Familienmensch und Vollgas-Virtuose

Ein wilder Drift auf dem Weg vom Wohnzimmer in Richtung Küche. Die hellen Bodenfliessen tragen zarte Reifenspuren. Fröhliches Gelächter im Einfamilienhaus in Waiblingen nahe Stuttgart. Das Leben von Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor ist voller Tempo und Action – auch in den eigentlich ruhigen Zeiten des Coronavirus

Der 29-jährige Belgier und seine Ehefrau Jacqueline haben ihre helle Freude an den Fahrten von Tochter Emily. Der schnelle Nachwuchs bewegt sich schon im Alter von gut einem Jahr im Stil eines echten Racers – auf einem Bobbycar in den Farben des Manthey-Racing Porsche 911 GT3 R. Der gelb-grüne „Grello“ spiegelt sich in den fröhlichen blauen Augen des stolzen Vaters.

Emily hält die Eltern auf Trab und gibt selbst jederzeit Vollgas. Wie sollte es auch anders sein? Papa ist Porsche-Werksfahrer, Le-Mans-Klassensieger und amtierender Champion der IMSA WeatherTech SportsCar Championship. Mama Jacqueline stammt aus einem rennsportbegeisterten Umfeld. Familie Brutschin ist weit über die Grenzen von Waiblingen hinaus bekannt. Vater Harald fuhr unter anderem in der Formel 3, Bruder Riccardo arbeitete sich bis in die GT3-Szene vor.

Laurens Vanthoor, 2020, Porsche AG

Entsprechend selbstverständlich ist das Thema Motorsport im Hause Vanthoor gesetzt. Die blank polierten Pokale stehen in Reih und Glied, unzählige Helme in unterschiedlichen Designs zieren ein ganzes Regal in Laurens‘ Fahrradwerkstatt. Ein High-End-Simulator lässt den „Larry“ genannten Rennsportprofi auch im sicheren Zuhause schnelle Runden auf weltweiten Strecken drehen. Ein Leben unter Vollgas? Nein, es gibt auch die ruhige Seite des Laurens Vanthoor.

Die grossen Augen des 1,80-Meter-Manns aus Hasselt (Belgien) spiegeln den jeweiligen Modus deutlich wider. Mal sanft und entspannt, beispielsweise beim Spaziergang mit Frau, Kind und den drei Hunden. Mal zusammengekniffen und fokussiert, wenn es auf der Jagd nach motorsportlichen Erfolgen um die allerletzte Hundertstelsekunde geht. „Ich lege da einen Schalter um, blende im Rennauto alles rundherum aus“, sagt Vanthoor, der bei der ersten Begegnung eine eher stille und zurückhaltende Art an den Tag legt. Der Belgier, im Sternzeichen Stier (8. Mai) geboren, wirkt im privaten Umfeld äusserst handzahm. Dazu passt auch sein Musikgeschmack. „Ich mag es entspannt und höre am liebsten Kaffeehaus-Musik“, erklärt er. Die innere Ruhe kommt also nicht allein aus dem Selbstbewusstsein eines erfolgreichen Rennfahrers und der Harmonie innerhalb der jungen Familie.

„Ich habe Ende vergangenen Jahres meine Essgewohnheiten verändert und mich eine Weile vegan ernährt. Das hat mir wirklich gut gefallen. Leider ist es aufgrund der vielen Reisen kaum möglich, das dauerhaft durchzuhalten. Dennoch esse ich nun anders, ich mag plötzlich auch ganz andere Dinge als zuvor“, berichtet Vanthoor. Lachend fügt er an: „So wie früher konnte es ja auch nicht weitergehen. Oft habe ich mich nach richtig harten Rennen mit einem oder mehreren Burgern belohnt. Immer hatte ich danach das Gefühl, dass ich das besser nicht getan hätte. So etwas lasse ich nun einfach weg.“

„So wie früher konnte es ja auch nicht weitergehen. Oft habe ich mich nach richtig harten Rennen mit einem oder mehreren Burgern belohnt.“ Laurens Vanthoor

Mit konsequentem Training hält sich der 29-Jährige fit. Vanthoor holt sich die notwendige Ausdauer bei langen Ausfahrten auf dem Rennrad. Die heimische Werkstatt im umfunktionierten Wintergarten ähnelt einer Zweirad-Fachwerkstatt. „Zum Rennrad bin ich 2015 gekommen, als ich nach einem Hüftbruch in der Reha kaum etwas anderes machen konnte. Ich liebe es. Bei meinen Fahrten habe ich schon viele neue Freunde kennengelernt – unter anderem den Banker meines Vertrauens“, schmunzelt der Le-Mans-Klassensieger von 2018. „Ich habe das inzwischen aber etwas reduziert. Seit ich Vater bin, sagt meine Frau, dass ich nicht immer so lange unterwegs sein soll. Sie hat völlig recht, weil ich durch meinen Job ohnehin schon sehr viel von der Familie getrennt bin.“

Im Kreis der Lieben und mit den Fahrten auf seinen Rennrädern – eines davon ist sogar im legendären „Pink Pig“-Design von Porsche lackiert – bringt sich Vanthoor in Höchstform. Das Ziel: die nächsten sportlichen Ziele erreichen. „Ich habe einen Traum“, sagt er. „Ich will unbedingt die vier grössten 24-Stunden-Rennen der Welt gewinnen. An Le Mans ist schon ein Haken, an den Rennen in Spa und am Nürburgring auch. Fehlt nur noch Daytona. In diesem Jahr sind wir dort auf Platz zwei ins Ziel gekommen. Also ist klar, was 2021 folgen muss…“

Laurens Vanthoor, 911 RSR, 2020, Porsche AG
Laurens Vanthoor und der Porsche 911 RSR

Dieser Beitrag wurde vor dem Start des Porsche Newsroom Schweiz in Deutschland erstellt. Die genannten Verbrauchs- und Emissionsangaben richten sich daher nach dem Prüfverfahren NEFZ und wurden unverändert übernommen. Alle in der Schweiz gültigen Angaben nach WLTP-Messzyklus sind unter www.porsche.ch verfügbar.

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