zum Beispiel die Porsche-Kollektion des ehemaligen Händlers und Sammlers Vasek Polak, die Kidston unter den Hammer bringt.

„Sie umfasste zwei Prototypen des Porsche 959 und einen Porsche 917 K, mit dem Vic Elford und Gérard Larrousse 1971 in Sebring gewonnen hatten. Für mich damals das schönste Auto, das ich je gesehen hatte. 2007 war ich so knapp davor, mir selbst einen 917 zu kaufen“, sagt er und zeigt einen kleinen Spalt zwischen Zeigefinger und Daumen. „Leider ist er mir entwischt.“ Andere Porsche-Sportwagen können diese Lücke füllen: „Ich besass auch einen Carrera GT“, erzählt Kidston, „und zuvor hatte ich einen Elfer in der Farbe Amethystmetallic.“ Er findet jenen 911 Carrera RS (964) unter einer Plane in der Garage eines Kunden. „Als ich sah, dass er im italienischen Siena zugelassen war, wo ich aufgewachsen bin, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich besass den Wagen einige Jahre und hatte viel Spass damit.“ 

Und dann gibt es noch ganz spezielle Porsche-Geschichten, die Simon Kidston sein Leben lang nicht vergisst. Zum Beispiel die Erfahrung, die er mit dem ersten Supersportwagen der Marke verbindet. „Als ich vor vielen Jahren beruflich in Stuttgart war, setzten bei meiner Frau in Genf die Wehen ein. Mein Kollege und ich sprangen sofort in seinen Porsche 959, wir rauschten bei Regen durch die Nacht – und ich kam noch pünktlich zur Geburt meines Sohnes.“

Der Elfer gehört zur Familie

Dennoch nimmt ein anderes Fahrzeug einen noch bedeutenderen Platz in Kidstons Leben ein. „Das ist eindeutig der 911 Carrera RS 2.7 von 1973 in Signalgelb“, sagt er und meint das Exemplar in der Touring-Version, das sein Vater seinerzeit als Neuwagen bestellt hatte.

911 Carrera RS 2.7, 2024, Porsche AG
Mehr als ein Fahrzeug: Mit dem 911 Carrera RS 2.7 verbindet Simon Kidston wertvolle Erinnerungen.
911 Carrera RS 2.7, 2024, Porsche AG
Show der Extraklasse: Simon Kidston nimmt gerne am Concours of Elegance im Hampton Court Palace im Südwesten Londons teil. Das Event bringt die Crème de la crème der Sammler und der geschichtsträchtigsten Fahrzeuge zusammen.
911 Carrera RS 2.7, Simon Kidston, 2024, Porsche AG
Ein Mann vom Fach: Simon Kidston ist wohl der begehrteste Oldtimer-Berater der Welt. 2022 ersteigerte er im Auftrag eines Kunden das teuerste Auto aller Zeiten, den Mercedes-Benz 300 SLR.

Es war das zweite Porsche-Modell von Kidston senior und ersetzte den 911 S (Ur-Elfer) in Polorot aus dem Jahr 1967. Der RS 2.7 ist jedoch das erste Porsche-Modell in Simon Kidstons Leben, an das er sich erinnern kann. „1985 fuhren mein Vater und ich im RS über die deutsche Autobahn zur Inspektion in Zuffenhausen“, erzählt er. „Ich war noch nie so schnell in einem Auto unterwegs gewesen.“ Seither gehört der Elfer zur Familie – und sorgt laufend für neue Erinnerungen. 

Home Kidston 2024, Porsche AG
Home Kidston (links), der Vater von Simon Kidston, war begeisterter Rennfahrer. Hier zu sehen mit einem Rennwagen aus den Anfängen des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Nachdem der 911 im Jahr 1996 nach dem Tod seines Vaters schliesslich in Simon Kidstons Besitz übergeht, sollen die unvergesslichen Fahrten kein Ende nehmen. So befördert der RS 2.7 die Asche von Kidston senior zu dessen letzter Ruhestätte in Wales. Und nach einem Besuch bei den Eltern seiner Lebensgefährtin in Schottland macht Simon Kidston ihr auf dem Heimweg einen Heiratsantrag.

Unvergessliche Erlebnisse

„Doch dann sah ich plötzlich Blaulicht im Rückspiegel“, sagt der Sammler. „Ihre Antwort musste warten. Doch schliesslich gab sie mir ihr Jawort – die sechs Punkte für zu schnelles Fahren waren es also wert.“ Und der Elfer verbucht als Hochzeitsauto der Kidstons seinen nächsten grossen Auftritt. Ausserdem ist er das erste Fahrzeug, das Kidstons Sohn an seinem 17. Geburtstag legal fahren darf. So sorgt der 911 auch in dritter Generation für unvergessliche Erlebnisse.

Heute hat der Sportwagen 112.000 Kilometer auf dem Tacho und steht in England, wo Kidston immer noch seine Heimat hat. „Dieses Auto fühlt sich an wie ein perfekt sitzender Handschuh“, erklärt er begeistert. Und was perfekt ist, gibt man schwerlich her. Der 911 Carrera RS 2.7 ist das einzige Fahrzeug, das laut Kidston immer im Familienbesitz bleiben soll – und niemals verkauft wird.

„Dieser Elfer ist Teil meiner Geschichte, ich bin damit aufgewachsen“, bekräftigt Kidston. „Er hat die Leidenschaft für Sportwagen in mir geweckt. Ich hoffe, dass meine Kinder ihn für immer behalten werden.“

Info

Text erstmals erschienen im Christophorus Magazin, Ausgabe 413.

Autor: Peter Fadeyev

Fotos: Amy Shore, Privat

Copyright: Alle in diesem Artikel veröffentlichten Bilder, Videos und Audio-Dateien unterliegen dem Copyright. Eine Reproduktion oder Wiedergabe des Ganzen oder von Teilen ist ohne die schriftliche Genehmigung der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG nicht gestattet. Bitte kontaktieren Sie newsroom@porsche.com für weitere Informationen.

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Verbrauchsangaben

Taycan Turbo S (2024)

WLTP*
  • 0 g/km
  • 20,5 – 17,9 kWh/100 km
  • 558 – 630 km

Taycan Turbo S (2024)

Kraftstoffverbrauch / Emissionen
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km
Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 20,5 – 17,9 kWh/100 km
Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP) 558 – 630 km
Elektrische Reichweite innerorts (WLTP) 612 – 691 km
Effizienzklasse: C