Innovativ Porsche

Die Automobilindustrie erlebt einen epochalen Wandel. Noch tiefgreifender als die E-Mobilität wirkt die Digitalisierung im Fahrzeug – und verlangt ganz neue Denkweisen. Wir holen zu unserem Gespräch die Vorstände Dr. Michael Steiner (Forschung und Entwicklung) und Sajjad Khan (Car-IT) dazu.

Herr Blume, was bedeutet die digitale Transformation generell für Porsche?

Dr. Oliver Blume Wir denken heute grundlegend anders. Früher galt „Hardware first“. Die Software kam erst im Laufe des Entwicklungs­prozesses dazu. Jetzt definiert die Software von Beginn an die zentralen Anforderungen an ein neues Fahrzeug. Dieses Umdenken ist vor allem eine Frage des Mindsets – in der gesamten Industrie, nicht nur bei uns.

Fluider Werkstoff: Ausgangspunkt eines neuen Porsche ist die Software

Herr Steiner, Herr Khan, Sie treiben diesen Wandel in der Entwicklung bei Porsche gemeinsam voran. Was wird denn künftig einen „Software-defined Porsche“ auszeichnen?

Dr. MICHAEL STEINER Es wird ein nach allerhöchsten Qualitätsmaßstäben entwickeltes und produziertes Fahrzeug mit herausragender Performance und einmaligem Fahrerlebnis sein. Also genau das, wofür Porsche heute und schon seit über 75 Jahren steht. Das wird immer unser Anspruch sein. Und auch das, was unsere Kundinnen und Kunden von uns erwarten. Wir schaffen begeisternde Erlebnisse – mit erstklassiger Hardware, Software und digitalen Diensten.

SAJJAD KHAN Dem kann ich nur zustimmen. Natürlich muss die Software an sich exzellent sein. Aber erst die Art und Weise, wie sie integriert wird, macht am Ende den Unterschied. Gute Software muss einen echten Mehrwert bieten, perfekt mit den Fahrzeugkomponenten harmonieren und schließlich ein begehrenswertes Gesamtpaket darstellen.

Dr. Michael Steiner An unserem Zielbild ändert sich also nichts Wesentliches. Aber der Weg dorthin verläuft anders. In der Software­-Entwicklung haben wir uns von früheren langfristigen Zyklen verabschiedet. Da geht es um einen kontinuierlichen Prozess. Und das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität in der gesamten Organisation.

„Wir schaffen begeisternde Erlebnisse – mit erstklassiger Hardware, Software und digitalen Diensten.“
Dr. Michael Steiner und Sajjad Khan

Das klingt nach einem Kulturwandel...

Sajjad Khan Das ist es auch. Wir haben klare Visionen für die Software unserer künftigen Sportwagen. Unsere Teams arbeiten bei der Umsetzung in einem Modell der „Liquid Organization“ zusammen: keine Silos, wenig Hierarchie, viel Inhalt. Diese Art der Organisation ermöglicht es uns, dynamischer und schneller auf Marktveränderungen und technologische Entwicklungen zu reagieren.

Sie setzen gerade im digitalen Bereich zunehmend auf Partnerschaften. Welches Ziel verfolgen Sie damit?

Dr. MICHAEL STEINER Partnerschaften sind eine Chance für mehr Speed, eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und zugleich den internen Aufbau von Know-how. Um schnell voranzukommen, ist es manchmal sinnvoll, mit externen Partnern zu arbeiten. Gerade im digitalen Bereich müssen wir nicht alles von Grund auf selbst und neu entwickeln. Wo sich die Möglichkeit bietet, von der Expertise anderer zu profitieren und zu lernen, tun wir das. Zugleich suchen wir den Wettbewerb in den Bereichen, in denen wir selbst besonders stark sind.

„Software-defined Porsche“: ­Intelligente Software formt die Ikone zum unvergleichlichen Fahrerlebnis

Wie bewahren Sie in einem solchen Konstrukt die besondere Identität von Porsche?

SAJJAD KHAN Ich erkläre das gern mit einem Beispiel aus der Gastronomie: Gute Zutaten sind das A und O. Aber ein Spitzenkoch ist erst, wer daraus etwas Besonderes zaubert, das Gäste wirklich begeistert. Etwas, das sonst keiner kann. Übertragen auf unsere Software heißt das: Es ist entscheidend, wie gut sie in die Fahrzeuge unserer Kundinnen und Kunden integriert ist und wie sie das Fahrerlebnis noch besser macht. Wer welche Komponenten entwickelt hat, spielt eine völlig untergeordnete Rolle.

Apropos Porsche-Fahrerlebnis. Wie gelingt dessen Unverkennbarkeit?

Dr. MICHAEL STEINER Am Fahrerlebnis richten wir alles andere aus. Wir sind bereits heute durch intelligente Software sehr stark in Bereichen wie Fahrdynamik oder Energiemanagement. Beides wird auch künftig einen Porsche auszeichnen.

SAJJAD KHAN Die Porsche Driver Experience spricht alle fünf Sinne an. Der Sprachbedienung kommt dabei in Zukunft eine immer größere Rolle zu. Wichtig ist aber auch die optische, akustische und haptische Auslegung des Systems. Künstliche Intelligenz wird dabei immer wichtiger, um die Interaktion mit dem Fahrzeug zu erleichtern und die Bedienung zu verbessern. So einfach und so intuitiv wie möglich.

„Digitale Assistenten sind unsichtbare Beifahrer und Bodyguards.“
Dr. Oliver Blume

Dennoch bleibt ein Porsche ein Auto, das ich in erster Linie selbst fahren möchte?

Dr. Oliver Blume Definitiv. Wir nutzen alle Möglichkeiten, die uns neue digitale Systeme bieten. Unsere Technologie soll Fahrerinnen und Fahrer jederzeit optimal unterstützen – aber nicht ersetzen. Sie ist kein Konkurrent. Sie ist ein guter Partner. Digitale Assistenten sind unsichtbare Beifahrer und Bodyguards.

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