In einer ruhigen Ecke der britischen Midlands legt der Künstler Jonny Ambrose letzte Hand an eines seiner Werke. An den Wänden seines Ateliers, das versteckt an einem langen Feldweg in Warwickshire liegt, hängen Dutzende ähnlicher dreidimensionaler Kunstwerke, die Silhouetten und Details von klassischen Strassen- und Rennwagen darstellen. Es handelt sich um eine einzigartige Form der Automobilkunst, die eine wachsende internationale Klientel in ihren Bann zieht, wobei Enthusiasten und Sammler Interpretationen ihrer eigenen Autos neben einigen der wahren Ikonen des Motorsports des 20. Jahrhunderts in Auftrag geben. Und wie es der Zufall so will, ist Porsche hier das übergeordnete Sujet.

Johnny Ambrose, 2022, Porsche AG
Jonny Ambrose in seinem Atelier

Ambrose entdeckte seine Neigung zur automobilbezogenen Kunst bereits in seiner Kindheit. Schon früh war er von den Formen und Gestaltungen der Formel-1-Wagen der 1970er-Jahre fasziniert. Diese Leidenschaft blieb ihm während seiner gesamten Schulzeit erhalten und führte ihn in den frühen 1990er-Jahren schliesslich zu einem Abschluss in Bildender Kunst an der Universität Nottingham. Hier präsentierte Ambrose in seiner Abschlussausstellung fast zwei Meter hohe, von Automobilen inspirierte Skulpturen, von denen einige ihren Weg in das nahe gelegene Donington Grand Prix Museum fanden.

Innovativer und vielseitiger Stil

Nach einem erfolgreichen Abstecher in die Videospielbranche ist Ambrose erst seit 2016 hauptberuflich als Künstler tätig. Da er seine Kreativität und Leidenschaft für das Thema nun mit Kenntnissen im hochtechnischen Computerdesign ergänzen konnte, fand er in kurzer Zeit zu einem innovativen und vielseitigen Stil. Seine Designsprache zelebriert heute die von Rennwagen-Designern geschaffenen eleganten, organischen Formen. Er verwendet eine Mischung aus verschiedenen Materialien, von Massivholz und Aluminium bis hin zu Kunstharz und Kohlefaser, mit oft etwas übersteigerten aerodynamischen Formen, um ein Gefühl von Geschwindigkeit zu vermitteln.

Über Ambroses Atelier verteilt finden sich monochrome Reliefs des 917 und des 911, Details von Kotflügeln, Spoilern und Rädern oder Abschnitten von Langheck-Karosserien. Reihen von schmalen Regalen sind voll von 3D-gedruckten Miniaturmodellen, während grössere Skulpturen eines 904 Carrera GTS und eines „Maria Stuart“ 911 RSR auf einer Werkbank neben einem halbfertigen 935 Moby Dick stehen, der Stück für Stück aus lasergeschnittenen Silhouetten aus blankem Carbon zusammengesetzt wird. 

„Seit Jahrzehnten ist die reichhaltige Renngeschichte von Porsche eine Inspirationsquelle für mich“, meint Ambrose. „Diese Rennwagen sind skulpturale Formen, und es gibt sie in einer solchen Vielfalt, vom schnittigen und schönen 908 über den 917, den oft übersehenen 936, den radikalen Wechsel zum 956 bis hin zum heutigen 919. Sie sind alle unterschiedlich, aber sie vereint ein kühnes und ausdrucksstarkes Design.“

Serie von 3D-gedruckten Miniaturmodellen

Die Materialien machen für Ambrose einen grossen Teil der Faszination aus. Er stellt gern die organische Wärme von Harthölzern der klinischen Präzision künstlicher Materialien gegenüber und hat vor kurzem begonnen, sich mit dem 3D-Druck zu beschäftigen. Er begann mit einer Reihe kleiner gedruckter Modelle, die auf dem 917 in seinen verschiedenen Varianten basieren – von den frühen Kurzheck-Modellen bis hin zu den späteren CanAm Spyders, die fast unmerklich gestreckt und abgeflacht wurden, um ihre Bewegung und Leistungsfähigkeit zu unterstreichen.

