Er war nie der Lauteste – aber immer einer der Entschlossensten. Gérard Larrousse hat lieber Geschichte geschrieben, als sie zu kommentieren. Mit seinem Können hat der ehemalige Porsche-Werksfahrer und zweifache Le-Mans-Sieger Massstäbe gesetzt. Am 23. Mai 2025 feiert der Franzose seinen 85. Geburtstag. „Gérard Larrousse hat stets den Geist von Porsche verkörpert – mutig, präzise, leidenschaftlich“, sagt Dr. Michael Steiner, Mitglied des Vorstandes Forschung und Entwicklung. „Sein Beitrag zum Erfolg von Porsche in den 1970er-Jahren war von herausragender Bedeutung. Wir danken ihm herzlich und gratulieren ihm zu seinem 85. Geburtstag.“
Ein Könner auf Schotter und Asphalt
Gérard Gilles Marie Armand Larrousse wird am 23. Mai 1940 in Lyon geboren. Er studiert Wirtschaftswissenschaften und nimmt bereits während dieser Zeit mit Anfang 20 erstmalig an Rallyes in Frankreich teil. Nach dem Studium leistet er seinen Militärdienst in einer Spezialeinheit für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge. Im Jahr 1966 beschliesst er, Motorsport zu seinem Beruf zu machen. „Zuerst wurde ich offizieller Werksfahrer bei NSU Frankreich, dann fuhr ich zwei erfolgreiche Jahre bei Automobiles Alpine“, berichtet er aus seiner Anfangszeit als Berufsrennfahrer. Mit präzisem Fahrstil und strategischem Gespür gewinnt er in den 1960er-Jahren die Rallye Tour de Corse und wird 1969 Vizemeister der Rallye-Europameisterschaft. Schon früh beweist er sein Talent als Allrounder: Siege bei der Rallye Marokko, zweite Plätze bei der Rallye Monte Carlo und der Rallye Corsica festigen seinen Ruf.
Porsche wird zur beruflichen Heimat
Besonders prägend: sein Auftritt bei der Rallye Monte Carlo 1969, bei dem ihm eine überlegene Leistung am Ende nicht den Sieg brachte – ein Kapitel, das seinen Ruf als Kämpfernatur unterstreicht. Er und sein Beifahrer Jean-Claude Perramond werden disqualifiziert, weil die Scheinwerfer ihres Renaults nicht dem Reglement entsprechen. Noch im selben Jahr wird er auf Empfehlung von Vic Elford ins Porsche Werksteam geholt und steht mit Hans Herrmann knapp vor einem historischen Triumph in Le Mans. Nur 120 Meter fehlen zum Gesamtsieg – einer der knappsten Zieleinläufe in der Geschichte des Rennens. Ein Jahr später belegt er erneut den zweiten Platz. Und doch bleibt kein Zweifel daran, dass Larrousse längst einer der ganz Grossen ist. Nicht trotz, sondern wegen solcher Geschichten.
1971 triumphieren Larrousse und Vic Elford im Porsche 917 bei den 12 Stunden von Sebring und mit dem 908/03 Spyder beim 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. 1973 und 1974 gewinnt er gemeinsam mit Henri Pescarolo auf Matra-Simca die 24 Stunden von Le Mans.
Ein Leben für den Motorsport – auf und neben der Strecke
Auch nach seiner aktiven Karriere bleibt Larrousse dem Motorsport treu. Er übernimmt Managementaufgaben, unter anderem bei Ligier und als Teamchef des Formel-1-Teams Larrousse Calmels, das er 1986 gemeinsam mit dem französischen Anwalt Didier Calmels gründet. Dabei beweist er: Erfolg ist nicht nur eine Frage des Talents am Lenkrad, sondern auch der Vision im Hintergrund. Sein Name bleibt verbunden mit Werten, die auch Porsche prägen: Präzision, Weitblick, Leidenschaft. Larrousse steht für eine Zeit im Rennsport, in der Technik, Mut und Menschlichkeit eng miteinander verknüpft waren.
Bis heute ist der in Marseille lebende ehemalige Rennfahrer eng mit Porsche verbunden. Larrousse ist ein gefragter Ansprechpartner für Journalisten, vor allem bei historischen Fahrveranstaltungen. Bei der Rallye Tour de Corse Historique 2015 begeistert er als Porsche-Repräsentant viele Fans. Seine Erinnerungen, seine Perspektiven und seine unverwechselbare Art, Geschichten zu erzählen, machen ihn zu einer wichtigen Stimme für eine Ära, in der Motorsport für viele Enthusiasten ganz unmittelbar erlebt wurde.