Bei frühlingshaften Temperaturen von 22 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein lockt es die Fahrer und Teammitglieder der DTM beim Saisonauftakt in Portimão (Portugal) an den Strand. Zwischen den abschliessenden Testfahrten und dem ersten Training ist ein freier Tag zum Baden und Seele baumeln lassen. Es ist Donnerstag, 28. April 2022. Während zahlreiche Piloten der Szene im seichten Wasser der Algarve-Küste plantschen, machen sich sieben Fahrer auf zur „Praia de Cordoama“ rund 50 Kilometer südwestlich des Rennschauplatzes. Einer von ihnen: Porsche-Markenbotschafter Timo Bernhard. Der zweimalige Le-Mans-Gesamtsieger und Langstrecken-Weltmeister hat an diesem Tag einen anderen Champion an seiner Seite: Sebastian Steudtner, amtierender Big-Wave-Weltmeister und Partner von Porsche. Der 36-Jährige schickt Bernhard an diesem Tag in die Brandung.
„Ich weiss nicht, ob man meine Aktionen wirklich als Surfen bezeichnen kann“, sagt Timo Bernhard nach seinen – teils etwas wenig grazilen – Versuchen auf dem Anfänger-Board mit einem Lachen. „Ich hatte aber den wohl kompetentesten Lehrer weltweit. Immerhin stand ich zwei- oder dreimal tatsächlich auf dem Board und habe die Welle gesurft. Allein diese wenigen Sekunden brachten mir ein enorm befreiendes Gefühl.“ Nach Aussage von Steudtner waren die Wassermassen in direkter Strandnähe „immerhin noch so 50 Zentimeter hoch“. Darüber kann der Surfprofi eigentlich nur lachen. Steudtners Terrain sind die Wellen in den wildesten Revieren der Wellenreiter, die sich bis zu 30 Meter auftürmen können.
„Am Strand war eine Felswand, die rund 30 Meter hoch war. Sebastian erzählte, dass die Wellen, die er manchmal reitet, diese Höhe haben. Das ist für mich absolut unvorstellbar, ich mag es mir gar nicht ausmalen“, schüttelt Timo Bernhard, Besitzer der neuen DTM-Mannschaft Team 75 Bernhard, ungläubig mit dem Kopf. „Es hat ihm Spass gemacht, mal in meine Welt – im wahrsten Sinne – einzutauchen“, schlägt sich Steudtner nach unfreiwilligen Unterwassereinlagen seines Schülers amüsiert auf die Schenkel. Aber: Wer zuletzt lacht…
Tags drauf, die Sonne strahlt weiterhin ohne Unterlass, die Neopren-Anzüge sind längst getrocknet. Zeit für das „Rückspiel“: Timo Bernhard zeigt Porsche-Partner Steudtner seine schnelle Rennwelt. Nach Abschluss der DTM-Trainings rollt um 18:00 Uhr ein Porsche 911 Carrera GTS in Karminrot in die Boxengasse des Autodrómo Internacional do Algarve nahe Portimão.
Timo Bernhard strahlt voller Vorfreude, Sebastian Steudtner blickt aufgeregt auf das 353 kW (480 PS; 911 Carrera GTS (2023): Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP) 11,4 – 10,4 l/100 km, CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 258 – 236 g/km) starke Gefährt. Beide setzen sich ihre Helme auf. Zunächst springt Bernhard auf den linken Sitz, um seinem „Fahrschüler“ die Ideallinie und Bremspunkte auf der 4,7-Kilometer-Strecke zu zeigen. Zwei Runden lang gibt der Porsche-Markenbotschafter richtig Gas und erklärt dabei in ruhigen Worten, wo es lang geht.
„Geil, einfach nur geil“, jubelt der Big-Wave-Weltmeister beim kurzen Stopp in der Boxengasse. Es folgt der Rollentausch. Steudtner übernimmt das Lenkrad und nimmt die hügelige Strecke unter die Räder. „Timo hat mich super gecoacht am Steuer des Neunelfers. Das war spektakulär und beeindruckend, weil ich zuvor noch nie auf einer Rennstrecke gefahren bin. Ich kam richtig in einen Flow, herrlich!“, jubelt der gebürtige Esslinger. „Natürlich werden im Motorsport viel höhere Geschwindigkeiten erreicht. Allerdings darf niemand vergessen, dass ein Auto ein geschlossenes Sportgerät ist und es somit reichlich Knautschzonen gibt. Das ist bei mir ganz anders. Beim Surfen ist alles direkter, du spürst es sofort am gesamten Körper – und es fehlt bei bis zu 80 km/h die Bremse am Brett!“
Eine Bremse werden die Techniker von Porsche Engineering kaum für Steudtners High-Tech-Board entwickeln. Dennoch haben die Fachleute in den vergangenen Monaten alles darangesetzt, das Surfbrett des Weltmeisters für die kommenden Aufgaben weiter zu verbessern. „Mitte Mai werde ich mit dem Board zwei Tage lang im Windkanal sein. Eine solch konsequente Entwicklung eines Surfbretts ist im Big Wave Surfing sicherlich ein Novum“, freut sich Steudtner.