Einen Kontrapunkt zu den automatisierten Prozessen von 3D-Design und Laserdruck bildet Ambroses Liebe zum handwerklichen Können, die sich in der traditionellen Kunst des Dampfbiegens von Holz zeigt, einem mühsamen Prozess, der komplexe Formen hervorbringt, die sich mit moderneren Verfahren nicht reproduzieren lassen.

Ambroses Liebe zum handwerklichen Können

„Ich mag die Maserung und Textur von Holz und die Kontraste, die man zum Beispiel zwischen Nussbaum und Eiche findet“, erklärt Ambrose. „Und durch das Dampfbiegen kann man gleitende und gewundene Formen schaffen, die die natürliche Bewegung der Luft widerspiegeln und meinen Arbeiten etwas Fliessendes verleihen. Und natürlich bildet das Holz einen schönen Kontrast zu den moderneren Verfahren und Materialien, die härter und kantiger sind.“

Johnny Ambrose, 2022, Porsche AG

Ambroses neuestes Werk ist sein bisher ehrgeizigstes, das neben präzisem handwerklichem Können und in erster Linie vielleicht übermenschlicher Geduld ein tiefes Eintauchen in CAD und den 3D-Druck erfordert. Das Konzept ist ein Modell des 917 Kurzheck im Massstab 1:2, das fast vollständig aus schmalen Aluminium- und Kohlefaserröhren gebaut ist. Die Aluminiumteile bilden den originalen Fahrwerksaufbau des Wagens nach, während die Räder und die Karosserie aus Carbon gefertigt sind. Die Form ist in Ambroses typischem Stil kaum merklich gestreckt, um ein Gefühl der Bewegung herauszuarbeiten. Die Arbeit besteht aus rund 2000 Einzelteilen, die durch komplexe 3D-gedruckte Verbindungsteile zusammengefügt wurden. Ambrose entwarf die Teile in einer mühseligen zweimonatigen Computerarbeit, auf die eine dreiwöchige Bauphase folgte.

917 im halben Massstab auf Basis des Le-Mans-Siegers

„Ich hatte schon seit einiger Zeit mit schlankeren und gestreckteren Formen gearbeitet“, berichtet Ambrose. „Inspiriert von dem Moment, wenn ein Autodesigner eine erste Idee hat und diese in ihrer reinsten Form skizziert, bevor funktionale Dinge zum Tragen kommen, wie zum Beispiel die Höhe der Scheinwerfer. Der massstabsgetreue 917 basiert auf dem Le-Mans-Sieger von 1971, der nicht nur überwältigend anzuschauen war, sondern auch ein radikales Magnesiumfahrwerk besass, das ihn noch leichter und graziler machte.“

Ein wichtiger Aspekt von Ambroses Kunst ist das widersprüchliche Verhältnis zwischen einer derart komplizierten Technik und der rauen Körperlichkeit des Rennsports. Sein nächstes Projekt, das sich zurzeit in der frühen Entwurfsphase befindet, verspricht noch eine Nummer grösser zu werden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Ich möchte noch einmal auf den 917 zurückkommen und diesmal ein Modell in Originalgrösse bauen“, erklärt er. „Hoffentlich als Herzstück einer Ausstellung oder Show. Porsche feiert nächstes Jahr den 40. Geburtstag des 956, was mich vor eine faszinierende, aber auch herausfordernde Aufgabe stellt. Es handelt sich um eine weitere schöne und unverwechselbare Form mit einer aussergewöhnlichen Geschichte. Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie sich das entwickelt.“

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Verbrauchsangaben

Taycan 4 Cross Turismo

WLTP*
  • 0 g/km
  • 24,8 – 21,4 kWh/100 km
  • 416 – 488 km

Taycan 4 Cross Turismo

Kraftstoffverbrauch / Emissionen
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km
Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 24,8 – 21,4 kWh/100 km
Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP) 416 – 488 km
Elektrische Reichweite innerorts (WLTP) 518 – 597 km
Effizienzklasse: C